"Man hat mehrfach bemerkt, daß in den Briefen Cicero's und des jüngeren Plinius Anklänge moderner Sentimentalität nicht zu verkennen seien. Jch finde darin nur Anklänge tiefer Gemüthlich- keit, die in jedem Zeitalter, bei jedem Volksstamme aus dem schmerzlich beklommenen Busen emporsteigen." A. von Humboldt. KosmosII. S. 19.
Jndem ich vorliegendes Buch in die Welt hinausschicke, verhehle ich mir keineswegs, daß ich mannigfaltigen Ausstellungen, ja vielleicht dem Tadel der Besten meines Faches nicht entgehen werde.
Einige mögen nur das Ganze betrachten und mir vorwerfen, daß es einem Jünger der Wissen- schaft übel stehe, die Resultate seiner Studien in ein von der Phantasie gewebtes Gewand zu kleiden; An- dere werden sich an Einzelheiten halten und dieselben als geschmacklos oder anachronistisch verwerfen. Er- steren muß ich erwiedern, daß ich für diese Darstel- lung einer großen weltgeschichtlichen Epoche das Ge- wand der Dichtung gewählt habe, um einer möglichst großen Anzahl von Gebildeten die Resultate jener Studien, denen ich mein Leben widme, zugänglich
Vorwort.
„Man hat mehrfach bemerkt, daß in den Briefen Cicero’s und des jüngeren Plinius Anklänge moderner Sentimentalität nicht zu verkennen ſeien. Jch finde darin nur Anklänge tiefer Gemüthlich- keit, die in jedem Zeitalter, bei jedem Volksſtamme aus dem ſchmerzlich beklommenen Buſen emporſteigen.“ A. von Humboldt. KosmosII. S. 19.
Jndem ich vorliegendes Buch in die Welt hinausſchicke, verhehle ich mir keineswegs, daß ich mannigfaltigen Ausſtellungen, ja vielleicht dem Tadel der Beſten meines Faches nicht entgehen werde.
Einige mögen nur das Ganze betrachten und mir vorwerfen, daß es einem Jünger der Wiſſen- ſchaft übel ſtehe, die Reſultate ſeiner Studien in ein von der Phantaſie gewebtes Gewand zu kleiden; An- dere werden ſich an Einzelheiten halten und dieſelben als geſchmacklos oder anachroniſtiſch verwerfen. Er- ſteren muß ich erwiedern, daß ich für dieſe Darſtel- lung einer großen weltgeſchichtlichen Epoche das Ge- wand der Dichtung gewählt habe, um einer möglichſt großen Anzahl von Gebildeten die Reſultate jener Studien, denen ich mein Leben widme, zugänglich
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[[IX]/0011]
Vorwort.
„Man hat mehrfach bemerkt, daß in den Briefen Cicero’s und
des jüngeren Plinius Anklänge moderner Sentimentalität nicht zu
verkennen ſeien. Jch finde darin nur Anklänge tiefer Gemüthlich-
keit, die in jedem Zeitalter, bei jedem Volksſtamme
aus dem ſchmerzlich beklommenen Buſen emporſteigen.“
A. von Humboldt. Kosmos II. S. 19.
Jndem ich vorliegendes Buch in die Welt
hinausſchicke, verhehle ich mir keineswegs, daß ich
mannigfaltigen Ausſtellungen, ja vielleicht dem Tadel
der Beſten meines Faches nicht entgehen werde.
Einige mögen nur das Ganze betrachten und
mir vorwerfen, daß es einem Jünger der Wiſſen-
ſchaft übel ſtehe, die Reſultate ſeiner Studien in ein
von der Phantaſie gewebtes Gewand zu kleiden; An-
dere werden ſich an Einzelheiten halten und dieſelben
als geſchmacklos oder anachroniſtiſch verwerfen. Er-
ſteren muß ich erwiedern, daß ich für dieſe Darſtel-
lung einer großen weltgeſchichtlichen Epoche das Ge-
wand der Dichtung gewählt habe, um einer möglichſt
großen Anzahl von Gebildeten die Reſultate jener
Studien, denen ich mein Leben widme, zugänglich
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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864, S. [IX]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter01_1864/11>, abgerufen am 02.03.2025.
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