Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.Kallias spielte den schweigenden Zuschauer und lächelte "Nun aber," rief der Königssohn, nachdem er mit "Jch vermuthe es fast," -- antwortete Sappho; "Laß uns erst hineingehen, meine Liebe; ich fürchte, "So kommt schnell," rief Sappho, "wenn ihr nicht "Dann wird Dir heut' etwas Neues begegnen," Jm Wohnzimmer der Rhodopis saß Theopompos, wie Kallias ſpielte den ſchweigenden Zuſchauer und lächelte „Nun aber,“ rief der Königsſohn, nachdem er mit „Jch vermuthe es faſt,“ — antwortete Sappho; „Laß uns erſt hineingehen, meine Liebe; ich fürchte, „So kommt ſchnell,“ rief Sappho, „wenn ihr nicht „Dann wird Dir heut’ etwas Neues begegnen,“ Jm Wohnzimmer der Rhodopis ſaß Theopompos, wie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0141" n="131"/> <p>Kallias ſpielte den ſchweigenden Zuſchauer und lächelte<lb/> vor Freude über die wunderbare Schönheit des jungen<lb/> Paares.</p><lb/> <p>„Nun aber,“ rief der Königsſohn, nachdem er mit<lb/> Kallias bekannt geworden war, „muß ich die Großmutter<lb/> ſofort aufſuchen. Statt in vier Tagen, ſoll heute noch<lb/> die Hochzeit ſein! Jede Stunde des Zauderns kann uns<lb/> gefährlich werden. Jſt Theopompos hier?“</p><lb/> <p>„Jch vermuthe es faſt,“ — antwortete Sappho;<lb/> „denn ich wüßte ſonſt nicht, warum die Großmutter ſo<lb/> lang’ im Hauſe bleibt. Aber was iſt es mit der Hoch-<lb/> zeit? Jch meine ....“</p><lb/> <p>„Laß uns erſt hineingehen, meine Liebe; ich fürchte,<lb/> daß ein Gewitter heraufzieht. Der Himmel verfinſtert ſich<lb/> ſchon, und es fängt an, unerträglich ſchwül zu werden!“</p><lb/> <p>„So kommt ſchnell,“ rief Sappho, „wenn ihr nicht<lb/> wollt, daß ich vor Neugier vergehe! Vor dem Gewitter<lb/> braucht ihr euch nicht zu fürchten. So lang’ ich lebe,<lb/> hat es in Aegypten während dieſer Jahreszeit weder ge-<lb/> blitzt, noch gedonnert <hi rendition="#sup">87</hi>)!“</p><lb/> <p>„Dann wird Dir heut’ etwas Neues begegnen,“<lb/> lachte der Athener. „Soeben fiel ein ſchwerer Regen-<lb/> tropfen auf mein kahles Haupt, — die Nilſchwalben flogen<lb/> bei meiner Herfahrt ganz dicht über dem Waſſer hin, und<lb/> ſchon breitet ſich eine Wolke über den Mond. Kommet<lb/> ſchnell herein, damit ihr nicht naß werdet. He, Sklav’,<lb/> ſorge dafür, daß man den Göttern der Unterwelt ein<lb/> ſchwarzes Lamm opfert!“</p><lb/> <p>Jm Wohnzimmer der Rhodopis ſaß Theopompos, wie<lb/> Sappho richtig vermuthet hatte. Er war eben mit ſeiner<lb/> Erzählung von der Verhaftung des Zopyros und der Reiſe<lb/> des Bartja und ſeiner Freunde fertig geworden.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [131/0141]
Kallias ſpielte den ſchweigenden Zuſchauer und lächelte
vor Freude über die wunderbare Schönheit des jungen
Paares.
„Nun aber,“ rief der Königsſohn, nachdem er mit
Kallias bekannt geworden war, „muß ich die Großmutter
ſofort aufſuchen. Statt in vier Tagen, ſoll heute noch
die Hochzeit ſein! Jede Stunde des Zauderns kann uns
gefährlich werden. Jſt Theopompos hier?“
„Jch vermuthe es faſt,“ — antwortete Sappho;
„denn ich wüßte ſonſt nicht, warum die Großmutter ſo
lang’ im Hauſe bleibt. Aber was iſt es mit der Hoch-
zeit? Jch meine ....“
„Laß uns erſt hineingehen, meine Liebe; ich fürchte,
daß ein Gewitter heraufzieht. Der Himmel verfinſtert ſich
ſchon, und es fängt an, unerträglich ſchwül zu werden!“
„So kommt ſchnell,“ rief Sappho, „wenn ihr nicht
wollt, daß ich vor Neugier vergehe! Vor dem Gewitter
braucht ihr euch nicht zu fürchten. So lang’ ich lebe,
hat es in Aegypten während dieſer Jahreszeit weder ge-
blitzt, noch gedonnert 87)!“
„Dann wird Dir heut’ etwas Neues begegnen,“
lachte der Athener. „Soeben fiel ein ſchwerer Regen-
tropfen auf mein kahles Haupt, — die Nilſchwalben flogen
bei meiner Herfahrt ganz dicht über dem Waſſer hin, und
ſchon breitet ſich eine Wolke über den Mond. Kommet
ſchnell herein, damit ihr nicht naß werdet. He, Sklav’,
ſorge dafür, daß man den Göttern der Unterwelt ein
ſchwarzes Lamm opfert!“
Jm Wohnzimmer der Rhodopis ſaß Theopompos, wie
Sappho richtig vermuthet hatte. Er war eben mit ſeiner
Erzählung von der Verhaftung des Zopyros und der Reiſe
des Bartja und ſeiner Freunde fertig geworden.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |