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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.

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"Ach nein, den armen Knaben ergeht es gar schlimm!
Sie müssen auf harter Erde schlafen und sich vor Son-
nenaufgang wieder erheben; sie werden mit Wasser, Brod
und wenig Fleisch genährt. Was Wein und Zukost ist,
wissen sie gar nicht. Manchmal müssen sie sogar mehrere
Tage ohne alle Noth hungern und dursten; man sagt, um
sie an Entbehrungen zu gewöhnen. Wohnen wir zu Pa-
sargadae oder Ekbatana 30), dann können sie sicher sein,
wenn es recht bitter kalt ist, in's Bad geführt zu werden,
sind wir hier oder zu Susa, so läßt man sie, je heißer
die Sonne brennt, je beschwerlichere Märsche machen."

"Und aus diesen harten, schlicht erzogenen Knaben
werden so üppige Männer?"

"Das geht ja immer so! Je länger man hungern
muß, je besser mundet die Mahlzeit! So ein junger Edler
sieht täglich allen Glanz der Welt, weiß, daß er reich ist
und muß dennoch darben. Was Wunder, daß er, wenn
man ihn losläßt, alle Freuden des Lebens mit zehnfacher
Lust genießt? Geht es aber in den Krieg oder zieht man
zum Jagen aus, dann grämt er sich auch nicht, wenn es
zu hungern und zu dürsten gilt, dann springt er lachend
mit seinen dünnen Stiefeln und purpurnen Hosen in den
Koth und schläft auf einem Felsen so gut, als auf sei-
nem Lager von zarter arabischer Wolle. Du mußt sehen,
welche Wagestücke die Knaben machen, besonders wenn der
König ihren Uebungen zusieht! Kambyses wird Dich gewiß
einmal mitnehmen, wenn Du ihn darum bittest."

"Jch kenne das. Jn Aegypten wird die Jugend, Knaben
wie Mädchen, gleichfalls zu Leibesübungen angehalten. Auch
meine Glieder sind durch Laufen, künstliche Stellungen,
Ball- und Reifenspiele geschmeidig gemacht worden *)."

*) Siehe I. Theil Anmerkung 149.

„Ach nein, den armen Knaben ergeht es gar ſchlimm!
Sie müſſen auf harter Erde ſchlafen und ſich vor Son-
nenaufgang wieder erheben; ſie werden mit Waſſer, Brod
und wenig Fleiſch genährt. Was Wein und Zukoſt iſt,
wiſſen ſie gar nicht. Manchmal müſſen ſie ſogar mehrere
Tage ohne alle Noth hungern und durſten; man ſagt, um
ſie an Entbehrungen zu gewöhnen. Wohnen wir zu Pa-
ſargadae oder Ekbatana 30), dann können ſie ſicher ſein,
wenn es recht bitter kalt iſt, in’s Bad geführt zu werden,
ſind wir hier oder zu Suſa, ſo läßt man ſie, je heißer
die Sonne brennt, je beſchwerlichere Märſche machen.“

„Und aus dieſen harten, ſchlicht erzogenen Knaben
werden ſo üppige Männer?“

„Das geht ja immer ſo! Je länger man hungern
muß, je beſſer mundet die Mahlzeit! So ein junger Edler
ſieht täglich allen Glanz der Welt, weiß, daß er reich iſt
und muß dennoch darben. Was Wunder, daß er, wenn
man ihn losläßt, alle Freuden des Lebens mit zehnfacher
Luſt genießt? Geht es aber in den Krieg oder zieht man
zum Jagen aus, dann grämt er ſich auch nicht, wenn es
zu hungern und zu dürſten gilt, dann ſpringt er lachend
mit ſeinen dünnen Stiefeln und purpurnen Hoſen in den
Koth und ſchläft auf einem Felſen ſo gut, als auf ſei-
nem Lager von zarter arabiſcher Wolle. Du mußt ſehen,
welche Wageſtücke die Knaben machen, beſonders wenn der
König ihren Uebungen zuſieht! Kambyſes wird Dich gewiß
einmal mitnehmen, wenn Du ihn darum bitteſt.“

„Jch kenne das. Jn Aegypten wird die Jugend, Knaben
wie Mädchen, gleichfalls zu Leibesübungen angehalten. Auch
meine Glieder ſind durch Laufen, künſtliche Stellungen,
Ball- und Reifenſpiele geſchmeidig gemacht worden *).“

*) Siehe I. Theil Anmerkung 149.
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[35/0037] „Ach nein, den armen Knaben ergeht es gar ſchlimm! Sie müſſen auf harter Erde ſchlafen und ſich vor Son- nenaufgang wieder erheben; ſie werden mit Waſſer, Brod und wenig Fleiſch genährt. Was Wein und Zukoſt iſt, wiſſen ſie gar nicht. Manchmal müſſen ſie ſogar mehrere Tage ohne alle Noth hungern und durſten; man ſagt, um ſie an Entbehrungen zu gewöhnen. Wohnen wir zu Pa- ſargadae oder Ekbatana 30), dann können ſie ſicher ſein, wenn es recht bitter kalt iſt, in’s Bad geführt zu werden, ſind wir hier oder zu Suſa, ſo läßt man ſie, je heißer die Sonne brennt, je beſchwerlichere Märſche machen.“ „Und aus dieſen harten, ſchlicht erzogenen Knaben werden ſo üppige Männer?“ „Das geht ja immer ſo! Je länger man hungern muß, je beſſer mundet die Mahlzeit! So ein junger Edler ſieht täglich allen Glanz der Welt, weiß, daß er reich iſt und muß dennoch darben. Was Wunder, daß er, wenn man ihn losläßt, alle Freuden des Lebens mit zehnfacher Luſt genießt? Geht es aber in den Krieg oder zieht man zum Jagen aus, dann grämt er ſich auch nicht, wenn es zu hungern und zu dürſten gilt, dann ſpringt er lachend mit ſeinen dünnen Stiefeln und purpurnen Hoſen in den Koth und ſchläft auf einem Felſen ſo gut, als auf ſei- nem Lager von zarter arabiſcher Wolle. Du mußt ſehen, welche Wageſtücke die Knaben machen, beſonders wenn der König ihren Uebungen zuſieht! Kambyſes wird Dich gewiß einmal mitnehmen, wenn Du ihn darum bitteſt.“ „Jch kenne das. Jn Aegypten wird die Jugend, Knaben wie Mädchen, gleichfalls zu Leibesübungen angehalten. Auch meine Glieder ſind durch Laufen, künſtliche Stellungen, Ball- und Reifenſpiele geſchmeidig gemacht worden *).“ *) Siehe I. Theil Anmerkung 149.

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/37>, abgerufen am 22.11.2024.