Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.Klang der Harmonieen eines Saitenspiels. Du kannst "Jetzt sitzen wir in jenem Wonnekahn! O hielte "Du, stolz auf mich, -- Du hoher Fürstensohn, der "Jch finde keinen höhern Werth in mir, als den, Klang der Harmonieen eines Saitenſpiels. Du kannſt „Jetzt ſitzen wir in jenem Wonnekahn! O hielte „Du, ſtolz auf mich, — Du hoher Fürſtenſohn, der „Jch finde keinen höhern Werth in mir, als den, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0103" n="93"/> Klang der Harmonieen eines Saitenſpiels. Du kannſt<lb/> dem Manne, dem Dein Herz gehört, den Du für höher<lb/> als Dich ſelber hältſt, weil Du ihn eben liebſt, nicht beſſer<lb/> dienen und Deine Treue ihm nicht ſchöner zeigen, als<lb/> wenn Du Deinen Geiſt und Dein Gemüth, ſo hoch es<lb/> nur in Deinen Kräften ſteht, veredelſt. Was Du auch<lb/> Schönes, Gutes neu erlernſt, das wird für Deinen Lieb-<lb/> ſten zum Geſchenk, — denn, gibſt Du ihm Dein ganzes<lb/> Weſen hin, empfängt er Deine Tugenden mit Dir. Doch<lb/> träumend hat noch Niemand Sieg erkämpft. Der Labe-<lb/> thau der Tugendblume nennt ſich Schweiß!‘ — So ſagte<lb/> ſie; ich aber ſprang beſchämt vom Heerde fort, ergriff<lb/> das Saitenſpiel, erlernte neue Lieder oder hing am Munde<lb/> meiner Lehrerin, die mich, — ſie übertrifft an Weisheit<lb/> manchen Mann, — mit Wort und Schriften liebend unter-<lb/> wies. So floß die Zeit dahin, ein raſcher Strom, der,<lb/> gleich dem Nil dort drüben, ewig fließt und bald ein bunt’<lb/> bewimpelt’ goldnes Boot, bald ein gefräßig’ böſes Kroko-<lb/> dill an uns, den Sterblichen, vorüberführt!“</p><lb/> <p>„Jetzt ſitzen wir in jenem Wonnekahn! O hielte<lb/> doch in dieſem Augenblick der Strom der Zeit die ſchnellen<lb/> Fluten auf, o wär’ es immerwährend ſo, wie jetzt! — Du<lb/> holdes Mädchen, wie Du klüglich ſprichſt, wie Du die<lb/> ſchönen Lehren wohl begreifſt und ſie noch anmuthsvoller<lb/> wiedergibſt. Ja, meine Sappho, ich bin ſtolz auf Dich!<lb/> Jn Deiner Tugend hab’ ich einen Schatz, der mich viel<lb/> reicher macht, als meinen Herrn und Bruder, dem die<lb/> halbe Welt gehört!“</p><lb/> <p>„Du, ſtolz auf mich, — Du hoher Fürſtenſohn, der<lb/> Schönſte, Beſte Deines ganzen Stammes?!“</p><lb/> <p>„Jch finde keinen höhern Werth in mir, als den,<lb/> daß Du mich Deiner würdig hältſt!“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [93/0103]
Klang der Harmonieen eines Saitenſpiels. Du kannſt
dem Manne, dem Dein Herz gehört, den Du für höher
als Dich ſelber hältſt, weil Du ihn eben liebſt, nicht beſſer
dienen und Deine Treue ihm nicht ſchöner zeigen, als
wenn Du Deinen Geiſt und Dein Gemüth, ſo hoch es
nur in Deinen Kräften ſteht, veredelſt. Was Du auch
Schönes, Gutes neu erlernſt, das wird für Deinen Lieb-
ſten zum Geſchenk, — denn, gibſt Du ihm Dein ganzes
Weſen hin, empfängt er Deine Tugenden mit Dir. Doch
träumend hat noch Niemand Sieg erkämpft. Der Labe-
thau der Tugendblume nennt ſich Schweiß!‘ — So ſagte
ſie; ich aber ſprang beſchämt vom Heerde fort, ergriff
das Saitenſpiel, erlernte neue Lieder oder hing am Munde
meiner Lehrerin, die mich, — ſie übertrifft an Weisheit
manchen Mann, — mit Wort und Schriften liebend unter-
wies. So floß die Zeit dahin, ein raſcher Strom, der,
gleich dem Nil dort drüben, ewig fließt und bald ein bunt’
bewimpelt’ goldnes Boot, bald ein gefräßig’ böſes Kroko-
dill an uns, den Sterblichen, vorüberführt!“
„Jetzt ſitzen wir in jenem Wonnekahn! O hielte
doch in dieſem Augenblick der Strom der Zeit die ſchnellen
Fluten auf, o wär’ es immerwährend ſo, wie jetzt! — Du
holdes Mädchen, wie Du klüglich ſprichſt, wie Du die
ſchönen Lehren wohl begreifſt und ſie noch anmuthsvoller
wiedergibſt. Ja, meine Sappho, ich bin ſtolz auf Dich!
Jn Deiner Tugend hab’ ich einen Schatz, der mich viel
reicher macht, als meinen Herrn und Bruder, dem die
halbe Welt gehört!“
„Du, ſtolz auf mich, — Du hoher Fürſtenſohn, der
Schönſte, Beſte Deines ganzen Stammes?!“
„Jch finde keinen höhern Werth in mir, als den,
daß Du mich Deiner würdig hältſt!“
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