was Amasis mit Psamtik geredet. Möge Jsis 147) Dein Gehör erhalten!"
"Ach, Vater, ein Tauber konnte heut im Neben- zimmer jedes Wort vernehmen, denn der König brüllte, wie ein Stier."
"Die große Neith hat ihn mit Unvorsichtigkeit ge- schlagen. Gehe jetzt, halte die Augen auf und benach- richtige mich sofort, wenn Amasis, was möglich wäre, den Anschlag auf Phanes zu hintertreiben versuchen sollte. Du findest mich auf jeden Fall zu Hause. Befiehl den Die- nern, sie möchten alle Besucher abweisen und sagen -- ich betete im Allerheiligsten. Der Unnennbare behüte Deine Schritte!"
Während Psamtik alle Vorbereitungen zur Gefangen- nahme des Phanes traf, stieg Krösus mit seinen Beglei- tern in eine königliche Nilbarke, um nach Naukratis zu fahren, und den nächsten Abend bei Rhodopis zuzubringen.
Sein Sohn Gyges und die drei jungen Perser blie- ben zu Sais, woselbst es ihnen vortrefflich gefiel.
Amasis überhäufte sie mit Gefälligkeiten, gestattete ihnen, nach ägyptischem Gebrauche, den Verkehr mit sei- ner Gattin und den sogenannten Zwillings-Schwestern, lehrte Gyges das Dame Spiel 148) und war unerschöpflich in Witz und Frohsinn, wenn er zusah, wie die kräf- tigen und gewandten jungen Helden das Ball- und Rei- fenwerfen seiner Töchter, ein beliebtes Vergnügen ägyp- tischer Mädchen 149), theilten.
"Wahrlich," rief Bartja, nachdem Nitetis den zar- ten mit bunten Bändern geschmückten Ring zum hundert- sten Male, ohne zu fehlen, mit ihrem feinen Stäbchen von Elfenbein aufgefangen hatte, "dieses Spiel müssen wir
was Amaſis mit Pſamtik geredet. Möge Jſis 147) Dein Gehör erhalten!“
„Ach, Vater, ein Tauber konnte heut im Neben- zimmer jedes Wort vernehmen, denn der König brüllte, wie ein Stier.“
„Die große Neith hat ihn mit Unvorſichtigkeit ge- ſchlagen. Gehe jetzt, halte die Augen auf und benach- richtige mich ſofort, wenn Amaſis, was möglich wäre, den Anſchlag auf Phanes zu hintertreiben verſuchen ſollte. Du findeſt mich auf jeden Fall zu Hauſe. Befiehl den Die- nern, ſie möchten alle Beſucher abweiſen und ſagen — ich betete im Allerheiligſten. Der Unnennbare behüte Deine Schritte!“
Während Pſamtik alle Vorbereitungen zur Gefangen- nahme des Phanes traf, ſtieg Kröſus mit ſeinen Beglei- tern in eine königliche Nilbarke, um nach Naukratis zu fahren, und den nächſten Abend bei Rhodopis zuzubringen.
Sein Sohn Gyges und die drei jungen Perſer blie- ben zu Sais, woſelbſt es ihnen vortrefflich gefiel.
Amaſis überhäufte ſie mit Gefälligkeiten, geſtattete ihnen, nach ägyptiſchem Gebrauche, den Verkehr mit ſei- ner Gattin und den ſogenannten Zwillings-Schweſtern, lehrte Gyges das Dame Spiel 148) und war unerſchöpflich in Witz und Frohſinn, wenn er zuſah, wie die kräf- tigen und gewandten jungen Helden das Ball- und Rei- fenwerfen ſeiner Töchter, ein beliebtes Vergnügen ägyp- tiſcher Mädchen 149), theilten.
„Wahrlich,“ rief Bartja, nachdem Nitetis den zar- ten mit bunten Bändern geſchmückten Ring zum hundert- ſten Male, ohne zu fehlen, mit ihrem feinen Stäbchen von Elfenbein aufgefangen hatte, „dieſes Spiel müſſen wir
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was Amaſis mit Pſamtik geredet. Möge Jſis 147) Dein
Gehör erhalten!“
„Ach, Vater, ein Tauber konnte heut im Neben-
zimmer jedes Wort vernehmen, denn der König brüllte,
wie ein Stier.“
„Die große Neith hat ihn mit Unvorſichtigkeit ge-
ſchlagen. Gehe jetzt, halte die Augen auf und benach-
richtige mich ſofort, wenn Amaſis, was möglich wäre, den
Anſchlag auf Phanes zu hintertreiben verſuchen ſollte. Du
findeſt mich auf jeden Fall zu Hauſe. Befiehl den Die-
nern, ſie möchten alle Beſucher abweiſen und ſagen — ich
betete im Allerheiligſten. Der Unnennbare behüte Deine
Schritte!“
Während Pſamtik alle Vorbereitungen zur Gefangen-
nahme des Phanes traf, ſtieg Kröſus mit ſeinen Beglei-
tern in eine königliche Nilbarke, um nach Naukratis zu
fahren, und den nächſten Abend bei Rhodopis zuzubringen.
Sein Sohn Gyges und die drei jungen Perſer blie-
ben zu Sais, woſelbſt es ihnen vortrefflich gefiel.
Amaſis überhäufte ſie mit Gefälligkeiten, geſtattete
ihnen, nach ägyptiſchem Gebrauche, den Verkehr mit ſei-
ner Gattin und den ſogenannten Zwillings-Schweſtern,
lehrte Gyges das Dame Spiel 148) und war unerſchöpflich
in Witz und Frohſinn, wenn er zuſah, wie die kräf-
tigen und gewandten jungen Helden das Ball- und Rei-
fenwerfen ſeiner Töchter, ein beliebtes Vergnügen ägyp-
tiſcher Mädchen 149), theilten.
„Wahrlich,“ rief Bartja, nachdem Nitetis den zar-
ten mit bunten Bändern geſchmückten Ring zum hundert-
ſten Male, ohne zu fehlen, mit ihrem feinen Stäbchen
von Elfenbein aufgefangen hatte, „dieſes Spiel müſſen wir
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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter01_1864/122>, abgerufen am 16.02.2025.
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