Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.gen derselben waren Sinnsprüche, mit Hieroglyphenzeichen Amasis lachte viel mit seinen Gästen über die List Als Amasis endlich drei Tage nach der Freilassung Krösus gefiel sich im Umgange mit dem samischen Psamtik traf einst den Fremden bei seinem Meister, "Jch lehre ihn," antwortete der Oberpriester, "Dinge, gen derſelben waren Sinnſprüche, mit Hieroglyphenzeichen Amaſis lachte viel mit ſeinen Gäſten über die Liſt Als Amaſis endlich drei Tage nach der Freilaſſung Kröſus gefiel ſich im Umgange mit dem ſamiſchen Pſamtik traf einſt den Fremden bei ſeinem Meiſter, „Jch lehre ihn,“ antwortete der Oberprieſter, „Dinge, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0173" n="155"/> gen derſelben waren Sinnſprüche, mit Hieroglyphenzeichen<lb/> von Gold und Silber eingelegt.</p><lb/> <p>Amaſis lachte viel mit ſeinen Gäſten über die Liſt<lb/> des Gyges, ließ die jungen Helden ungezwungen mit ſei-<lb/> ner Familie verkehren und behandelte ſie ganz, wie ein<lb/> heiterer Vater ſeine munteren Söhne. Nur bei den Mahl-<lb/> zeiten bewies er, daß der Aegypter in ihm nicht ganz er-<lb/> ſtorben ſei, denn die Perſer mußten an einem beſon-<lb/> deren Tiſche eſſen. Er würde ſich nach dem Glauben ſei-<lb/> ner Väter verunreinigt haben, wenn er mit den Fremden<lb/> an einer Tafel ſeine Mahlzeit eingenommen hätte <hi rendition="#sup">198</hi>).</p><lb/> <p>Als Amaſis endlich drei Tage nach der Freilaſſung<lb/> des Gyges erklärte, daß ſeine Tochter Nitetis in zwei<lb/> Wochen zur Abreiſe nach Aſien bereit ſein werde, ſo<lb/> bedauerten alle Perſer nicht länger in Aegypten bleiben<lb/> zu dürfen.</p><lb/> <p>Kröſus gefiel ſich im Umgange mit dem ſamiſchen<lb/> Dichter und Bildhauer. — Gyges theilte die Vorliebe<lb/> ſeines Vaters für die helleniſchen Künſtler. Darius,<lb/> welcher ſich ſchon zu Babylon mit Sternkunde beſchäftigt<lb/> hatte <hi rendition="#sup">199</hi>), war eines Abends, als er den Himmel beob-<lb/> achtete, unerklärlicher Weiſe, von dem greiſen Oberprieſter<lb/> der Neith angeredet und eingeladen worden, ihm auf das<lb/> Dach des Tempels zu folgen. Der wißbegierige Jüng-<lb/> ling hatte ſich das nicht zweimal ſagen laſſen und ſam-<lb/> melte allnächtlich, den Lehren des Greiſes lauſchend, neue<lb/> Kenntniſſe.</p><lb/> <p>Pſamtik traf einſt den Fremden bei ſeinem Meiſter,<lb/> und fragte Neithoteph, als ſich Darius entfernte, wie er<lb/> dazu komme, dieſen Perſer in ägyptiſche Geheimniſſe<lb/> einzuweihen?</p><lb/> <p>„Jch lehre ihn,“ antwortete der Oberprieſter, „Dinge,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [155/0173]
gen derſelben waren Sinnſprüche, mit Hieroglyphenzeichen
von Gold und Silber eingelegt.
Amaſis lachte viel mit ſeinen Gäſten über die Liſt
des Gyges, ließ die jungen Helden ungezwungen mit ſei-
ner Familie verkehren und behandelte ſie ganz, wie ein
heiterer Vater ſeine munteren Söhne. Nur bei den Mahl-
zeiten bewies er, daß der Aegypter in ihm nicht ganz er-
ſtorben ſei, denn die Perſer mußten an einem beſon-
deren Tiſche eſſen. Er würde ſich nach dem Glauben ſei-
ner Väter verunreinigt haben, wenn er mit den Fremden
an einer Tafel ſeine Mahlzeit eingenommen hätte 198).
Als Amaſis endlich drei Tage nach der Freilaſſung
des Gyges erklärte, daß ſeine Tochter Nitetis in zwei
Wochen zur Abreiſe nach Aſien bereit ſein werde, ſo
bedauerten alle Perſer nicht länger in Aegypten bleiben
zu dürfen.
Kröſus gefiel ſich im Umgange mit dem ſamiſchen
Dichter und Bildhauer. — Gyges theilte die Vorliebe
ſeines Vaters für die helleniſchen Künſtler. Darius,
welcher ſich ſchon zu Babylon mit Sternkunde beſchäftigt
hatte 199), war eines Abends, als er den Himmel beob-
achtete, unerklärlicher Weiſe, von dem greiſen Oberprieſter
der Neith angeredet und eingeladen worden, ihm auf das
Dach des Tempels zu folgen. Der wißbegierige Jüng-
ling hatte ſich das nicht zweimal ſagen laſſen und ſam-
melte allnächtlich, den Lehren des Greiſes lauſchend, neue
Kenntniſſe.
Pſamtik traf einſt den Fremden bei ſeinem Meiſter,
und fragte Neithoteph, als ſich Darius entfernte, wie er
dazu komme, dieſen Perſer in ägyptiſche Geheimniſſe
einzuweihen?
„Jch lehre ihn,“ antwortete der Oberprieſter, „Dinge,
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