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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.

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Hause verweilten, auf ihren für todt gehaltenen Gatten
harrte."

"Meine Weiber möchten nicht so lange auf mich war-
ten!" rief Zopyros vergnüglich lachend. "Offen gestanden,
würde ich mich auch nicht grämen, wenn ich bei der Heim-
kehr ein leeres Haus fände; könnte ich doch, statt der in-
dessen alt gewordenen Untreuen, um so jüngere und schö-
nere Kinder in meinem Harem aufnehmen!"

"Wenn Deine Weiber diese Worte hörten!" lachte
Araspes.

"Sie erklärten mir den Krieg, oder, was noch schlim-
mer wäre, sie würden Frieden mit einander schließen."

"Wie meinst Du das?"

"Ja, ihr Lieben, das ist eine wundersame Geschichte.
Für gewöhnlich liegen sich meine fünf Weiber in den Haa-
ren und möchten sich am liebsten gegenseitig umbringen.
Daran hab' ich mich gewöhnt und freue mich über ihre
Munterkeit. Vor einem Jahre waren sie zum Erstenmale
einig, und diesen Tag des Friedens muß ich den unglück-
lichsten meines Lebens nennen."

"Wie so?"

"Der elende Eunuch, welcher die Fünf zu bewachen
hat, ließ einen alten Juwelenhändler aus Tyrus zu ihnen.
Jede wählte sich einen kostbaren Schmuck. -- Als ich nach
Hause komme, naht sich mir Sudabe und bittet um das
Geld für jenes Geschmeide. Das Ding war so theuer,
daß ich mich weigerte den Kaufpreis zu erlegen. Alle
Fünf baten mich einzeln um das Geld, ich aber schlug es
jeder Einzelnen rund weg ab und ging zu Hofe. -- Als
ich wieder nach Hause komme, sitzt meine ganze Weiber-
schaar heulend neben einander. Eine umarmt die Andre
und nennt sie ihre Leidens- und Unglücksgefährtin. Die

Hauſe verweilten, auf ihren für todt gehaltenen Gatten
harrte.“

„Meine Weiber möchten nicht ſo lange auf mich war-
ten!“ rief Zopyros vergnüglich lachend. „Offen geſtanden,
würde ich mich auch nicht grämen, wenn ich bei der Heim-
kehr ein leeres Haus fände; könnte ich doch, ſtatt der in-
deſſen alt gewordenen Untreuen, um ſo jüngere und ſchö-
nere Kinder in meinem Harem aufnehmen!“

„Wenn Deine Weiber dieſe Worte hörten!“ lachte
Araspes.

„Sie erklärten mir den Krieg, oder, was noch ſchlim-
mer wäre, ſie würden Frieden mit einander ſchließen.“

„Wie meinſt Du das?“

„Ja, ihr Lieben, das iſt eine wunderſame Geſchichte.
Für gewöhnlich liegen ſich meine fünf Weiber in den Haa-
ren und möchten ſich am liebſten gegenſeitig umbringen.
Daran hab’ ich mich gewöhnt und freue mich über ihre
Munterkeit. Vor einem Jahre waren ſie zum Erſtenmale
einig, und dieſen Tag des Friedens muß ich den unglück-
lichſten meines Lebens nennen.“

„Wie ſo?“

„Der elende Eunuch, welcher die Fünf zu bewachen
hat, ließ einen alten Juwelenhändler aus Tyrus zu ihnen.
Jede wählte ſich einen koſtbaren Schmuck. — Als ich nach
Hauſe komme, naht ſich mir Sudabe und bittet um das
Geld für jenes Geſchmeide. Das Ding war ſo theuer,
daß ich mich weigerte den Kaufpreis zu erlegen. Alle
Fünf baten mich einzeln um das Geld, ich aber ſchlug es
jeder Einzelnen rund weg ab und ging zu Hofe. — Als
ich wieder nach Hauſe komme, ſitzt meine ganze Weiber-
ſchaar heulend neben einander. Eine umarmt die Andre
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[144/0146] Hauſe verweilten, auf ihren für todt gehaltenen Gatten harrte.“ „Meine Weiber möchten nicht ſo lange auf mich war- ten!“ rief Zopyros vergnüglich lachend. „Offen geſtanden, würde ich mich auch nicht grämen, wenn ich bei der Heim- kehr ein leeres Haus fände; könnte ich doch, ſtatt der in- deſſen alt gewordenen Untreuen, um ſo jüngere und ſchö- nere Kinder in meinem Harem aufnehmen!“ „Wenn Deine Weiber dieſe Worte hörten!“ lachte Araspes. „Sie erklärten mir den Krieg, oder, was noch ſchlim- mer wäre, ſie würden Frieden mit einander ſchließen.“ „Wie meinſt Du das?“ „Ja, ihr Lieben, das iſt eine wunderſame Geſchichte. Für gewöhnlich liegen ſich meine fünf Weiber in den Haa- ren und möchten ſich am liebſten gegenſeitig umbringen. Daran hab’ ich mich gewöhnt und freue mich über ihre Munterkeit. Vor einem Jahre waren ſie zum Erſtenmale einig, und dieſen Tag des Friedens muß ich den unglück- lichſten meines Lebens nennen.“ „Wie ſo?“ „Der elende Eunuch, welcher die Fünf zu bewachen hat, ließ einen alten Juwelenhändler aus Tyrus zu ihnen. Jede wählte ſich einen koſtbaren Schmuck. — Als ich nach Hauſe komme, naht ſich mir Sudabe und bittet um das Geld für jenes Geſchmeide. Das Ding war ſo theuer, daß ich mich weigerte den Kaufpreis zu erlegen. Alle Fünf baten mich einzeln um das Geld, ich aber ſchlug es jeder Einzelnen rund weg ab und ging zu Hofe. — Als ich wieder nach Hauſe komme, ſitzt meine ganze Weiber- ſchaar heulend neben einander. Eine umarmt die Andre und nennt ſie ihre Leidens- und Unglücksgefährtin. Die

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/146>, abgerufen am 23.11.2024.