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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.

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57. (S. 27.) Dieser Gerichtshof, welchen Diod. I. 75. mit dem
Areopag zu Athen und der Gerusia zu Sparta vergleicht, bestand aus
30 Richtern aus der Priesterkaste (10 von Heliopolis, 10 von Mem-
phis, 10 von Theben) und wählte den Trefflichsten (ena ton ariston)
zum Präsidenten. Alle Klagen und Vertheidigungen mußten schriftlich
eingebracht werden, damit Wort und Geberde den Richter nicht beein-
flusse. Dieses Tribunal war selbst vom Könige unabhängig.
58. (S. 27.) Schon der Mitwisser eines Verbrechens war nach
ägyptischem Gesetz ebenso strafbar als der Thäter.
59. (S. 28.) Anführer einer Taxis oder Compagniehauptmann.
Lysias Apol. p. 162.
60. (S. 29.) König Amasis führte einen erfolgreichen Krieg ge-
gen Kypros (Cypern). Herod. II. 178. Diod. I. 68.
61. (S. 31.) Dieses Streben und dieser Wunsch nach Einheit ist den
Hellenen keineswegs fremd gewesen, wenn wir denselben auch nur selten
aussprechen hören. Aristoteles VII. 7. sagt z. B.: "Die Hellenen könn-
ten, wenn sie sich zu einem Staate vereinigten, alle Barbaren beherrschen."
62. (S. 31.) Athenäos I. 25. nennt den Wein von Anthylla den
besten ägyptischen Rebensaft.
63. (S. 32.) Ein viel erwähnter, ausgezeichneter Athener, welcher
zur Zeit unserer Geschichte lebte. Derselbe soll nach Herod. VI. 122.
mit dem Rennpferde und dem Viergespann gesiegt haben.
64. (S. 33.) So werden die zu jener Zeit hochberühmten sami-
schen Schiffe von Herodot beschrieben; auch haben dieselben wohl häufig
Eberköpfe an der Spitze geführt. Dahin deutet wenigstens der Bericht
des Strabo, daß die Aegineten den von ihnen gekaperten samischen
Schiffen die Eberköpfe abgeschlagen hätten. Herod. III. 59. erzählt
dasselbe von den Schiffsschnäbeln.
65. (S. 33.) Bei Th. Hope. Costume I. 138.
66. (S. 34.) Auch im Alterthum war es üblich, seinen Freunden
kleine Geschenke von der Reise mitzubringen. So brachte z. B. Theo-
krit der Gattin seines Freundes Nikias eine elfenbeinerne Spindel mit,
die er mit anmuthigen Versen begleitete.
67. (S. 34.) Der zweite Sieg der Rosse des Kimon muß, wie
Duncker, Gesch. des Alterthums IV. S. 343 richtig bemerkt, um 528
stattgefunden haben. Dieselben Pferde siegten bei den nächsten Spielen,
also vier Jahre später, zum dritten Male. Zum Danke ließ Kimon
denselben an "der hohlen Gasse" bei Athen ein Denkmal errichten.
57. (S. 27.) Dieſer Gerichtshof, welchen Diod. I. 75. mit dem
Areopag zu Athen und der Geruſia zu Sparta vergleicht, beſtand aus
30 Richtern aus der Prieſterkaſte (10 von Heliopolis, 10 von Mem-
phis, 10 von Theben) und wählte den Trefflichſten (ἔνα τὸν ἄριστον)
zum Präſidenten. Alle Klagen und Vertheidigungen mußten ſchriftlich
eingebracht werden, damit Wort und Geberde den Richter nicht beein-
fluſſe. Dieſes Tribunal war ſelbſt vom Könige unabhängig.
58. (S. 27.) Schon der Mitwiſſer eines Verbrechens war nach
ägyptiſchem Geſetz ebenſo ſtrafbar als der Thäter.
59. (S. 28.) Anführer einer Taxis oder Compagniehauptmann.
Lysias Apol. p. 162.
60. (S. 29.) König Amaſis führte einen erfolgreichen Krieg ge-
gen Kypros (Cypern). Herod. II. 178. Diod. I. 68.
61. (S. 31.) Dieſes Streben und dieſer Wunſch nach Einheit iſt den
Hellenen keineswegs fremd geweſen, wenn wir denſelben auch nur ſelten
ausſprechen hören. Ariſtoteles VII. 7. ſagt z. B.: „Die Hellenen könn-
ten, wenn ſie ſich zu einem Staate vereinigten, alle Barbaren beherrſchen.“
62. (S. 31.) Athenäos I. 25. nennt den Wein von Anthylla den
beſten ägyptiſchen Rebenſaft.
