Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.ein Wunder der Gottheit. Die Werkstat die ihr schaut stellt euch in grosserMenge Der Weisheit Zeugen auf; es stuzzet der Ver- stand, Wenn er den Raum erwegt, worin die Frucht ge- spannt, Die GOttes Hand formirt; die wie ein Klump ge- ronnen, Woraus sich mit der Zeit des Leibes-Bau entspon- nen. Wie wunderbar ist es wenn auf der Macht Ge- heis, Die alles wirken kan, sich in dem engen Kreis Ein hüpfend Pünctgen regt, das Herz des Lebens- Quelle, Da sich drauf stets vermehrt in ihrer engen Celle, Die drauf belebte Frucht die sich durch Röhren nährt, Ob sie gleich mit den Mund bisher noch nichts ver- zehrt, Bis daß die Zeit vorbei, da sie sich wil erretten, Aus ihrer Dunkelheit, aus ihres Kerkers Ketten. O Menschen denkt dies doch mit stiller Ehrfurcht nach, Hier könnet ihr noch sehn, was GOtt im Anfang sprach: Als durch ein mächtiges und alles wirkend Werde, Aus einem Nichts herflog der Himmel und die Er- de; So gros das Wunder war, da er es dargestellt, So gros ist auch die That, wenn er die kleine Welt, Den Menschen annoch läst im Mutterleib entste- hen, Daran
ein Wunder der Gottheit. Die Werkſtat die ihr ſchaut ſtellt euch in groſſerMenge Der Weisheit Zeugen auf; es ſtuzzet der Ver- ſtand, Wenn er den Raum erwegt, worin die Frucht ge- ſpannt, Die GOttes Hand formirt; die wie ein Klump ge- ronnen, Woraus ſich mit der Zeit des Leibes-Bau entſpon- nen. Wie wunderbar iſt es wenn auf der Macht Ge- heis, Die alles wirken kan, ſich in dem engen Kreis Ein huͤpfend Puͤnctgen regt, das Herz des Lebens- Quelle, Da ſich drauf ſtets vermehrt in ihrer engen Celle, Die drauf belebte Frucht die ſich durch Roͤhren naͤhrt, Ob ſie gleich mit den Mund bisher noch nichts ver- zehrt, Bis daß die Zeit vorbei, da ſie ſich wil erretten, Aus ihrer Dunkelheit, aus ihres Kerkers Ketten. O Menſchen denkt dies doch mit ſtiller Ehrfurcht nach, Hier koͤnnet ihr noch ſehn, was GOtt im Anfang ſprach: Als durch ein maͤchtiges und alles wirkend Werde, Aus einem Nichts herflog der Himmel und die Er- de; So gros das Wunder war, da er es dargeſtellt, So gros iſt auch die That, wenn er die kleine Welt, Den Menſchen annoch laͤſt im Mutterleib entſte- hen, Daran
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ein Wunder der Gottheit.
Die Werkſtat die ihr ſchaut ſtellt euch in groſſer
Menge
Der Weisheit Zeugen auf; es ſtuzzet der Ver-
ſtand,
Wenn er den Raum erwegt, worin die Frucht ge-
ſpannt,
Die GOttes Hand formirt; die wie ein Klump ge-
ronnen,
Woraus ſich mit der Zeit des Leibes-Bau entſpon-
nen.
Wie wunderbar iſt es wenn auf der Macht Ge-
heis,
Die alles wirken kan, ſich in dem engen Kreis
Ein huͤpfend Puͤnctgen regt, das Herz des Lebens-
Quelle,
Da ſich drauf ſtets vermehrt in ihrer engen Celle,
Die drauf belebte Frucht die ſich durch Roͤhren
naͤhrt,
Ob ſie gleich mit den Mund bisher noch nichts ver-
zehrt,
Bis daß die Zeit vorbei, da ſie ſich wil erretten,
Aus ihrer Dunkelheit, aus ihres Kerkers Ketten.
O Menſchen denkt dies doch mit ſtiller Ehrfurcht
nach,
Hier koͤnnet ihr noch ſehn, was GOtt im Anfang
ſprach:
Als durch ein maͤchtiges und alles wirkend Werde,
Aus einem Nichts herflog der Himmel und die Er-
de;
So gros das Wunder war, da er es dargeſtellt,
So gros iſt auch die That, wenn er die kleine
Welt,
Den Menſchen annoch laͤſt im Mutterleib entſte-
hen,
Daran
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