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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.

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darnes verwandt sind, ich kann sie nicht lieben und würde
darum unglücklich werden!"

Kambyses lachte und rief, seinen Bruder unter-
brechend: "Hast Du diese Grundsätze in Aegypten gesam-
melt, wo es Sitte ist, sich mit einem Weibe zu begnügen?
Wahrlich, ich bereue schon lange, einen Knaben, wie Dich,
in die Fremde geschickt zu haben! Jch bin nicht gewohnt
mir widersprechen zu lassen und nehme nach dem Kriege
keine Entschuldigung an. Jetzt magst Du meinetwegen
unbeweibt in's Feld ziehen, denn ich will Dir nichts auf-
drängen, was, wie Du meinst, Deine Mannhaftigkeit gefähr-
den könnte. Uebrigens scheint es mir, als hättest Du noch
andere geheime Gründe, meinen brüderlichen Vorschlag
abzulehnen. Das sollte mir um Deinetwillen Leid thun.
Du kennst meine Macht und wirst Dich nach dem Kriege
unbedingt meinem Willen unterwerfen. Dießmal magst
Du Deinem eigenen Ermessen folgen.

"So schlecht es ist, Jemanden zu seinem Unglücke,
so unweise ist es, einen Menschen zu seinem Glücke zwin-
gen zu wollen!"

"Jch danke Dir für Deine Nachgiebigkeit."

"Erprobe dieselbe nicht zu oft! -- Wie glücklich Du
aussiehst! -- Jch glaube gar, daß Du verliebt bist und,
um der Holden Deines Herzens willen, alle andern Wei-
ber verachtest."

Bartja erröthete bis zum Scheitel, ergriff die Hand
seines Bruders und rief: "Forsche nicht nach den Grün-
den, welche mich bewogen haben, ein Geschenk abzuweisen,
wonach sich alle andern Perser drängen würden. Nimm
zum Zweitenmale meinen Dank und lebe wohl. Gestattest
Du mir, nachdem ich von der Mutter und Atossa Abschied
genommen habe, auch Nitetis Lebewohl zu sagen?"

darnes verwandt ſind, ich kann ſie nicht lieben und würde
darum unglücklich werden!“

Kambyſes lachte und rief, ſeinen Bruder unter-
brechend: „Haſt Du dieſe Grundſätze in Aegypten geſam-
melt, wo es Sitte iſt, ſich mit einem Weibe zu begnügen?
Wahrlich, ich bereue ſchon lange, einen Knaben, wie Dich,
in die Fremde geſchickt zu haben! Jch bin nicht gewohnt
mir widerſprechen zu laſſen und nehme nach dem Kriege
keine Entſchuldigung an. Jetzt magſt Du meinetwegen
unbeweibt in’s Feld ziehen, denn ich will Dir nichts auf-
drängen, was, wie Du meinſt, Deine Mannhaftigkeit gefähr-
den könnte. Uebrigens ſcheint es mir, als hätteſt Du noch
andere geheime Gründe, meinen brüderlichen Vorſchlag
abzulehnen. Das ſollte mir um Deinetwillen Leid thun.
Du kennſt meine Macht und wirſt Dich nach dem Kriege
unbedingt meinem Willen unterwerfen. Dießmal magſt
Du Deinem eigenen Ermeſſen folgen.

„So ſchlecht es iſt, Jemanden zu ſeinem Unglücke,
ſo unweiſe iſt es, einen Menſchen zu ſeinem Glücke zwin-
gen zu wollen!“

„Jch danke Dir für Deine Nachgiebigkeit.“

„Erprobe dieſelbe nicht zu oft! — Wie glücklich Du
ausſiehſt! — Jch glaube gar, daß Du verliebt biſt und,
um der Holden Deines Herzens willen, alle andern Wei-
ber verachteſt.“

Bartja erröthete bis zum Scheitel, ergriff die Hand
ſeines Bruders und rief: „Forſche nicht nach den Grün-
den, welche mich bewogen haben, ein Geſchenk abzuweiſen,
wonach ſich alle andern Perſer drängen würden. Nimm
zum Zweitenmale meinen Dank und lebe wohl. Geſtatteſt
Du mir, nachdem ich von der Mutter und Atoſſa Abſchied
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[24/0026] darnes verwandt ſind, ich kann ſie nicht lieben und würde darum unglücklich werden!“ Kambyſes lachte und rief, ſeinen Bruder unter- brechend: „Haſt Du dieſe Grundſätze in Aegypten geſam- melt, wo es Sitte iſt, ſich mit einem Weibe zu begnügen? Wahrlich, ich bereue ſchon lange, einen Knaben, wie Dich, in die Fremde geſchickt zu haben! Jch bin nicht gewohnt mir widerſprechen zu laſſen und nehme nach dem Kriege keine Entſchuldigung an. Jetzt magſt Du meinetwegen unbeweibt in’s Feld ziehen, denn ich will Dir nichts auf- drängen, was, wie Du meinſt, Deine Mannhaftigkeit gefähr- den könnte. Uebrigens ſcheint es mir, als hätteſt Du noch andere geheime Gründe, meinen brüderlichen Vorſchlag abzulehnen. Das ſollte mir um Deinetwillen Leid thun. Du kennſt meine Macht und wirſt Dich nach dem Kriege unbedingt meinem Willen unterwerfen. Dießmal magſt Du Deinem eigenen Ermeſſen folgen. „So ſchlecht es iſt, Jemanden zu ſeinem Unglücke, ſo unweiſe iſt es, einen Menſchen zu ſeinem Glücke zwin- gen zu wollen!“ „Jch danke Dir für Deine Nachgiebigkeit.“ „Erprobe dieſelbe nicht zu oft! — Wie glücklich Du ausſiehſt! — Jch glaube gar, daß Du verliebt biſt und, um der Holden Deines Herzens willen, alle andern Wei- ber verachteſt.“ Bartja erröthete bis zum Scheitel, ergriff die Hand ſeines Bruders und rief: „Forſche nicht nach den Grün- den, welche mich bewogen haben, ein Geſchenk abzuweiſen, wonach ſich alle andern Perſer drängen würden. Nimm zum Zweitenmale meinen Dank und lebe wohl. Geſtatteſt Du mir, nachdem ich von der Mutter und Atoſſa Abſchied genommen habe, auch Nitetis Lebewohl zu ſagen?“

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/26>, abgerufen am 24.11.2024.