Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.ein Wunder der Gottheit. Des ersten Menschen Leib, der wie ein Thon ge-dreht, War ein recht sichtbar Bild von seiner Majestät, Es war der Stamm gesezt zum menschlichen Ge- schlechte, Der durch die Wunderkrafft nun ferner Früchte brächte. Der Weisheit Rathschlus war, es solt des Man- nes Leib, Die Rippe selbsten leihn, zu einem ersten Weib, Und nachmahls solte denn aus keuschen Liebes- flammen, Das Wachsthum des Geschlechts von Mann und Weib herstammen. Wie wunderbar ist es daß durch die Liebesglut, Die Welt bevölkert wird, daß von dem Fleisch und Blut, Der ersten Menschen sind drauf nach und nach ent- standen, Die vor dem sind gewest, und noch iezund vorhan- den. Wer dieses nur bedenkt, dem fält gleich dabei ein, Es muß ein ewger GOtt der Dinge Schöpfer seyn, Es kan ja nimmermehr, von ohngefehr geschehen, Daß Menschen wiederum von Menschen so ent- stehen, Als die Erfahrung lehrt; Es bringt die Fortpflan- zung Des menschlichen Geschlechts uns zur Verwunde- rung: Und wär kein ewger GOtt, bemerkt ihr blinden Toh- ren, Wie wäret ihr denn wol, so wunderbar gebohren? Jhr
ein Wunder der Gottheit. Des erſten Menſchen Leib, der wie ein Thon ge-dreht, War ein recht ſichtbar Bild von ſeiner Majeſtaͤt, Es war der Stamm geſezt zum menſchlichen Ge- ſchlechte, Der durch die Wunderkrafft nun ferner Fruͤchte braͤchte. Der Weisheit Rathſchlus war, es ſolt des Man- nes Leib, Die Rippe ſelbſten leihn, zu einem erſten Weib, Und nachmahls ſolte denn aus keuſchen Liebes- flammen, Das Wachsthum des Geſchlechts von Mann und Weib herſtammen. Wie wunderbar iſt es daß durch die Liebesglut, Die Welt bevoͤlkert wird, daß von dem Fleiſch und Blut, Der erſten Menſchen ſind drauf nach und nach ent- ſtanden, Die vor dem ſind geweſt, und noch iezund vorhan- den. Wer dieſes nur bedenkt, dem faͤlt gleich dabei ein, Es muß ein ewger GOtt der Dinge Schoͤpfer ſeyn, Es kan ja nimmermehr, von ohngefehr geſchehen, Daß Menſchen wiederum von Menſchen ſo ent- ſtehen, Als die Erfahrung lehrt; Es bringt die Fortpflan- zung Des menſchlichen Geſchlechts uns zur Verwunde- rung: Und waͤr kein ewger GOtt, bemerkt ihr blinden Toh- ren, Wie waͤret ihr denn wol, ſo wunderbar gebohren? Jhr
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ein Wunder der Gottheit.
Des erſten Menſchen Leib, der wie ein Thon ge-
dreht,
War ein recht ſichtbar Bild von ſeiner Majeſtaͤt,
Es war der Stamm geſezt zum menſchlichen Ge-
ſchlechte,
Der durch die Wunderkrafft nun ferner Fruͤchte
braͤchte.
Der Weisheit Rathſchlus war, es ſolt des Man-
nes Leib,
Die Rippe ſelbſten leihn, zu einem erſten Weib,
Und nachmahls ſolte denn aus keuſchen Liebes-
flammen,
Das Wachsthum des Geſchlechts von Mann und
Weib herſtammen.
Wie wunderbar iſt es daß durch die Liebesglut,
Die Welt bevoͤlkert wird, daß von dem Fleiſch und
Blut,
Der erſten Menſchen ſind drauf nach und nach ent-
ſtanden,
Die vor dem ſind geweſt, und noch iezund vorhan-
den.
Wer dieſes nur bedenkt, dem faͤlt gleich dabei ein,
Es muß ein ewger GOtt der Dinge Schoͤpfer
ſeyn,
Es kan ja nimmermehr, von ohngefehr geſchehen,
Daß Menſchen wiederum von Menſchen ſo ent-
ſtehen,
Als die Erfahrung lehrt; Es bringt die Fortpflan-
zung
Des menſchlichen Geſchlechts uns zur Verwunde-
rung:
Und waͤr kein ewger GOtt, bemerkt ihr blinden Toh-
ren,
Wie waͤret ihr denn wol, ſo wunderbar gebohren?
Jhr
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