"Und mit Recht! O, wenn Du wüßtest! Sieben Mo- nate ist es her, seitdem ..."
"Jch kann Dich jetzt nicht hören! Beim Aufgange des Siebengestirns will ich aber einen Sklaven schicken, der Dich in meine Wohnung führen soll. Bis dahin bleibst Du in Deinem bisherigen Quartiere, denn ich muß nothwendiger Weise zu meiner Kranken."
"So, Du mußt? -- Gut, geh' nur und laß den alten Hib sterben! Jch komme um, ich vergehe, wenn ich nur noch eine Stunde bei diesen Menschen bleiben soll!"
"Aber, was willst Du eigentlich?"
"Jn Deinen Gemächern warten, bis wir wieder ab- reisen."
"Hat man Dich denn gar so unglimpflich behandelt?"
"Und wie! O, dieser Ekel! Sie haben mich gezwun- gen mit ihnen aus demselben Topfe zu essen und mein Brod mit ihrem Messer zu schneiden. Ein heilloser Per- ser, der lange in Aegypten gewesen und mit mir gereist ist, hat ihnen Alles mitgetheilt, was uns verunreinigt 5). Als ich mich scheeren wollte, nahmen sie mir das Messer fort. Eine nichtswürdige Dirne küßte mich, eh' ich mich dessen versah, auf die Stirn'. Du brauchst nicht zu la- chen! Jch bedarf wenigstens eines Monats, um mich von all' diesen Befleckungen zu säubern. Als endlich das Brech- mittel, welches ich genommen, seine Wirkung that, ver- höhnten sie mich. Aber das war noch nicht Alles. Ein verwünschter Küchenjunge schlug in meiner Gegenwart ein heiliges Kätzchen halb zu Tode. Ein Salbenreiber, der erfahren hatte, daß ich Dein Diener sei, ließ mich durch denselben verruchten Bubares, mit dem ich hergekommen, fragen, ob ich mich auch auf Augenheilkunde verstehe? Jch
„Und mit Recht! O, wenn Du wüßteſt! Sieben Mo- nate iſt es her, ſeitdem ...“
„Jch kann Dich jetzt nicht hören! Beim Aufgange des Siebengeſtirns will ich aber einen Sklaven ſchicken, der Dich in meine Wohnung führen ſoll. Bis dahin bleibſt Du in Deinem bisherigen Quartiere, denn ich muß nothwendiger Weiſe zu meiner Kranken.“
„So, Du mußt? — Gut, geh’ nur und laß den alten Hib ſterben! Jch komme um, ich vergehe, wenn ich nur noch eine Stunde bei dieſen Menſchen bleiben ſoll!“
„Aber, was willſt Du eigentlich?“
„Jn Deinen Gemächern warten, bis wir wieder ab- reiſen.“
„Hat man Dich denn gar ſo unglimpflich behandelt?“
„Und wie! O, dieſer Ekel! Sie haben mich gezwun- gen mit ihnen aus demſelben Topfe zu eſſen und mein Brod mit ihrem Meſſer zu ſchneiden. Ein heilloſer Per- ſer, der lange in Aegypten geweſen und mit mir gereiſt iſt, hat ihnen Alles mitgetheilt, was uns verunreinigt 5). Als ich mich ſcheeren wollte, nahmen ſie mir das Meſſer fort. Eine nichtswürdige Dirne küßte mich, eh’ ich mich deſſen verſah, auf die Stirn’. Du brauchſt nicht zu la- chen! Jch bedarf wenigſtens eines Monats, um mich von all’ dieſen Befleckungen zu ſäubern. Als endlich das Brech- mittel, welches ich genommen, ſeine Wirkung that, ver- höhnten ſie mich. Aber das war noch nicht Alles. Ein verwünſchter Küchenjunge ſchlug in meiner Gegenwart ein heiliges Kätzchen halb zu Tode. Ein Salbenreiber, der erfahren hatte, daß ich Dein Diener ſei, ließ mich durch denſelben verruchten Bubares, mit dem ich hergekommen, fragen, ob ich mich auch auf Augenheilkunde verſtehe? Jch
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„Und mit Recht! O, wenn Du wüßteſt! Sieben Mo-
nate iſt es her, ſeitdem ...“
„Jch kann Dich jetzt nicht hören! Beim Aufgange
des Siebengeſtirns will ich aber einen Sklaven ſchicken,
der Dich in meine Wohnung führen ſoll. Bis dahin
bleibſt Du in Deinem bisherigen Quartiere, denn ich muß
nothwendiger Weiſe zu meiner Kranken.“
„So, Du mußt? — Gut, geh’ nur und laß den
alten Hib ſterben! Jch komme um, ich vergehe, wenn ich
nur noch eine Stunde bei dieſen Menſchen bleiben
ſoll!“
„Aber, was willſt Du eigentlich?“
„Jn Deinen Gemächern warten, bis wir wieder ab-
reiſen.“
„Hat man Dich denn gar ſo unglimpflich behandelt?“
„Und wie! O, dieſer Ekel! Sie haben mich gezwun-
gen mit ihnen aus demſelben Topfe zu eſſen und mein
Brod mit ihrem Meſſer zu ſchneiden. Ein heilloſer Per-
ſer, der lange in Aegypten geweſen und mit mir gereiſt
iſt, hat ihnen Alles mitgetheilt, was uns verunreinigt 5).
Als ich mich ſcheeren wollte, nahmen ſie mir das Meſſer
fort. Eine nichtswürdige Dirne küßte mich, eh’ ich mich
deſſen verſah, auf die Stirn’. Du brauchſt nicht zu la-
chen! Jch bedarf wenigſtens eines Monats, um mich von
all’ dieſen Befleckungen zu ſäubern. Als endlich das Brech-
mittel, welches ich genommen, ſeine Wirkung that, ver-
höhnten ſie mich. Aber das war noch nicht Alles. Ein
verwünſchter Küchenjunge ſchlug in meiner Gegenwart ein
heiliges Kätzchen halb zu Tode. Ein Salbenreiber, der
erfahren hatte, daß ich Dein Diener ſei, ließ mich durch
denſelben verruchten Bubares, mit dem ich hergekommen,
fragen, ob ich mich auch auf Augenheilkunde verſtehe? Jch
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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/16>, abgerufen am 16.07.2024.
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