63. (S. 32.) Ein viel erwähnter, ausgezeichneter Athener, welcher
zur Zeit unſerer Geſchichte lebte. Derſelbe ſoll nach Herod. VI. 122.
mit dem Rennpferde und dem Viergeſpann geſiegt haben.
64. (S. 33.) So werden die zu jener Zeit hochberühmten ſami-
ſchen Schiffe von Herodot beſchrieben; auch haben dieſelben wohl häufig
Eberköpfe an der Spitze geführt. Dahin deutet wenigſtens der Bericht
des Strabo, daß die Aegineten den von ihnen gekaperten ſamiſchen
Schiffen die Eberköpfe abgeſchlagen hätten. Herod. III. 59. erzählt
daſſelbe von den Schiffsſchnäbeln.
65. (S. 33.) Bei Th. Hope. Costume I. 138.
66. (S. 34.) Auch im Alterthum war es üblich, ſeinen Freunden
kleine Geſchenke von der Reiſe mitzubringen. So brachte z. B. Theo-
krit der Gattin ſeines Freundes Nikias eine elfenbeinerne Spindel mit,
die er mit anmuthigen Verſen begleitete.
67. (S. 34.) Der zweite Sieg der Roſſe des Kimon muß, wie
Duncker, Geſch. des Alterthums IV. S. 343 richtig bemerkt, um 528
ſtattgefunden haben. Dieſelben Pferde ſiegten bei den nächſten Spielen,
alſo vier Jahre ſpäter, zum dritten Male. Zum Danke ließ Kimon
denſelben an „der hohlen Gaſſe“ bei Athen ein Denkmal errichten.
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[189/0207] 57. (S. 27.) Dieſer Gerichtshof, welchen Diod. I. 75. mit dem Areopag zu Athen und der Geruſia zu Sparta vergleicht, beſtand aus 30 Richtern aus der Prieſterkaſte (10 von Heliopolis, 10 von Mem- phis, 10 von Theben) und wählte den Trefflichſten (ἔνα τὸν ἄριστον) zum Präſidenten. Alle Klagen und Vertheidigungen mußten ſchriftlich eingebracht werden, damit Wort und Geberde den Richter nicht beein- fluſſe. Dieſes Tribunal war ſelbſt vom Könige unabhängig. 58. (S. 27.) Schon der Mitwiſſer eines Verbrechens war nach ägyptiſchem Geſetz ebenſo ſtrafbar als der Thäter. 59. (S. 28.) Anführer einer Taxis oder Compagniehauptmann. Lysias Apol. p. 162. 60. (S. 29.) König Amaſis führte einen erfolgreichen Krieg ge- gen Kypros (Cypern). Herod. II. 178. Diod. I. 68. 61. (S. 31.) Dieſes Streben und dieſer Wunſch nach Einheit iſt den Hellenen keineswegs fremd geweſen, wenn wir denſelben auch nur ſelten ausſprechen hören. Ariſtoteles VII. 7. ſagt z. B.: „Die Hellenen könn- ten, wenn ſie ſich zu einem Staate vereinigten, alle Barbaren beherrſchen.“ 62. (S. 31.) Athenäos I. 25. nennt den Wein von Anthylla den beſten ägyptiſchen Rebenſaft. 63. (S. 32.) Ein viel erwähnter, ausgezeichneter Athener, welcher zur Zeit unſerer Geſchichte lebte. Derſelbe ſoll nach Herod. VI. 122. mit dem Rennpferde und dem Viergeſpann geſiegt haben. 64. (S. 33.) So werden die zu jener Zeit hochberühmten ſami- ſchen Schiffe von Herodot beſchrieben; auch haben dieſelben wohl häufig Eberköpfe an der Spitze geführt. Dahin deutet wenigſtens der Bericht des Strabo, daß die Aegineten den von ihnen gekaperten ſamiſchen Schiffen die Eberköpfe abgeſchlagen hätten. Herod. III. 59. erzählt daſſelbe von den Schiffsſchnäbeln. 65. (S. 33.) Bei Th. Hope. Costume I. 138. 66. (S. 34.) Auch im Alterthum war es üblich, ſeinen Freunden kleine Geſchenke von der Reiſe mitzubringen. So brachte z. B. Theo- krit der Gattin ſeines Freundes Nikias eine elfenbeinerne Spindel mit, die er mit anmuthigen Verſen begleitete. 67. (S. 34.) Der zweite Sieg der Roſſe des Kimon muß, wie Duncker, Geſch. des Alterthums IV. S. 343 richtig bemerkt, um 528 ſtattgefunden haben. Dieſelben Pferde ſiegten bei den nächſten Spielen, alſo vier Jahre ſpäter, zum dritten Male. Zum Danke ließ Kimon denſelben an „der hohlen Gaſſe“ bei Athen ein Denkmal errichten.

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter01_1864/207>, abgerufen am 24.11.2024.