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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.

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antwortete Nitetis, so denke ich doch, daß Deiner Gattin
selbst kein Sterblicher, als Du allein, zu befehlen hast.
Winke, und ich werde gehorchen; bedenke aber, daß ich
eine Königstochter bin und einem Lande entstamme, wo
das schwache Weib die Rechte des starken Mannes theilt,
daß auch meine Brust jener Stolz durchdringt, den ich aus
Deinen Augen leuchten sehe, mein Gebieter! -- Dir, dem
Großen, meinem Gatten und Beherrscher, will ich gleich
einer Sclavin folgen; doch um die Gunst des unmännlich-
sten aller Männer, eines käuflichen Dieners zu werben,
vermag ich eben so wenig, als den Geboten, die er mir
vorschreiben möchte, zu gehorchen."

Das Erstaunen und Wohlgefallen des Kambyses
wuchs. Jn solcher Weise hatte er noch kein Weib, außer
seiner Mutter, reden hören, und die kluge Art mit der
Nitetis unbewußt seine Macht über ihr ganzes Dasein
anerkannte und hervorhob, befriedigte seine Eigenliebe.
Der Stolz gefiel dem Stolzen. Er nickte dem Mädchen
beifällig zu und sagte: "Du hast Recht. Jch werde Dir
eine eigene Wohnung anweisen lassen. Jch allein will
Dir befehlen, wie Du Dich verhalten sollst. Das freund-
liche Haus auf den hängenden Gärten wird heute noch für
Dich eingerichtet werden."

"Dank, tausend Dank," rief Nitetis. "O, wenn Du
wüßtest, wie sehr Du mich durch diese Gabe beglückst. --
Von den hängenden Gärten hat Dein lieber Bruder, Bartja,
mir so viel erzählen müssen, und keine von allen Herrlich-
keiten Deines großen Reichs gefiel uns so wohl, als die Liebe
jenes Königs, der diesen grünenden Berg aufthürmen ließ."

"Morgen wirst Du die neue Wohnung beziehen können.
Sage mir jetzt, wie meine Boten Dir und den Aegyptern
gefallen haben?"

antwortete Nitetis, ſo denke ich doch, daß Deiner Gattin
ſelbſt kein Sterblicher, als Du allein, zu befehlen haſt.
Winke, und ich werde gehorchen; bedenke aber, daß ich
eine Königstochter bin und einem Lande entſtamme, wo
das ſchwache Weib die Rechte des ſtarken Mannes theilt,
daß auch meine Bruſt jener Stolz durchdringt, den ich aus
Deinen Augen leuchten ſehe, mein Gebieter! — Dir, dem
Großen, meinem Gatten und Beherrſcher, will ich gleich
einer Sclavin folgen; doch um die Gunſt des unmännlich-
ſten aller Männer, eines käuflichen Dieners zu werben,
vermag ich eben ſo wenig, als den Geboten, die er mir
vorſchreiben möchte, zu gehorchen.“

Das Erſtaunen und Wohlgefallen des Kambyſes
wuchs. Jn ſolcher Weiſe hatte er noch kein Weib, außer
ſeiner Mutter, reden hören, und die kluge Art mit der
Nitetis unbewußt ſeine Macht über ihr ganzes Daſein
anerkannte und hervorhob, befriedigte ſeine Eigenliebe.
Der Stolz gefiel dem Stolzen. Er nickte dem Mädchen
beifällig zu und ſagte: „Du haſt Recht. Jch werde Dir
eine eigene Wohnung anweiſen laſſen. Jch allein will
Dir befehlen, wie Du Dich verhalten ſollſt. Das freund-
liche Haus auf den hängenden Gärten wird heute noch für
Dich eingerichtet werden.“

„Dank, tauſend Dank,“ rief Nitetis. „O, wenn Du
wüßteſt, wie ſehr Du mich durch dieſe Gabe beglückſt. —
Von den hängenden Gärten hat Dein lieber Bruder, Bartja,
mir ſo viel erzählen müſſen, und keine von allen Herrlich-
keiten Deines großen Reichs gefiel uns ſo wohl, als die Liebe
jenes Königs, der dieſen grünenden Berg aufthürmen ließ.“

„Morgen wirſt Du die neue Wohnung beziehen können.
Sage mir jetzt, wie meine Boten Dir und den Aegyptern
gefallen haben?“

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[14/0016] antwortete Nitetis, ſo denke ich doch, daß Deiner Gattin ſelbſt kein Sterblicher, als Du allein, zu befehlen haſt. Winke, und ich werde gehorchen; bedenke aber, daß ich eine Königstochter bin und einem Lande entſtamme, wo das ſchwache Weib die Rechte des ſtarken Mannes theilt, daß auch meine Bruſt jener Stolz durchdringt, den ich aus Deinen Augen leuchten ſehe, mein Gebieter! — Dir, dem Großen, meinem Gatten und Beherrſcher, will ich gleich einer Sclavin folgen; doch um die Gunſt des unmännlich- ſten aller Männer, eines käuflichen Dieners zu werben, vermag ich eben ſo wenig, als den Geboten, die er mir vorſchreiben möchte, zu gehorchen.“ Das Erſtaunen und Wohlgefallen des Kambyſes wuchs. Jn ſolcher Weiſe hatte er noch kein Weib, außer ſeiner Mutter, reden hören, und die kluge Art mit der Nitetis unbewußt ſeine Macht über ihr ganzes Daſein anerkannte und hervorhob, befriedigte ſeine Eigenliebe. Der Stolz gefiel dem Stolzen. Er nickte dem Mädchen beifällig zu und ſagte: „Du haſt Recht. Jch werde Dir eine eigene Wohnung anweiſen laſſen. Jch allein will Dir befehlen, wie Du Dich verhalten ſollſt. Das freund- liche Haus auf den hängenden Gärten wird heute noch für Dich eingerichtet werden.“ „Dank, tauſend Dank,“ rief Nitetis. „O, wenn Du wüßteſt, wie ſehr Du mich durch dieſe Gabe beglückſt. — Von den hängenden Gärten hat Dein lieber Bruder, Bartja, mir ſo viel erzählen müſſen, und keine von allen Herrlich- keiten Deines großen Reichs gefiel uns ſo wohl, als die Liebe jenes Königs, der dieſen grünenden Berg aufthürmen ließ.“ „Morgen wirſt Du die neue Wohnung beziehen können. Sage mir jetzt, wie meine Boten Dir und den Aegyptern gefallen haben?“

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/16>, abgerufen am 24.11.2024.