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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.

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Edelmuth desselben; man beglückwünschte den Vater eines
solchen Sohnes und kam endlich darin überein, daß der
Thronerbe, sobald der Jrrthum seiner Leute bemerkt wer-
den würde, Gyges nicht nur ohne Weiteres freilassen
müsse, -- sondern auch verpflichtet sei, demselben eine
Genugthuung zu gewähren.

Krösus selbst beruhigte sich bei dem Gedanken an die
Freundschaft des Amasis und jene Scheu, welche derselbe
vor der Macht der Perser gezeigt hatte. Bald darauf ver-
ließ er das Haus der Rhodopis, um bei dem Milesier
Theopompos zu übernachten.

"Grüße Gyges von mir!" rief Aristomachos, als sich
der Greis entfernte. "Jch lasse ihn um Verzeihung bitten
und ihm sagen, ich wünschte, ihn zum Freunde zu haben,
oder, wenn das nicht ginge, ihm, als ehrlichem Feind, im
Felde gegenüber zu stehen."

"Wer kann wissen, was die Zukunft bringt!" erwie-
derte Krösus, dem Spartaner die Hand reichend.



Edelmuth deſſelben; man beglückwünſchte den Vater eines
ſolchen Sohnes und kam endlich darin überein, daß der
Thronerbe, ſobald der Jrrthum ſeiner Leute bemerkt wer-
den würde, Gyges nicht nur ohne Weiteres freilaſſen
müſſe, — ſondern auch verpflichtet ſei, demſelben eine
Genugthuung zu gewähren.

Kröſus ſelbſt beruhigte ſich bei dem Gedanken an die
Freundſchaft des Amaſis und jene Scheu, welche derſelbe
vor der Macht der Perſer gezeigt hatte. Bald darauf ver-
ließ er das Haus der Rhodopis, um bei dem Mileſier
Theopompos zu übernachten.

„Grüße Gyges von mir!“ rief Ariſtomachos, als ſich
der Greis entfernte. „Jch laſſe ihn um Verzeihung bitten
und ihm ſagen, ich wünſchte, ihn zum Freunde zu haben,
oder, wenn das nicht ginge, ihm, als ehrlichem Feind, im
Felde gegenüber zu ſtehen.“

„Wer kann wiſſen, was die Zukunft bringt!“ erwie-
derte Kröſus, dem Spartaner die Hand reichend.



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[136/0154] Edelmuth deſſelben; man beglückwünſchte den Vater eines ſolchen Sohnes und kam endlich darin überein, daß der Thronerbe, ſobald der Jrrthum ſeiner Leute bemerkt wer- den würde, Gyges nicht nur ohne Weiteres freilaſſen müſſe, — ſondern auch verpflichtet ſei, demſelben eine Genugthuung zu gewähren. Kröſus ſelbſt beruhigte ſich bei dem Gedanken an die Freundſchaft des Amaſis und jene Scheu, welche derſelbe vor der Macht der Perſer gezeigt hatte. Bald darauf ver- ließ er das Haus der Rhodopis, um bei dem Mileſier Theopompos zu übernachten. „Grüße Gyges von mir!“ rief Ariſtomachos, als ſich der Greis entfernte. „Jch laſſe ihn um Verzeihung bitten und ihm ſagen, ich wünſchte, ihn zum Freunde zu haben, oder, wenn das nicht ginge, ihm, als ehrlichem Feind, im Felde gegenüber zu ſtehen.“ „Wer kann wiſſen, was die Zukunft bringt!“ erwie- derte Kröſus, dem Spartaner die Hand reichend.

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter01_1864/154>, abgerufen am 27.11.2024.