anstaltete ein großes Opfer, welches Deiner Schwester die Gesundheit zurückgeben sollte.
"Aber weder Aerzte, noch Beschwörungen, noch Amu- lette wollten der Armen helfen. -- Neithoteph verhehlte mir endlich nicht mehr, daß Tachots Sterne wenig Hoff- nung verhießen. Der heilige Stier von Memphis starb in jenen Tagen; die Priester fanden kein Herz in den Eingeweiden desselben und verkündeten Unheil, welches über Aegypten kommen werde. Bis heute ist noch kein neuer Apis gefunden worden. Man glaubt, daß die Göt- ter dem Reiche Deines Vaters zürnen und das Orakel von Buto hat verkündet, die Unsterblichen würden erst dann Aegypten mit neuer Huld beglücken, wenn alle den frem- den Göttern auf der schwarzen Erde erbauten Tempel ver- nichtet und Diejenigen, welche den falschen Gottheiten opfern, aus Aegypten verbannt worden wären.
"Die Unglückszeichen haben nicht gelegen. Tachot wurde von einem furchtbaren Fieber ergriffen. Neun Tage lang schwebte sie zwischen Tod und Leben, und ist heute noch so schwach, daß sie getragen werden muß und weder Hand noch Fuß zu rühren vermag.
"Während der Fahrt nach Babastis hatten sich, wie dieß in Aegypten nicht selten geschieht 71), die Augen des Amasis entzündet. Statt denselben Ruhe zu gönnen, ar- beitete er nach wie vor, von Sonnenaufgang bis zur Mittagszeit. Während der schlimmen Fiebertage Deiner Schwester wich er, trotz unsrer Mahnungen, nicht von dem Lager derselben. Laß mich kurz sein, meine Tochter! Das Augenübel wurde immer heftiger, und an demselben Tage, welcher uns die Nachricht brachte, Du wärest wohlbehal- ten zu Babylon eingetroffen, war Amasis erblindet.
"Aus dem rüstigen frohen Manne ist seit jener Zeit
anſtaltete ein großes Opfer, welches Deiner Schweſter die Geſundheit zurückgeben ſollte.
„Aber weder Aerzte, noch Beſchwörungen, noch Amu- lette wollten der Armen helfen. — Neithoteph verhehlte mir endlich nicht mehr, daß Tachots Sterne wenig Hoff- nung verhießen. Der heilige Stier von Memphis ſtarb in jenen Tagen; die Prieſter fanden kein Herz in den Eingeweiden deſſelben und verkündeten Unheil, welches über Aegypten kommen werde. Bis heute iſt noch kein neuer Apis gefunden worden. Man glaubt, daß die Göt- ter dem Reiche Deines Vaters zürnen und das Orakel von Buto hat verkündet, die Unſterblichen würden erſt dann Aegypten mit neuer Huld beglücken, wenn alle den frem- den Göttern auf der ſchwarzen Erde erbauten Tempel ver- nichtet und Diejenigen, welche den falſchen Gottheiten opfern, aus Aegypten verbannt worden wären.
„Die Unglückszeichen haben nicht gelegen. Tachot wurde von einem furchtbaren Fieber ergriffen. Neun Tage lang ſchwebte ſie zwiſchen Tod und Leben, und iſt heute noch ſo ſchwach, daß ſie getragen werden muß und weder Hand noch Fuß zu rühren vermag.
„Während der Fahrt nach Babaſtis hatten ſich, wie dieß in Aegypten nicht ſelten geſchieht 71), die Augen des Amaſis entzündet. Statt denſelben Ruhe zu gönnen, ar- beitete er nach wie vor, von Sonnenaufgang bis zur Mittagszeit. Während der ſchlimmen Fiebertage Deiner Schweſter wich er, trotz unſrer Mahnungen, nicht von dem Lager derſelben. Laß mich kurz ſein, meine Tochter! Das Augenübel wurde immer heftiger, und an demſelben Tage, welcher uns die Nachricht brachte, Du wäreſt wohlbehal- ten zu Babylon eingetroffen, war Amaſis erblindet.
„Aus dem rüſtigen frohen Manne iſt ſeit jener Zeit
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anſtaltete ein großes Opfer, welches Deiner Schweſter die
Geſundheit zurückgeben ſollte.
„Aber weder Aerzte, noch Beſchwörungen, noch Amu-
lette wollten der Armen helfen. — Neithoteph verhehlte
mir endlich nicht mehr, daß Tachots Sterne wenig Hoff-
nung verhießen. Der heilige Stier von Memphis ſtarb
in jenen Tagen; die Prieſter fanden kein Herz in den
Eingeweiden deſſelben und verkündeten Unheil, welches
über Aegypten kommen werde. Bis heute iſt noch kein
neuer Apis gefunden worden. Man glaubt, daß die Göt-
ter dem Reiche Deines Vaters zürnen und das Orakel von
Buto hat verkündet, die Unſterblichen würden erſt dann
Aegypten mit neuer Huld beglücken, wenn alle den frem-
den Göttern auf der ſchwarzen Erde erbauten Tempel ver-
nichtet und Diejenigen, welche den falſchen Gottheiten
opfern, aus Aegypten verbannt worden wären.
„Die Unglückszeichen haben nicht gelegen. Tachot
wurde von einem furchtbaren Fieber ergriffen. Neun Tage
lang ſchwebte ſie zwiſchen Tod und Leben, und iſt heute
noch ſo ſchwach, daß ſie getragen werden muß und weder
Hand noch Fuß zu rühren vermag.
„Während der Fahrt nach Babaſtis hatten ſich, wie
dieß in Aegypten nicht ſelten geſchieht 71), die Augen des
Amaſis entzündet. Statt denſelben Ruhe zu gönnen, ar-
beitete er nach wie vor, von Sonnenaufgang bis zur
Mittagszeit. Während der ſchlimmen Fiebertage Deiner
Schweſter wich er, trotz unſrer Mahnungen, nicht von dem
Lager derſelben. Laß mich kurz ſein, meine Tochter! Das
Augenübel wurde immer heftiger, und an demſelben Tage,
welcher uns die Nachricht brachte, Du wäreſt wohlbehal-
ten zu Babylon eingetroffen, war Amaſis erblindet.
„Aus dem rüſtigen frohen Manne iſt ſeit jener Zeit
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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/93>, abgerufen am 16.02.2025.
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