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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.

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"Jch bin nicht neugierig und komme vielmehr, um
Dich zu warnen und daran zu erinnern, daß außer mir
noch ein Anderer lebt, welcher um dieses Geheimniß weiß!"

"Meinst Du Phanes?"

"Wen sonst? Er, der aus Aegypten und der eigenen
Heimat Vertriebene, wird in wenigen Tagen Naukratis
verlassen. Wer bürgt Dir dafür, daß er uns nicht an
die Perser verräth?"

"Die Güte und Freundschaft, welche ich ihm stets
erwiesen habe."

"So glaubst Du an die Dankbarkeit der Menschen?"

"Nein! aber ich vertraue meiner Fähigkeit, dieselben
beurtheilen zu können. Phanes wird uns nicht verrathen!
Jch wiederhole es, er ist mein Freund!"

"Dein Freund; -- aber mein Todfeind!"

"So hüte Dich vor ihm! Jch habe nichts von ihm
zu fürchten."

"Du nicht, aber unsere Heimat! O bedenke, mein
Vater, daß, wenn ich Dir auch verhaßt sein mag, als
Dein Sohn, ich Dir dennoch, als die Zukunft Aegyptens,
am Herzen liegen muß. Bedenke, daß nach Deinem Tode,
den die Götter noch lange verhüten mögen, ich, wie Du
es jetzt bist, die Gegenwart dieses herrlichen Landes dar-
stellen werde, daß mein Sturz in Zukunft dasselbe bedeu-
ten wird, als der Fall Deines Hauses, als der Untergang
Aegyptens."

Amasis ward immer ernster, während Psamtik drin-
gend fortfuhr: "Du wirst, Du mußt mir Recht geben!
Dieser Phanes hat die Macht in Händen, jedem auswär-
tigen Feinde unser Land zu verrathen, denn er kennt es
so gut, wie ich und Du; in seiner Brust schlummert fer-
ner ein Geheimniß, -- dessen Verrath unseren mäch-

„Jch bin nicht neugierig und komme vielmehr, um
Dich zu warnen und daran zu erinnern, daß außer mir
noch ein Anderer lebt, welcher um dieſes Geheimniß weiß!“

„Meinſt Du Phanes?“

„Wen ſonſt? Er, der aus Aegypten und der eigenen
Heimat Vertriebene, wird in wenigen Tagen Naukratis
verlaſſen. Wer bürgt Dir dafür, daß er uns nicht an
die Perſer verräth?“

„Die Güte und Freundſchaft, welche ich ihm ſtets
erwieſen habe.“

„So glaubſt Du an die Dankbarkeit der Menſchen?“

„Nein! aber ich vertraue meiner Fähigkeit, dieſelben
beurtheilen zu können. Phanes wird uns nicht verrathen!
Jch wiederhole es, er iſt mein Freund!“

„Dein Freund; — aber mein Todfeind!“

„So hüte Dich vor ihm! Jch habe nichts von ihm
zu fürchten.“

„Du nicht, aber unſere Heimat! O bedenke, mein
Vater, daß, wenn ich Dir auch verhaßt ſein mag, als
Dein Sohn, ich Dir dennoch, als die Zukunft Aegyptens,
am Herzen liegen muß. Bedenke, daß nach Deinem Tode,
den die Götter noch lange verhüten mögen, ich, wie Du
es jetzt biſt, die Gegenwart dieſes herrlichen Landes dar-
ſtellen werde, daß mein Sturz in Zukunft daſſelbe bedeu-
ten wird, als der Fall Deines Hauſes, als der Untergang
Aegyptens.“

Amaſis ward immer ernſter, während Pſamtik drin-
gend fortfuhr: „Du wirſt, Du mußt mir Recht geben!
Dieſer Phanes hat die Macht in Händen, jedem auswär-
tigen Feinde unſer Land zu verrathen, denn er kennt es
ſo gut, wie ich und Du; in ſeiner Bruſt ſchlummert fer-
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[87/0105] „Jch bin nicht neugierig und komme vielmehr, um Dich zu warnen und daran zu erinnern, daß außer mir noch ein Anderer lebt, welcher um dieſes Geheimniß weiß!“ „Meinſt Du Phanes?“ „Wen ſonſt? Er, der aus Aegypten und der eigenen Heimat Vertriebene, wird in wenigen Tagen Naukratis verlaſſen. Wer bürgt Dir dafür, daß er uns nicht an die Perſer verräth?“ „Die Güte und Freundſchaft, welche ich ihm ſtets erwieſen habe.“ „So glaubſt Du an die Dankbarkeit der Menſchen?“ „Nein! aber ich vertraue meiner Fähigkeit, dieſelben beurtheilen zu können. Phanes wird uns nicht verrathen! Jch wiederhole es, er iſt mein Freund!“ „Dein Freund; — aber mein Todfeind!“ „So hüte Dich vor ihm! Jch habe nichts von ihm zu fürchten.“ „Du nicht, aber unſere Heimat! O bedenke, mein Vater, daß, wenn ich Dir auch verhaßt ſein mag, als Dein Sohn, ich Dir dennoch, als die Zukunft Aegyptens, am Herzen liegen muß. Bedenke, daß nach Deinem Tode, den die Götter noch lange verhüten mögen, ich, wie Du es jetzt biſt, die Gegenwart dieſes herrlichen Landes dar- ſtellen werde, daß mein Sturz in Zukunft daſſelbe bedeu- ten wird, als der Fall Deines Hauſes, als der Untergang Aegyptens.“ Amaſis ward immer ernſter, während Pſamtik drin- gend fortfuhr: „Du wirſt, Du mußt mir Recht geben! Dieſer Phanes hat die Macht in Händen, jedem auswär- tigen Feinde unſer Land zu verrathen, denn er kennt es ſo gut, wie ich und Du; in ſeiner Bruſt ſchlummert fer- ner ein Geheimniß, — deſſen Verrath unſeren mäch-

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter01_1864/105>, abgerufen am 24.11.2024.