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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.

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freuen, sondern betrüben. Nun sprich, was erreichtest Du
weiter?"

"Der König theilte mir mit, welchem Hause Nitetis
ihren Ursprung verdankt."

"Weiter Nichts?"

"Nein, mein Vater; aber brennst Du nicht darauf,
zu vernehmen ..."

"Neugier ist ein Laster des Weibes; auch weiß ich
längst, was Du mir erzählen könntest."

"Aber Du trugst mir ja gestern erst auf, den Vater
auszufragen."

"Jch that es, um Dich zu ergründen, um zu prüfen,
ob Du den Befehlen der Gottheit ergeben und würdig
seiest, in den höchsten Grad des Wissens eingeführt zu
werden. Jch höre, daß Du uns redlich mittheilst, was Du
erfährst, und sehe, daß Du die erste Priestertugend, den
Gehorsam, zu üben verstehst."

"So kennst Du den Vater der Nitetis?"

"Jch selbst habe das Gebet an König Hophras Grabe
gesprochen."

"Aber wer hat Dir dieß Geheimniß verrathen?"

"Die ewigen Sterne, mein Sohn, und meine Kunst
in denselben zu lesen."

"Und diese Sterne? Betrügen sie niemals?"

"Niemals den wahrhaft Kundigen!"

Psamtik erblaßte. Der Traum seines Vaters und
sein furchtbares Horoskop stellten sich als entsetzliche
Schreckbilder vor seine Seele. Der Priester bemerkte schnell
die Veränderung in den Zügen des Königssohnes und
sprach zu ihm mit sanfter Stimme: "Du gedenkst der
unglücklichen Himmelszeichen bei Deiner Geburt, und hältst
Dich für einen verlornen Menschen; aber tröste Dich,

freuen, ſondern betrüben. Nun ſprich, was erreichteſt Du
weiter?“

„Der König theilte mir mit, welchem Hauſe Nitetis
ihren Urſprung verdankt.“

„Weiter Nichts?“

„Nein, mein Vater; aber brennſt Du nicht darauf,
zu vernehmen ...“

„Neugier iſt ein Laſter des Weibes; auch weiß ich
längſt, was Du mir erzählen könnteſt.“

„Aber Du trugſt mir ja geſtern erſt auf, den Vater
auszufragen.“

„Jch that es, um Dich zu ergründen, um zu prüfen,
ob Du den Befehlen der Gottheit ergeben und würdig
ſeieſt, in den höchſten Grad des Wiſſens eingeführt zu
werden. Jch höre, daß Du uns redlich mittheilſt, was Du
erfährſt, und ſehe, daß Du die erſte Prieſtertugend, den
Gehorſam, zu üben verſtehſt.“

„So kennſt Du den Vater der Nitetis?“

„Jch ſelbſt habe das Gebet an König Hophras Grabe
geſprochen.“

„Aber wer hat Dir dieß Geheimniß verrathen?“

„Die ewigen Sterne, mein Sohn, und meine Kunſt
in denſelben zu leſen.“

„Und dieſe Sterne? Betrügen ſie niemals?“

„Niemals den wahrhaft Kundigen!“

Pſamtik erblaßte. Der Traum ſeines Vaters und
ſein furchtbares Horoskop ſtellten ſich als entſetzliche
Schreckbilder vor ſeine Seele. Der Prieſter bemerkte ſchnell
die Veränderung in den Zügen des Königsſohnes und
ſprach zu ihm mit ſanfter Stimme: „Du gedenkſt der
unglücklichen Himmelszeichen bei Deiner Geburt, und hältſt
Dich für einen verlornen Menſchen; aber tröſte Dich,

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[102/0120] freuen, ſondern betrüben. Nun ſprich, was erreichteſt Du weiter?“ „Der König theilte mir mit, welchem Hauſe Nitetis ihren Urſprung verdankt.“ „Weiter Nichts?“ „Nein, mein Vater; aber brennſt Du nicht darauf, zu vernehmen ...“ „Neugier iſt ein Laſter des Weibes; auch weiß ich längſt, was Du mir erzählen könnteſt.“ „Aber Du trugſt mir ja geſtern erſt auf, den Vater auszufragen.“ „Jch that es, um Dich zu ergründen, um zu prüfen, ob Du den Befehlen der Gottheit ergeben und würdig ſeieſt, in den höchſten Grad des Wiſſens eingeführt zu werden. Jch höre, daß Du uns redlich mittheilſt, was Du erfährſt, und ſehe, daß Du die erſte Prieſtertugend, den Gehorſam, zu üben verſtehſt.“ „So kennſt Du den Vater der Nitetis?“ „Jch ſelbſt habe das Gebet an König Hophras Grabe geſprochen.“ „Aber wer hat Dir dieß Geheimniß verrathen?“ „Die ewigen Sterne, mein Sohn, und meine Kunſt in denſelben zu leſen.“ „Und dieſe Sterne? Betrügen ſie niemals?“ „Niemals den wahrhaft Kundigen!“ Pſamtik erblaßte. Der Traum ſeines Vaters und ſein furchtbares Horoskop ſtellten ſich als entſetzliche Schreckbilder vor ſeine Seele. Der Prieſter bemerkte ſchnell die Veränderung in den Zügen des Königsſohnes und ſprach zu ihm mit ſanfter Stimme: „Du gedenkſt der unglücklichen Himmelszeichen bei Deiner Geburt, und hältſt Dich für einen verlornen Menſchen; aber tröſte Dich,

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter01_1864/120>, abgerufen am 26.11.2024.