Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.suchen verbietet, so kann er doch nicht wollen, daß wir in "Nicht das geringere Metall des Gefäßes, sondern "Bei Leibe nicht," rief Zopyros; "ich hatte schon halb "Jch meinte, es sei nicht anders möglich, als daß, "Thorheit, ich glaube nicht an solche Dinge!" "Erinnert ihr euch nicht an die Sage vom Könige "Freilich," rief Araspes. "Kyros ließ sich diese Sage "Gern, gern, singe, laß hören!" riefen die Jüng- Nun Kawus, statt des Vaters, König war, Und alle Welt ihm unterthänig war, Nun er die Erde vor sich beben sah Und sich von Schätzen reich umgeben sah, Die Ketten sah, den Thron, die Perlenreih'n, Der Krone Gold und funkelndes Gestein, Die Thasirrosse stark von Bug und Weichen Schien er sich auf der Erde ohne Gleichen, ſuchen verbietet, ſo kann er doch nicht wollen, daß wir in „Nicht das geringere Metall des Gefäßes, ſondern „Bei Leibe nicht,“ rief Zopyros; „ich hatte ſchon halb „Jch meinte, es ſei nicht anders möglich, als daß, „Thorheit, ich glaube nicht an ſolche Dinge!“ „Erinnert ihr euch nicht an die Sage vom Könige „Freilich,“ rief Araspes. „Kyros ließ ſich dieſe Sage „Gern, gern, ſinge, laß hören!“ riefen die Jüng- Nun Kawus, ſtatt des Vaters, König war, Und alle Welt ihm unterthänig war, Nun er die Erde vor ſich beben ſah Und ſich von Schätzen reich umgeben ſah, Die Ketten ſah, den Thron, die Perlenreih’n, Der Krone Gold und funkelndes Geſtein, Die Thaſirroſſe ſtark von Bug und Weichen Schien er ſich auf der Erde ohne Gleichen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0173" n="171"/> ſuchen verbietet, ſo kann er doch nicht wollen, daß wir in<lb/> unſern letzten Stunden Noth leiden!“</p><lb/> <p>„Nicht das geringere Metall des Gefäßes, ſondern<lb/> der Wermuthstropfen des Todes verbittert Dir den Trunk,“<lb/> ſagte Bartja.</p><lb/> <p>„Bei Leibe nicht,“ rief Zopyros; „ich hatte ſchon halb<lb/> daran vergeſſen, daß das Erdroſſeln zu tödten pflegt.“ —<lb/> Nach dieſen Worten ſtieß er Gyges an und flüſterte dem-<lb/> ſelben zu: „Sei doch heiter! Siehſt Du denn nicht, daß<lb/> unſerm Bartja der Abſchied von der Erde ſchwer wird?<lb/> Was ſagteſt Du, Darius?“</p><lb/> <p>„Jch meinte, es ſei nicht anders möglich, als daß,<lb/> wie Oropaſtes vermuthet, ein böſer Diw Bartja’s Geſtalt<lb/> angenommen und ſich zu der Aegypterin begeben habe, um<lb/> uns zu verderben.“</p><lb/> <p>„Thorheit, ich glaube nicht an ſolche Dinge!“</p><lb/> <p>„Erinnert ihr euch nicht an die Sage vom Könige<lb/> Kawus, zu welchem gleichfalls ein Diw in der ſchönen<lb/> Geſtalt eines Sängers trat?“</p><lb/> <p>„Freilich,“ rief Araspes. „Kyros ließ ſich dieſe Sage<lb/> ſo oft beim Schmauſe vorſingen, daß ich ſie auswendig<lb/> weiß. Wollt ihr ſie hören?“</p><lb/> <p>„Gern, gern, ſinge, laß hören!“ riefen die Jüng-<lb/> linge. — Araspes beſann ſich einen Augenblick, dann be-<lb/> gann er halb ſprechend, halb ſingend:</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Nun Kawus, ſtatt des Vaters, König war,</l><lb/> <l>Und alle Welt ihm unterthänig war,</l><lb/> <l>Nun er die Erde vor ſich beben ſah</l><lb/> <l>Und ſich von Schätzen reich umgeben ſah,</l><lb/> <l>Die Ketten ſah, den Thron, die Perlenreih’n,</l><lb/> <l>Der Krone Gold und funkelndes Geſtein,</l><lb/> <l>Die Thaſirroſſe ſtark von Bug und Weichen</l><lb/> <l>Schien er ſich auf der Erde ohne Gleichen,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [171/0173]
ſuchen verbietet, ſo kann er doch nicht wollen, daß wir in
unſern letzten Stunden Noth leiden!“
„Nicht das geringere Metall des Gefäßes, ſondern
der Wermuthstropfen des Todes verbittert Dir den Trunk,“
ſagte Bartja.
„Bei Leibe nicht,“ rief Zopyros; „ich hatte ſchon halb
daran vergeſſen, daß das Erdroſſeln zu tödten pflegt.“ —
Nach dieſen Worten ſtieß er Gyges an und flüſterte dem-
ſelben zu: „Sei doch heiter! Siehſt Du denn nicht, daß
unſerm Bartja der Abſchied von der Erde ſchwer wird?
Was ſagteſt Du, Darius?“
„Jch meinte, es ſei nicht anders möglich, als daß,
wie Oropaſtes vermuthet, ein böſer Diw Bartja’s Geſtalt
angenommen und ſich zu der Aegypterin begeben habe, um
uns zu verderben.“
„Thorheit, ich glaube nicht an ſolche Dinge!“
„Erinnert ihr euch nicht an die Sage vom Könige
Kawus, zu welchem gleichfalls ein Diw in der ſchönen
Geſtalt eines Sängers trat?“
„Freilich,“ rief Araspes. „Kyros ließ ſich dieſe Sage
ſo oft beim Schmauſe vorſingen, daß ich ſie auswendig
weiß. Wollt ihr ſie hören?“
„Gern, gern, ſinge, laß hören!“ riefen die Jüng-
linge. — Araspes beſann ſich einen Augenblick, dann be-
gann er halb ſprechend, halb ſingend:
Nun Kawus, ſtatt des Vaters, König war,
Und alle Welt ihm unterthänig war,
Nun er die Erde vor ſich beben ſah
Und ſich von Schätzen reich umgeben ſah,
Die Ketten ſah, den Thron, die Perlenreih’n,
Der Krone Gold und funkelndes Geſtein,
Die Thaſirroſſe ſtark von Bug und Weichen
Schien er ſich auf der Erde ohne Gleichen,
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Zitationshilfe: | Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/173>, abgerufen am 22.07.2024. |