vom Heimatland durch böse Feinde sonder Schuld ver- bannt. Am selben Tage, der ihn uns entzog, kam eine Botschaft vom Spartanervolk' am Nile an, um Aristo- machos, durch dessen Söhne Sparta hohen Ruhm gewon- nen hatte, zum Eurotasstrom mit allen Ehren, welche Hellas kennt, zurückzurufen. Ein bekränztes Schiff er- wartete den vielgepries'nen Greis, und, als der Führer der Gesandten, kam sein eigner ruhmgekrönter, starker Sohn."
"Jch kannte jenen eisenharten Mann, der sich ver- stümmelte, um einer Schmach, die seiner Ehre drohte, zu entgehen. Wir rächen ihn, beim Anahita Stern *), der dort im Osten zitternd untergeht."
"O, mein Geliebter, ist es schon so spät? Mir ist die Zeit vergangen, wie ein Hauch, der unsere Stirnen küsset und entflieht. Hörst Du nicht rufen? Ja, man harrt auf uns! Vor Tagesanbruch sollt ihr in der Stadt im Hause eures edlen Gastfreunds sein. Leb' wohl, mein Held!"
"Geliebte, lebe wohl! Und in fünf Tagen tönt der Hochzeitssang. Du zitterst ja, als ging' es in den Krieg!"
"Jch bebe vor der Größe unsres Glücks, wie man vor allem Ungeheuern bebt!"
"Schon wieder ruft die edle Rhodopis. Jetzt laß uns gehen! Jch habe Theopomp gebeten, mit der Greisin, wie es Brauch, sich zu bereden, wann uud wie und wo die Hochzeitsfeier zu begehen sei. Jch bleibe unerkannt in seinem Haus', bis daß ich Dich als mein geliebtes Weib mit mir entführe."
"Und ich folge Dir!"
*)III. Theil. Anmerk. 39.
Ebers, Eine ägyptische Königstochter. III.
vom Heimatland durch böſe Feinde ſonder Schuld ver- bannt. Am ſelben Tage, der ihn uns entzog, kam eine Botſchaft vom Spartanervolk’ am Nile an, um Ariſto- machos, durch deſſen Söhne Sparta hohen Ruhm gewon- nen hatte, zum Eurotasſtrom mit allen Ehren, welche Hellas kennt, zurückzurufen. Ein bekränztes Schiff er- wartete den vielgeprieſ’nen Greis, und, als der Führer der Geſandten, kam ſein eigner ruhmgekrönter, ſtarker Sohn.“
„Jch kannte jenen eiſenharten Mann, der ſich ver- ſtümmelte, um einer Schmach, die ſeiner Ehre drohte, zu entgehen. Wir rächen ihn, beim Anahita Stern *), der dort im Oſten zitternd untergeht.“
„O, mein Geliebter, iſt es ſchon ſo ſpät? Mir iſt die Zeit vergangen, wie ein Hauch, der unſere Stirnen küſſet und entflieht. Hörſt Du nicht rufen? Ja, man harrt auf uns! Vor Tagesanbruch ſollt ihr in der Stadt im Hauſe eures edlen Gaſtfreunds ſein. Leb’ wohl, mein Held!“
„Geliebte, lebe wohl! Und in fünf Tagen tönt der Hochzeitsſang. Du zitterſt ja, als ging’ es in den Krieg!“
„Jch bebe vor der Größe unſres Glücks, wie man vor allem Ungeheuern bebt!“
„Schon wieder ruft die edle Rhodopis. Jetzt laß uns gehen! Jch habe Theopomp gebeten, mit der Greiſin, wie es Brauch, ſich zu bereden, wann uud wie und wo die Hochzeitsfeier zu begehen ſei. Jch bleibe unerkannt in ſeinem Hauſ’, bis daß ich Dich als mein geliebtes Weib mit mir entführe.“
„Und ich folge Dir!“
*)III. Theil. Anmerk. 39.
