Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.den Tod ihres einzigen Sohnes, darum durft' ich sagen, "Sie war ein großes Weib," murmelte Kambyses. "Bei uns zu Lande," antwortete der Bote, "ist im "So wollt ihr euch ohne Schwertstreich unterwerfen?" den Tod ihres einzigen Sohnes, darum durft’ ich ſagen, „Sie war ein großes Weib,“ murmelte Kambyſes. „Bei uns zu Lande,“ antwortete der Bote, „iſt im „So wollt ihr euch ohne Schwertſtreich unterwerfen?“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0079" n="77"/> den Tod ihres einzigen Sohnes, darum durft’ ich ſagen,<lb/> daß auch ſie dem Kriege mit den Perſern und der Seele<lb/> Deines Vaters zum Opfer fiel.“</p><lb/> <p>„Sie war ein großes Weib,“ murmelte Kambyſes.<lb/> Dann fuhr er ſeine Stimme erhebend fort. „Wahrlich,<lb/> ihr Maſſageten, ich beginne zu glauben, daß die Götter<lb/> ſelbſt übernommen haben, meinen Vater an euch zu rächen.<lb/> Aber ſo ſchwer eure Verluſte auch erſcheinen mögen, Spar-<lb/> gapiſes, Tomyris und fünfzigtauſend Maſſageten wiegen<lb/> immer noch nicht die Seele eines Königs von Perſien, am<lb/> wenigſten aber eines Kyros auf!“</p><lb/> <p>„Bei uns zu Lande,“ antwortete der Bote, „iſt im<lb/> Tode Alles gleich, und die Seele eines verſtorbenen Königs<lb/> nicht größer als die eines armen Knechtes. Dein Vater<lb/> war ein großer Mann; aber das, was wir um ſeinet-<lb/> willen erduldeten, iſt ungeheuer. Wiſſe, König, daß ich<lb/> Dir noch nicht alles Unglück mitgetheilt habe, welches ſeit<lb/> jenem furchtbaren Kriege über unſer Land gekommen iſt.<lb/> — Nach dem Tode der Tomyris iſt Uneinigkeit unter den<lb/> Maſſageten ausgebrochen. Zwei Männer glaubten gleiche<lb/> Rechte auf den erledigten Thron zu haben. Die eine<lb/> Hälfte des Volkes kämpfte für den Erſten, die andere für<lb/> den Zweiten. Ein furchtbarer Bürgerkrieg, dem eine ver-<lb/> heerende Peſtilenz auf dem Fuße folgte, hat die Schaaren<lb/> unſerer Krieger gelichtet. — Wir vermögen Deiner Macht,<lb/> wenn Du uns bekriegen ſollteſt, nicht zu widerſtehen, und<lb/> bieten Dir darum mit ſchweren Laſten reinen Goldes den<lb/> Frieden an.“</p><lb/> <p>„So wollt ihr euch ohne Schwertſtreich unterwerfen?“<lb/> fragte Kambyſes. „Die Zahl meines in der mediſchen Ebne<lb/> verſammelten Heeres kann euch beweiſen, daß ich von<lb/> eurem Heldenmuthe Größeres erwartet habe. Ohne Feinde<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [77/0079]
den Tod ihres einzigen Sohnes, darum durft’ ich ſagen,
daß auch ſie dem Kriege mit den Perſern und der Seele
Deines Vaters zum Opfer fiel.“
„Sie war ein großes Weib,“ murmelte Kambyſes.
Dann fuhr er ſeine Stimme erhebend fort. „Wahrlich,
ihr Maſſageten, ich beginne zu glauben, daß die Götter
ſelbſt übernommen haben, meinen Vater an euch zu rächen.
Aber ſo ſchwer eure Verluſte auch erſcheinen mögen, Spar-
gapiſes, Tomyris und fünfzigtauſend Maſſageten wiegen
immer noch nicht die Seele eines Königs von Perſien, am
wenigſten aber eines Kyros auf!“
„Bei uns zu Lande,“ antwortete der Bote, „iſt im
Tode Alles gleich, und die Seele eines verſtorbenen Königs
nicht größer als die eines armen Knechtes. Dein Vater
war ein großer Mann; aber das, was wir um ſeinet-
willen erduldeten, iſt ungeheuer. Wiſſe, König, daß ich
Dir noch nicht alles Unglück mitgetheilt habe, welches ſeit
jenem furchtbaren Kriege über unſer Land gekommen iſt.
— Nach dem Tode der Tomyris iſt Uneinigkeit unter den
Maſſageten ausgebrochen. Zwei Männer glaubten gleiche
Rechte auf den erledigten Thron zu haben. Die eine
Hälfte des Volkes kämpfte für den Erſten, die andere für
den Zweiten. Ein furchtbarer Bürgerkrieg, dem eine ver-
heerende Peſtilenz auf dem Fuße folgte, hat die Schaaren
unſerer Krieger gelichtet. — Wir vermögen Deiner Macht,
wenn Du uns bekriegen ſollteſt, nicht zu widerſtehen, und
bieten Dir darum mit ſchweren Laſten reinen Goldes den
Frieden an.“
„So wollt ihr euch ohne Schwertſtreich unterwerfen?“
fragte Kambyſes. „Die Zahl meines in der mediſchen Ebne
verſammelten Heeres kann euch beweiſen, daß ich von
eurem Heldenmuthe Größeres erwartet habe. Ohne Feinde
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