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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.

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"Wohl, der Mensch kann zwar seinem Verhängnisse
nicht entgehn; das Schicksal gleicht aber den Lehrern in
der Fechtkunst, welche diejenigen Schüler am liebsten ha-
ben, die am muthigsten und geschicktesten mit ihnen zu
kämpfen verstehen. -- Reise heute noch nach Aegypten,
Bartja!"

"Jch kann nicht, denn ich habe der Mutter und
Atossa noch nicht Lebewohl gesagt."

"Sende ihnen durch einen Boten Deine Abschieds-
grüße und trage Krösus auf, ihnen den Grund Deiner
Abreise auseinander zu setzen."

"Sie würden mich für feige halten."

"Einem Menschen zu weichen, ist schimpflich; dem
Verhängnisse aus dem Wege zu gehn, weise."

"Du widersprichst Dir selbst, Darius! Was würde
der Fechtmeister über den fliehenden Schüler sagen?"

"Er würde sich der Kriegslist freuen, durch welche
der Vereinzelte einer großen Uebermacht zu entgehen
sucht."

"Welche ihn endlich dennoch fangen und vernichten
würde. -- Wie sollte ich eine Gefahr, die, Du sagtest es
selbst, nicht abgewendet werden kann, hinauszuschieben
suchen? Wenn mich ein Zahn schmerzt, so lasse ich ihn
sofort ausreißen, während Weiber und Feiglinge sich
wochenlang quälen und ängstigen, um die schmerzliche
Operation mir nicht gleich, nur so spät als möglich, voll-
ziehn zu lassen. Jch erwarte die Gefahr mit festem Muth
und wünsche derselben recht bald zu begegnen, um ihr desto
eher Lebewohl sagen zu können!"

"Du kennst nicht die Größe derselben."

"Fürchtest Du für mein Leben?"

"Nein."

„Wohl, der Menſch kann zwar ſeinem Verhängniſſe
nicht entgehn; das Schickſal gleicht aber den Lehrern in
der Fechtkunſt, welche diejenigen Schüler am liebſten ha-
ben, die am muthigſten und geſchickteſten mit ihnen zu
kämpfen verſtehen. — Reiſe heute noch nach Aegypten,
Bartja!“

„Jch kann nicht, denn ich habe der Mutter und
Atoſſa noch nicht Lebewohl geſagt.“

„Sende ihnen durch einen Boten Deine Abſchieds-
grüße und trage Kröſus auf, ihnen den Grund Deiner
Abreiſe auseinander zu ſetzen.“

„Sie würden mich für feige halten.“

„Einem Menſchen zu weichen, iſt ſchimpflich; dem
Verhängniſſe aus dem Wege zu gehn, weiſe.“

„Du widerſprichſt Dir ſelbſt, Darius! Was würde
der Fechtmeiſter über den fliehenden Schüler ſagen?“

„Er würde ſich der Kriegsliſt freuen, durch welche
der Vereinzelte einer großen Uebermacht zu entgehen
ſucht.“

„Welche ihn endlich dennoch fangen und vernichten
würde. — Wie ſollte ich eine Gefahr, die, Du ſagteſt es
ſelbſt, nicht abgewendet werden kann, hinauszuſchieben
ſuchen? Wenn mich ein Zahn ſchmerzt, ſo laſſe ich ihn
ſofort ausreißen, während Weiber und Feiglinge ſich
wochenlang quälen und ängſtigen, um die ſchmerzliche
Operation mir nicht gleich, nur ſo ſpät als möglich, voll-
ziehn zu laſſen. Jch erwarte die Gefahr mit feſtem Muth
und wünſche derſelben recht bald zu begegnen, um ihr deſto
eher Lebewohl ſagen zu können!“

„Du kennſt nicht die Größe derſelben.“

„Fürchteſt Du für mein Leben?“

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[148/0150] „Wohl, der Menſch kann zwar ſeinem Verhängniſſe nicht entgehn; das Schickſal gleicht aber den Lehrern in der Fechtkunſt, welche diejenigen Schüler am liebſten ha- ben, die am muthigſten und geſchickteſten mit ihnen zu kämpfen verſtehen. — Reiſe heute noch nach Aegypten, Bartja!“ „Jch kann nicht, denn ich habe der Mutter und Atoſſa noch nicht Lebewohl geſagt.“ „Sende ihnen durch einen Boten Deine Abſchieds- grüße und trage Kröſus auf, ihnen den Grund Deiner Abreiſe auseinander zu ſetzen.“ „Sie würden mich für feige halten.“ „Einem Menſchen zu weichen, iſt ſchimpflich; dem Verhängniſſe aus dem Wege zu gehn, weiſe.“ „Du widerſprichſt Dir ſelbſt, Darius! Was würde der Fechtmeiſter über den fliehenden Schüler ſagen?“ „Er würde ſich der Kriegsliſt freuen, durch welche der Vereinzelte einer großen Uebermacht zu entgehen ſucht.“ „Welche ihn endlich dennoch fangen und vernichten würde. — Wie ſollte ich eine Gefahr, die, Du ſagteſt es ſelbſt, nicht abgewendet werden kann, hinauszuſchieben ſuchen? Wenn mich ein Zahn ſchmerzt, ſo laſſe ich ihn ſofort ausreißen, während Weiber und Feiglinge ſich wochenlang quälen und ängſtigen, um die ſchmerzliche Operation mir nicht gleich, nur ſo ſpät als möglich, voll- ziehn zu laſſen. Jch erwarte die Gefahr mit feſtem Muth und wünſche derſelben recht bald zu begegnen, um ihr deſto eher Lebewohl ſagen zu können!“ „Du kennſt nicht die Größe derſelben.“ „Fürchteſt Du für mein Leben?“ „Nein.“

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/150>, abgerufen am 22.11.2024.