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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.

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pflegen unsere Einladung, wegen mancher kleiner Vorbe-
reitungen, etwas früh zu machen.

,Jch lasse diesen Brief von meinem gelehrten Sclaven
Sophotatos im Nebenzimmer schreiben, denn ich bekomme
den Krampf in die Finger, wenn ich nur der Arbeit des
Schreibens zuschaue.'"

Alle Gäste brachen in ein schallendes Gelächter aus;
Rhodopis aber sagte: "Mich erfreut dieser Brief, weil ich
aus demselben ersehe, daß Oinophilos kein schlechter Mensch
ist. Sybaritisch erzogen ..."

"Verzeiht, ihr Herren, wenn ich Euch störe, und Du,
ehrwürdige Hellenin, daß ich ungeladen in Dein friedliches
Haus dringe!" Mit diesen Worten unterbrach ein der
Greisin fremder Mann, welcher von Allen unbemerkt in
das Speisezimmer getreten war, das Gespräch der Schmau-
senden. -- "Jch bin Gyges, Sohn des Krösus, und nicht
zum Scherze vor kaum zwei Stunden von Sais fortge-
ritten, um zur rechten Zeit hier einzutreffen!"

"Menon, ein Polster für unsern neuen Gast!" rief
Rhodopis. "Sei herzlich willkommen in meinem Hause
und ruhe aus von Deinem wilden, echt lydischen Ritte."

"Beim Hunde 181), Gyges," sagte Krösus, seinem
Sohne die Hand reichend, "ich begreife nicht, was Dich
zu so später Stunde hierherführt. Jch hatte Dich ersucht,
nicht von des mir anvertrauten Bartja Seite zu weichen,
und dennoch ... Aber wie siehst Du aus? Jst etwas vor-
gefallen? Hat sich ein Unglück ereignet? So sprich doch,
sprich!"

Gyges vermochte in den ersten Augenblicken kein Wort
auf die Rede seines Vaters zu erwiedern. Jhm war, als
er den Geliebten, für dessen Leben er gefürchtet hatte,
wohlbehalten und fröhlich beim reichlichen Schmause sitzen

Ebers, Eine ägyptische Königstochter. I. 9

pflegen unſere Einladung, wegen mancher kleiner Vorbe-
reitungen, etwas früh zu machen.

‚Jch laſſe dieſen Brief von meinem gelehrten Sclaven
Sophotatos im Nebenzimmer ſchreiben, denn ich bekomme
den Krampf in die Finger, wenn ich nur der Arbeit des
Schreibens zuſchaue.‘“

Alle Gäſte brachen in ein ſchallendes Gelächter aus;
Rhodopis aber ſagte: „Mich erfreut dieſer Brief, weil ich
aus demſelben erſehe, daß Oinophilos kein ſchlechter Menſch
iſt. Sybaritiſch erzogen ...“

„Verzeiht, ihr Herren, wenn ich Euch ſtöre, und Du,
ehrwürdige Hellenin, daß ich ungeladen in Dein friedliches
Haus dringe!“ Mit dieſen Worten unterbrach ein der
Greiſin fremder Mann, welcher von Allen unbemerkt in
das Speiſezimmer getreten war, das Geſpräch der Schmau-
ſenden. — „Jch bin Gyges, Sohn des Kröſus, und nicht
zum Scherze vor kaum zwei Stunden von Sais fortge-
ritten, um zur rechten Zeit hier einzutreffen!“

„Menon, ein Polſter für unſern neuen Gaſt!“ rief
Rhodopis. „Sei herzlich willkommen in meinem Hauſe
und ruhe aus von Deinem wilden, echt lydiſchen Ritte.“

„Beim Hunde 181), Gyges,“ ſagte Kröſus, ſeinem
Sohne die Hand reichend, „ich begreife nicht, was Dich
zu ſo ſpäter Stunde hierherführt. Jch hatte Dich erſucht,
nicht von des mir anvertrauten Bartja Seite zu weichen,
und dennoch ... Aber wie ſiehſt Du aus? Jſt etwas vor-
gefallen? Hat ſich ein Unglück ereignet? So ſprich doch,
ſprich!“

Gyges vermochte in den erſten Augenblicken kein Wort
auf die Rede ſeines Vaters zu erwiedern. Jhm war, als
er den Geliebten, für deſſen Leben er gefürchtet hatte,
wohlbehalten und fröhlich beim reichlichen Schmauſe ſitzen

Ebers, Eine ägyptiſche Königstochter. I. 9
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[129/0147] pflegen unſere Einladung, wegen mancher kleiner Vorbe- reitungen, etwas früh zu machen. ‚Jch laſſe dieſen Brief von meinem gelehrten Sclaven Sophotatos im Nebenzimmer ſchreiben, denn ich bekomme den Krampf in die Finger, wenn ich nur der Arbeit des Schreibens zuſchaue.‘“ Alle Gäſte brachen in ein ſchallendes Gelächter aus; Rhodopis aber ſagte: „Mich erfreut dieſer Brief, weil ich aus demſelben erſehe, daß Oinophilos kein ſchlechter Menſch iſt. Sybaritiſch erzogen ...“ „Verzeiht, ihr Herren, wenn ich Euch ſtöre, und Du, ehrwürdige Hellenin, daß ich ungeladen in Dein friedliches Haus dringe!“ Mit dieſen Worten unterbrach ein der Greiſin fremder Mann, welcher von Allen unbemerkt in das Speiſezimmer getreten war, das Geſpräch der Schmau- ſenden. — „Jch bin Gyges, Sohn des Kröſus, und nicht zum Scherze vor kaum zwei Stunden von Sais fortge- ritten, um zur rechten Zeit hier einzutreffen!“ „Menon, ein Polſter für unſern neuen Gaſt!“ rief Rhodopis. „Sei herzlich willkommen in meinem Hauſe und ruhe aus von Deinem wilden, echt lydiſchen Ritte.“ „Beim Hunde 181), Gyges,“ ſagte Kröſus, ſeinem Sohne die Hand reichend, „ich begreife nicht, was Dich zu ſo ſpäter Stunde hierherführt. Jch hatte Dich erſucht, nicht von des mir anvertrauten Bartja Seite zu weichen, und dennoch ... Aber wie ſiehſt Du aus? Jſt etwas vor- gefallen? Hat ſich ein Unglück ereignet? So ſprich doch, ſprich!“ Gyges vermochte in den erſten Augenblicken kein Wort auf die Rede ſeines Vaters zu erwiedern. Jhm war, als er den Geliebten, für deſſen Leben er gefürchtet hatte, wohlbehalten und fröhlich beim reichlichen Schmauſe ſitzen Ebers, Eine ägyptiſche Königstochter. I. 9

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter01_1864/147>, abgerufen am 24.11.2024.