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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.

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an die Unschuld dieser Verdammten glauben, wenn Du sie
sprechen hörtest." --

Der Hauptmann schaute ängstlich zum Könige auf,
denn er fürchtete, diese Worte möchten den Zorn desselben
erregt haben; Kambyses aber lächelte freundlich, statt zu
grollen. Plötzlich verfinsterte ein trüber Gedanke sein
Antlitz, und kaum vernehmbar fragte er: "Wann ist Krösus
hingerichtet worden?"

Der Hauptmann erzitterte bei diesen Worten, Angst-
schweiß trat vor seine Stirn, und seine Lippen vermochten
kaum die Worte zu stammeln: "Er ist -- er hat -- wir
dachten --"

"Was dachtet ihr?" unterbrach ihn Kambyses, in
dessen Brust eine neue Hoffnung aufdämmerte. "Solltet
ihr meinen Befehl nicht sogleich ausgeführt haben? Sollte
Krösus noch unter den Lebenden wandeln? Rede, sprich,
ich will die volle Wahrheit wissen!"

Der Hauptmann krümmte sich wie ein Wurm zu den
Füßen seines Gebieters und stammelte endlich, ihm seine Hände
flehentlich entgegenstreckend: "Gnade, Gnade, mein Herr-
scher! Jch bin ein armer Mann und habe dreißig Kinder,
von denen fünfzehn --"

"Jch will wissen, ob Krösus lebt oder nicht!"

"Er lebt! Jch dachte, daß ich nichts Böses thäte,
wenn ich ihn, dem ich Alles verdanke, ein paar Stunden
länger leben ließe, damit er --"

"Es ist genug!" rief jetzt der König hochaufathmend.
"Dießmal soll Dir Dein Ungehorsam straflos hingehen,
und weil Du so viele Kinder hast, mag Dir der Schatz-
meister zwei Talente auszahlen. -- Gehe jetzt zu den Ge-
fangenen, bescheide Krösus hierher und sage den Andern, sie
möchten, wenn sie unschuldig wären, guten Muthes sein."

an die Unſchuld dieſer Verdammten glauben, wenn Du ſie
ſprechen hörteſt.“ —

Der Hauptmann ſchaute ängſtlich zum Könige auf,
denn er fürchtete, dieſe Worte möchten den Zorn desſelben
erregt haben; Kambyſes aber lächelte freundlich, ſtatt zu
grollen. Plötzlich verfinſterte ein trüber Gedanke ſein
Antlitz, und kaum vernehmbar fragte er: „Wann iſt Kröſus
hingerichtet worden?“

Der Hauptmann erzitterte bei dieſen Worten, Angſt-
ſchweiß trat vor ſeine Stirn, und ſeine Lippen vermochten
kaum die Worte zu ſtammeln: „Er iſt — er hat — wir
dachten —“

„Was dachtet ihr?“ unterbrach ihn Kambyſes, in
deſſen Bruſt eine neue Hoffnung aufdämmerte. „Solltet
ihr meinen Befehl nicht ſogleich ausgeführt haben? Sollte
Kröſus noch unter den Lebenden wandeln? Rede, ſprich,
ich will die volle Wahrheit wiſſen!“

Der Hauptmann krümmte ſich wie ein Wurm zu den
Füßen ſeines Gebieters und ſtammelte endlich, ihm ſeine Hände
flehentlich entgegenſtreckend: „Gnade, Gnade, mein Herr-
ſcher! Jch bin ein armer Mann und habe dreißig Kinder,
von denen fünfzehn —“

„Jch will wiſſen, ob Kröſus lebt oder nicht!“

„Er lebt! Jch dachte, daß ich nichts Böſes thäte,
wenn ich ihn, dem ich Alles verdanke, ein paar Stunden
länger leben ließe, damit er —“

„Es iſt genug!“ rief jetzt der König hochaufathmend.
„Dießmal ſoll Dir Dein Ungehorſam ſtraflos hingehen,
und weil Du ſo viele Kinder haſt, mag Dir der Schatz-
meiſter zwei Talente auszahlen. — Gehe jetzt zu den Ge-
fangenen, beſcheide Kröſus hierher und ſage den Andern, ſie
möchten, wenn ſie unſchuldig wären, guten Muthes ſein.“

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[218/0220] an die Unſchuld dieſer Verdammten glauben, wenn Du ſie ſprechen hörteſt.“ — Der Hauptmann ſchaute ängſtlich zum Könige auf, denn er fürchtete, dieſe Worte möchten den Zorn desſelben erregt haben; Kambyſes aber lächelte freundlich, ſtatt zu grollen. Plötzlich verfinſterte ein trüber Gedanke ſein Antlitz, und kaum vernehmbar fragte er: „Wann iſt Kröſus hingerichtet worden?“ Der Hauptmann erzitterte bei dieſen Worten, Angſt- ſchweiß trat vor ſeine Stirn, und ſeine Lippen vermochten kaum die Worte zu ſtammeln: „Er iſt — er hat — wir dachten —“ „Was dachtet ihr?“ unterbrach ihn Kambyſes, in deſſen Bruſt eine neue Hoffnung aufdämmerte. „Solltet ihr meinen Befehl nicht ſogleich ausgeführt haben? Sollte Kröſus noch unter den Lebenden wandeln? Rede, ſprich, ich will die volle Wahrheit wiſſen!“ Der Hauptmann krümmte ſich wie ein Wurm zu den Füßen ſeines Gebieters und ſtammelte endlich, ihm ſeine Hände flehentlich entgegenſtreckend: „Gnade, Gnade, mein Herr- ſcher! Jch bin ein armer Mann und habe dreißig Kinder, von denen fünfzehn —“ „Jch will wiſſen, ob Kröſus lebt oder nicht!“ „Er lebt! Jch dachte, daß ich nichts Böſes thäte, wenn ich ihn, dem ich Alles verdanke, ein paar Stunden länger leben ließe, damit er —“ „Es iſt genug!“ rief jetzt der König hochaufathmend. „Dießmal ſoll Dir Dein Ungehorſam ſtraflos hingehen, und weil Du ſo viele Kinder haſt, mag Dir der Schatz- meiſter zwei Talente auszahlen. — Gehe jetzt zu den Ge- fangenen, beſcheide Kröſus hierher und ſage den Andern, ſie möchten, wenn ſie unſchuldig wären, guten Muthes ſein.“

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/220>, abgerufen am 04.12.2024.