Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.griffen und schmückte ihre letzten Stunden mit lieblichen Die Sklavinnen, welche mit Fächern und Wedeln die Eine Stunde mochte sie so gelegen haben, als ihre "So ist meinem theuren Kinde der Gang in den "Ach, Mutter, sehr gut! Jch habe ihn ja wieder- Ladike blickte die Dienerinnen ihrer Tochter ängstlich griffen und ſchmückte ihre letzten Stunden mit lieblichen Die Sklavinnen, welche mit Fächern und Wedeln die Eine Stunde mochte ſie ſo gelegen haben, als ihre „So iſt meinem theuren Kinde der Gang in den „Ach, Mutter, ſehr gut! Jch habe ihn ja wieder- Ladike blickte die Dienerinnen ihrer Tochter ängſtlich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0128" n="118"/> griffen und ſchmückte ihre letzten Stunden mit lieblichen<lb/> Träumen.</p><lb/> <p>Die Sklavinnen, welche mit Fächern und Wedeln die<lb/> Fliegen aus der Nähe der Schläferin ſcheuchten, verſicher-<lb/> ten ſpäter, Tachot niemals ſo ſchön und lieblich geſehen<lb/> zu haben, wie damals.</p><lb/> <p>Eine Stunde mochte ſie ſo gelegen haben, als ihre<lb/> Athemzüge tief und röchelnd wurden, ein leiſer Huſten ihre<lb/> Bruſt erhob, und lichtes Blut von ihren Lippen auf ihr<lb/> weißes Gewand herniederrieſelte. Jetzt erwachte die Schlä-<lb/> ferin und blickte verwundert und enttäuſcht auf die An-<lb/> weſenden. Als ſie ihre Mutter Ladike bemerkte, welche in<lb/> dieſem Augenblicke den Altan betrat, lächelte ſie wiederum<lb/> und ſagte: „O Mutter, wie ſüß hab’ ich geträumt!“</p><lb/> <p>„So iſt meinem theuren Kinde der Gang in den<lb/> Tempel wohl bekommen?“ fragte die Königin, welche die<lb/> Blutstropfen auf den Lippen der Kranken bebend wahr-<lb/> nahm.</p><lb/> <p>„Ach, Mutter, ſehr gut! Jch habe ihn ja wieder-<lb/> geſehn!“</p><lb/> <p>Ladike blickte die Dienerinnen ihrer Tochter ängſtlich<lb/> an, als wollte ſie fragen: „Hat auch der Geiſt eurer<lb/> armen Herrin gelitten?“ Tachot bemerkte dieſen Blick und<lb/> ſagte mit ſichtbarer Anſtrengung: „Du glaubſt, daß ich<lb/> irre rede, Mutter? Jch habe ihn aber ganz gewiß nicht<lb/> nur geſehn, ſondern auch geſprochen. Er gab mir das<lb/> Siſtrum in die Hand und ſagte, er ſei mein Freund.<lb/> Dann nahm er meine Lotosknoſpe auf und verſchwand im<lb/> Gedränge. Sieh’ mich nicht ſo bekümmert und ſtaunend<lb/> an, Mutter; ich rede die volle Wahrheit und habe nicht<lb/> etwa geträumt. — Da hörſt Du’s, Sch<hi rendition="#aq">ï</hi>e hat ihn auch<lb/> bemerkt! Er iſt ganz gewiß um meinetwillen nach Sais<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [118/0128]
griffen und ſchmückte ihre letzten Stunden mit lieblichen
Träumen.
Die Sklavinnen, welche mit Fächern und Wedeln die
Fliegen aus der Nähe der Schläferin ſcheuchten, verſicher-
ten ſpäter, Tachot niemals ſo ſchön und lieblich geſehen
zu haben, wie damals.
Eine Stunde mochte ſie ſo gelegen haben, als ihre
Athemzüge tief und röchelnd wurden, ein leiſer Huſten ihre
Bruſt erhob, und lichtes Blut von ihren Lippen auf ihr
weißes Gewand herniederrieſelte. Jetzt erwachte die Schlä-
ferin und blickte verwundert und enttäuſcht auf die An-
weſenden. Als ſie ihre Mutter Ladike bemerkte, welche in
dieſem Augenblicke den Altan betrat, lächelte ſie wiederum
und ſagte: „O Mutter, wie ſüß hab’ ich geträumt!“
„So iſt meinem theuren Kinde der Gang in den
Tempel wohl bekommen?“ fragte die Königin, welche die
Blutstropfen auf den Lippen der Kranken bebend wahr-
nahm.
„Ach, Mutter, ſehr gut! Jch habe ihn ja wieder-
geſehn!“
Ladike blickte die Dienerinnen ihrer Tochter ängſtlich
an, als wollte ſie fragen: „Hat auch der Geiſt eurer
armen Herrin gelitten?“ Tachot bemerkte dieſen Blick und
ſagte mit ſichtbarer Anſtrengung: „Du glaubſt, daß ich
irre rede, Mutter? Jch habe ihn aber ganz gewiß nicht
nur geſehn, ſondern auch geſprochen. Er gab mir das
Siſtrum in die Hand und ſagte, er ſei mein Freund.
Dann nahm er meine Lotosknoſpe auf und verſchwand im
Gedränge. Sieh’ mich nicht ſo bekümmert und ſtaunend
an, Mutter; ich rede die volle Wahrheit und habe nicht
etwa geträumt. — Da hörſt Du’s, Schïe hat ihn auch
bemerkt! Er iſt ganz gewiß um meinetwillen nach Sais
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