Ebers, Eine ägyptiſche Königstochter. III.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0107"n="97"/>
vom Heimatland durch böſe Feinde ſonder Schuld ver-<lb/>
bannt. Am ſelben Tage, der ihn uns entzog, kam eine<lb/>
Botſchaft vom Spartanervolk’ am Nile an, um Ariſto-<lb/>
machos, durch deſſen Söhne Sparta hohen Ruhm gewon-<lb/>
nen hatte, zum Eurotasſtrom mit allen Ehren, welche<lb/>
Hellas kennt, zurückzurufen. Ein bekränztes Schiff er-<lb/>
wartete den vielgeprieſ’nen Greis, und, als der Führer der<lb/>
Geſandten, kam ſein eigner ruhmgekrönter, ſtarker Sohn.“</p><lb/><p>„Jch kannte jenen eiſenharten Mann, der ſich ver-<lb/>ſtümmelte, um einer Schmach, die ſeiner Ehre drohte, zu<lb/>
entgehen. Wir rächen ihn, beim Anahita Stern <noteplace="foot"n="*)"><hirendition="#aq">III.</hi> Theil. Anmerk. 39.</note>, der<lb/>
dort im Oſten zitternd untergeht.“</p><lb/><p>„O, mein Geliebter, iſt es ſchon ſo ſpät? Mir iſt<lb/>
die Zeit vergangen, wie ein Hauch, der unſere Stirnen<lb/>
küſſet und entflieht. Hörſt Du nicht rufen? Ja, man<lb/>
harrt auf uns! Vor Tagesanbruch ſollt ihr in der Stadt<lb/>
im Hauſe eures edlen Gaſtfreunds ſein. Leb’ wohl, mein<lb/>
Held!“</p><lb/><p>„Geliebte, lebe wohl! Und in fünf Tagen tönt der<lb/>
Hochzeitsſang. Du zitterſt ja, als ging’ es in den Krieg!“</p><lb/><p>„Jch bebe vor der Größe unſres Glücks, wie man<lb/>
vor allem Ungeheuern bebt!“</p><lb/><p>„Schon wieder ruft die edle Rhodopis. Jetzt laß<lb/>
uns gehen! Jch habe Theopomp gebeten, mit der Greiſin,<lb/>
wie es Brauch, ſich zu bereden, wann uud wie und wo<lb/>
die Hochzeitsfeier zu begehen ſei. Jch bleibe unerkannt<lb/>
in ſeinem Hauſ’, bis daß ich Dich als mein geliebtes Weib<lb/>
mit mir entführe.“</p><lb/><p>„Und ich folge Dir!“</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Ebers,</hi> Eine ägyptiſche Königstochter. <hirendition="#aq">III.</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[97/0107]
vom Heimatland durch böſe Feinde ſonder Schuld ver-
bannt. Am ſelben Tage, der ihn uns entzog, kam eine
Botſchaft vom Spartanervolk’ am Nile an, um Ariſto-
machos, durch deſſen Söhne Sparta hohen Ruhm gewon-
nen hatte, zum Eurotasſtrom mit allen Ehren, welche
Hellas kennt, zurückzurufen. Ein bekränztes Schiff er-
wartete den vielgeprieſ’nen Greis, und, als der Führer der
Geſandten, kam ſein eigner ruhmgekrönter, ſtarker Sohn.“
„Jch kannte jenen eiſenharten Mann, der ſich ver-
ſtümmelte, um einer Schmach, die ſeiner Ehre drohte, zu
entgehen. Wir rächen ihn, beim Anahita Stern *), der
dort im Oſten zitternd untergeht.“
„O, mein Geliebter, iſt es ſchon ſo ſpät? Mir iſt
die Zeit vergangen, wie ein Hauch, der unſere Stirnen
küſſet und entflieht. Hörſt Du nicht rufen? Ja, man
harrt auf uns! Vor Tagesanbruch ſollt ihr in der Stadt
im Hauſe eures edlen Gaſtfreunds ſein. Leb’ wohl, mein
Held!“
„Geliebte, lebe wohl! Und in fünf Tagen tönt der
Hochzeitsſang. Du zitterſt ja, als ging’ es in den Krieg!“
„Jch bebe vor der Größe unſres Glücks, wie man
vor allem Ungeheuern bebt!“
„Schon wieder ruft die edle Rhodopis. Jetzt laß
uns gehen! Jch habe Theopomp gebeten, mit der Greiſin,
wie es Brauch, ſich zu bereden, wann uud wie und wo
die Hochzeitsfeier zu begehen ſei. Jch bleibe unerkannt
in ſeinem Hauſ’, bis daß ich Dich als mein geliebtes Weib
mit mir entführe.“
„Und ich folge Dir!“
*) III. Theil. Anmerk. 39.
Ebers, Eine ägyptiſche Königstochter. III.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/107>, abgerufen am 21.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.