Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.die Stirn der Aegypterin, welche ohnmächtig in ihren Ar- "Was war Dir?" fragte die blinde Kassandane, als "Die Freude, das Glück, Tachot", stammelte Ni- Kambyses war, wie seine Schwester, der Umsinken- "Was war das?" rief die blinde Mutter des Kö- "Was ist Dir?" fragte die muntre Atossa in besorg- "Nitetis!" rief Krösus seinem Schützling mah- Aber diese Warnung kam zu spät, denn schon war Die Blicke aller Anwesenden hingen in ängstlicher Nitetis schaute um Nachsicht bittend zu ihrem Gelieb- die Stirn der Aegypterin, welche ohnmächtig in ihren Ar- „Was war Dir?“ fragte die blinde Kaſſandane, als „Die Freude, das Glück, Tachot“, ſtammelte Ni- Kambyſes war, wie ſeine Schweſter, der Umſinken- „Was war das?“ rief die blinde Mutter des Kö- „Was iſt Dir?“ fragte die muntre Atoſſa in beſorg- „Nitetis!“ rief Kröſus ſeinem Schützling mah- Aber dieſe Warnung kam zu ſpät, denn ſchon war Die Blicke aller Anweſenden hingen in ängſtlicher Nitetis ſchaute um Nachſicht bittend zu ihrem Gelieb- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0126" n="124"/> die Stirn der Aegypterin, welche ohnmächtig in ihren Ar-<lb/> men ruhte, mit Wein benetzte.</p><lb/> <p>„Was war Dir?“ fragte die blinde Kaſſandane, als<lb/> die Braut des Königs nach wenigen Augenblicken zu neuem<lb/> Leben erwachte.</p><lb/> <p>„Die Freude, das Glück, Tachot“, ſtammelte Ni-<lb/> tetis.</p><lb/> <p>Kambyſes war, wie ſeine Schweſter, der Umſinken-<lb/> den zu Hülfe geſprungen. Als dieſelbe ihr volles Bewußt-<lb/> ſein zurückerlangt hatte, bat er ſie, ſich durch einen Trunk<lb/> zu ſtärken, reichte ihr ſelbſt den Becher und fuhr, ſeinen<lb/> erſten Bericht ergänzend, fort: „Bartja wird in Deine<lb/> Heimat ziehen, meine Gattin, und ſich die Enkelin einer<lb/> gewiſſen Rhodopis, die Tochter eines edlen Kriegshelden,<lb/> welcher dem männlichen Phokaea entſtammt, aus Nau-<lb/> kratis am Nil zum Weibe holen.“</p><lb/> <p>„Was war das?“ rief die blinde Mutter des Kö-<lb/> nigs. —</p><lb/> <p>„Was iſt Dir?“ fragte die muntre Atoſſa in beſorg-<lb/> tem, beinahe vorwurfsvollem Ton.</p><lb/> <p>„Nitetis!“ rief Kröſus ſeinem Schützling mah-<lb/> nend zu. —</p><lb/> <p>Aber dieſe Warnung kam zu ſpät, denn ſchon war<lb/> der Becher, welchen Kambyſes ſeiner Geliebten überreicht<lb/> hatte, ihren Händen entſunken und klirrend zu Boden ge-<lb/> fallen.</p><lb/> <p>Die Blicke aller Anweſenden hingen in ängſtlicher<lb/> Spannung an den Zügen des Königs, welcher, bleich wie<lb/> der Tod, mit zitternden Lippen und krampfhaft geballter<lb/> Fauſt, abermals von ſeinem Seſſel aufgeſprungen war.</p><lb/> <p>Nitetis ſchaute um Nachſicht bittend zu ihrem Gelieb-<lb/> ten empor; er aber wandte, den Zauber dieſes Blickes<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [124/0126]
die Stirn der Aegypterin, welche ohnmächtig in ihren Ar-
men ruhte, mit Wein benetzte.
„Was war Dir?“ fragte die blinde Kaſſandane, als
die Braut des Königs nach wenigen Augenblicken zu neuem
Leben erwachte.
„Die Freude, das Glück, Tachot“, ſtammelte Ni-
tetis.
Kambyſes war, wie ſeine Schweſter, der Umſinken-
den zu Hülfe geſprungen. Als dieſelbe ihr volles Bewußt-
ſein zurückerlangt hatte, bat er ſie, ſich durch einen Trunk
zu ſtärken, reichte ihr ſelbſt den Becher und fuhr, ſeinen
erſten Bericht ergänzend, fort: „Bartja wird in Deine
Heimat ziehen, meine Gattin, und ſich die Enkelin einer
gewiſſen Rhodopis, die Tochter eines edlen Kriegshelden,
welcher dem männlichen Phokaea entſtammt, aus Nau-
kratis am Nil zum Weibe holen.“
„Was war das?“ rief die blinde Mutter des Kö-
nigs. —
„Was iſt Dir?“ fragte die muntre Atoſſa in beſorg-
tem, beinahe vorwurfsvollem Ton.
„Nitetis!“ rief Kröſus ſeinem Schützling mah-
nend zu. —
Aber dieſe Warnung kam zu ſpät, denn ſchon war
der Becher, welchen Kambyſes ſeiner Geliebten überreicht
hatte, ihren Händen entſunken und klirrend zu Boden ge-
fallen.
Die Blicke aller Anweſenden hingen in ängſtlicher
Spannung an den Zügen des Königs, welcher, bleich wie
der Tod, mit zitternden Lippen und krampfhaft geballter
Fauſt, abermals von ſeinem Seſſel aufgeſprungen war.
Nitetis ſchaute um Nachſicht bittend zu ihrem Gelieb-
ten empor; er aber wandte, den Zauber dieſes Blickes
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |