endlich, nach fünfzehn Jahren, Bartja geschenkt. Der erstgeborne Sohn hatte sich längst den elterlichen Liebko- sungen entzogen, als der jüngere Knabe zur Welt kam, um alle Sorgfalt und alle Pflege des zarten Kindesalters für sich allein in Anspruch zu nehmen. -- Der wunder- holde, warmherzige, sich anschmiegende Nachkömmling ward der Augapfel beider Eltern; ihm schenkten sie die warme Gabe der Liebe, während sich Kambyses nur sorgsamer Rücksichten von Vater und Mutter zu erfreuen hatte. -- Der Erbe des Thrones zeichnete sich in manchem Kriege durch Muth und Tapferkeit aus; aber sein befehlshaberi- sches, stolzes Wesen erwarb ihm zitternde Knechte, während der leutselige, gemüthsvolle Bartja seine Genossen zu glei- cher Zeit liebe Freunde nennen durfte.
Das Volk endlich fürchtete Kambyses, und zitterte, wenn er nahte, trotz der reichen Geschenke, welche er ver- schwenderisch auszustreuen gewohnt war, während es den freundlichen Bartja liebte, in dem es das Ebenbild des verstorbenen Kyros, des "Vaters seines Volkes", erblickte.
Kambyses fühlte sehr wohl, daß er sich jene Liebe, welche man seinem Bruder von allen Seiten freiwillig zollte, nicht erkaufen könne. Er haßte Bartja nicht; aber es verdroß ihn, daß der Knabe, welcher sich durch keine Thaten be- währt hatte, von allen Persern gleich einem Helden und Wohlthäter verehrt und geliebt wurde.
Alles, was ihm nicht gefiel, hielt er für Unrecht, was er für Unrecht hielt, mußte er rügen und sein Tadel war seit seiner Kindheit, selbst den Größten furchtbar ge- wesen.
Die begeisterten Jubelrufe des Volkes, die überströ- menden Liebesergüsse seiner Mutter und Schwester; beson- ders aber die warmen Lobpreisungen der Nitetis, welche
endlich, nach fünfzehn Jahren, Bartja geſchenkt. Der erſtgeborne Sohn hatte ſich längſt den elterlichen Liebko- ſungen entzogen, als der jüngere Knabe zur Welt kam, um alle Sorgfalt und alle Pflege des zarten Kindesalters für ſich allein in Anſpruch zu nehmen. — Der wunder- holde, warmherzige, ſich anſchmiegende Nachkömmling ward der Augapfel beider Eltern; ihm ſchenkten ſie die warme Gabe der Liebe, während ſich Kambyſes nur ſorgſamer Rückſichten von Vater und Mutter zu erfreuen hatte. — Der Erbe des Thrones zeichnete ſich in manchem Kriege durch Muth und Tapferkeit aus; aber ſein befehlshaberi- ſches, ſtolzes Weſen erwarb ihm zitternde Knechte, während der leutſelige, gemüthsvolle Bartja ſeine Genoſſen zu glei- cher Zeit liebe Freunde nennen durfte.
Das Volk endlich fürchtete Kambyſes, und zitterte, wenn er nahte, trotz der reichen Geſchenke, welche er ver- ſchwenderiſch auszuſtreuen gewohnt war, während es den freundlichen Bartja liebte, in dem es das Ebenbild des verſtorbenen Kyros, des „Vaters ſeines Volkes“, erblickte.
Kambyſes fühlte ſehr wohl, daß er ſich jene Liebe, welche man ſeinem Bruder von allen Seiten freiwillig zollte, nicht erkaufen könne. Er haßte Bartja nicht; aber es verdroß ihn, daß der Knabe, welcher ſich durch keine Thaten be- währt hatte, von allen Perſern gleich einem Helden und Wohlthäter verehrt und geliebt wurde.
Alles, was ihm nicht gefiel, hielt er für Unrecht, was er für Unrecht hielt, mußte er rügen und ſein Tadel war ſeit ſeiner Kindheit, ſelbſt den Größten furchtbar ge- weſen.
Die begeiſterten Jubelrufe des Volkes, die überſtrö- menden Liebesergüſſe ſeiner Mutter und Schweſter; beſon- ders aber die warmen Lobpreiſungen der Nitetis, welche
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endlich, nach fünfzehn Jahren, Bartja geſchenkt. Der
erſtgeborne Sohn hatte ſich längſt den elterlichen Liebko-
ſungen entzogen, als der jüngere Knabe zur Welt kam,
um alle Sorgfalt und alle Pflege des zarten Kindesalters
für ſich allein in Anſpruch zu nehmen. — Der wunder-
holde, warmherzige, ſich anſchmiegende Nachkömmling ward
der Augapfel beider Eltern; ihm ſchenkten ſie die warme
Gabe der Liebe, während ſich Kambyſes nur ſorgſamer
Rückſichten von Vater und Mutter zu erfreuen hatte. —
Der Erbe des Thrones zeichnete ſich in manchem Kriege
durch Muth und Tapferkeit aus; aber ſein befehlshaberi-
ſches, ſtolzes Weſen erwarb ihm zitternde Knechte, während
der leutſelige, gemüthsvolle Bartja ſeine Genoſſen zu glei-
cher Zeit liebe Freunde nennen durfte.
Das Volk endlich fürchtete Kambyſes, und zitterte,
wenn er nahte, trotz der reichen Geſchenke, welche er ver-
ſchwenderiſch auszuſtreuen gewohnt war, während es den
freundlichen Bartja liebte, in dem es das Ebenbild des
verſtorbenen Kyros, des „Vaters ſeines Volkes“, erblickte.
Kambyſes fühlte ſehr wohl, daß er ſich jene Liebe,
welche man ſeinem Bruder von allen Seiten freiwillig zollte,
nicht erkaufen könne. Er haßte Bartja nicht; aber es verdroß
ihn, daß der Knabe, welcher ſich durch keine Thaten be-
währt hatte, von allen Perſern gleich einem Helden und
Wohlthäter verehrt und geliebt wurde.
Alles, was ihm nicht gefiel, hielt er für Unrecht,
was er für Unrecht hielt, mußte er rügen und ſein Tadel
war ſeit ſeiner Kindheit, ſelbſt den Größten furchtbar ge-
weſen.
Die begeiſterten Jubelrufe des Volkes, die überſtrö-
menden Liebesergüſſe ſeiner Mutter und Schweſter; beſon-
ders aber die warmen Lobpreiſungen der Nitetis, welche
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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/23>, abgerufen am 22.07.2024.
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