Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.Die Seele. Ja! ja! du zeigst uns diese Warheit, Die die Vernunfft ganz glaublich macht, Jn deinem Wort, in heller Klarheit: Du lehrst daß keine Todes Nacht, Der Seelen Licht verdunklen könne, Jhr geistisch Wesen nicht zertrenne; Du lehrst daß eine Ewigkeit, Wo sie gelößt von ihren Bande, Jn einem neu verklärten Stande Sich an der Gottheit Schein erfreut. O! wie wird dort der Geist gestillet, Wenn ihn die Ewigkeit umgiebt, Der Sehnsucht Trieb wird da erfüllet; Jm höchsten Gut, das er hie liebt; Wird er die süßste Ruhe haben, Und der Genus geschenkter Gaben, Der schmekket ihm auf ewig Wohl. O! woll dem der auf Erden lernet, Wie man sich von der Welt entfernet, Wie man zum Himmel wandeln sol. Auf Seele! spanne deine Kräffte, Jn diesem Land der Prüffung an, Ermuntre dich zu dem Geschäffte, Das dich zum Himmel bringen kan; Die Ewigkeit steht dir zum Ziele, Verlaß das irdische Gewühle, Das dich auf dieser Welt beschwert! Auf schwinge deiner Sehnsucht Flügel, Nach dem bestirnten Salems Hügel Wo man stets GOtt in Schauen ehrt. O!
Die Seele. Ja! ja! du zeigſt uns dieſe Warheit, Die die Vernunfft ganz glaublich macht, Jn deinem Wort, in heller Klarheit: Du lehrſt daß keine Todes Nacht, Der Seelen Licht verdunklen koͤnne, Jhr geiſtiſch Weſen nicht zertrenne; Du lehrſt daß eine Ewigkeit, Wo ſie geloͤßt von ihren Bande, Jn einem neu verklaͤrten Stande Sich an der Gottheit Schein erfreut. O! wie wird dort der Geiſt geſtillet, Wenn ihn die Ewigkeit umgiebt, Der Sehnſucht Trieb wird da erfuͤllet; Jm hoͤchſten Gut, das er hie liebt; Wird er die ſuͤßſte Ruhe haben, Und der Genus geſchenkter Gaben, Der ſchmekket ihm auf ewig Wohl. O! woll dem der auf Erden lernet, Wie man ſich von der Welt entfernet, Wie man zum Himmel wandeln ſol. Auf Seele! ſpanne deine Kraͤffte, Jn dieſem Land der Pruͤffung an, Ermuntre dich zu dem Geſchaͤffte, Das dich zum Himmel bringen kan; Die Ewigkeit ſteht dir zum Ziele, Verlaß das irdiſche Gewuͤhle, Das dich auf dieſer Welt beſchwert! Auf ſchwinge deiner Sehnſucht Fluͤgel, Nach dem beſtirnten Salems Huͤgel Wo man ſtets GOtt in Schauen ehrt. O!
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Die Seele.
Ja! ja! du zeigſt uns dieſe Warheit,
Die die Vernunfft ganz glaublich macht,
Jn deinem Wort, in heller Klarheit:
Du lehrſt daß keine Todes Nacht,
Der Seelen Licht verdunklen koͤnne,
Jhr geiſtiſch Weſen nicht zertrenne;
Du lehrſt daß eine Ewigkeit,
Wo ſie geloͤßt von ihren Bande,
Jn einem neu verklaͤrten Stande
Sich an der Gottheit Schein erfreut.
O! wie wird dort der Geiſt geſtillet,
Wenn ihn die Ewigkeit umgiebt,
Der Sehnſucht Trieb wird da erfuͤllet;
Jm hoͤchſten Gut, das er hie liebt;
Wird er die ſuͤßſte Ruhe haben,
Und der Genus geſchenkter Gaben,
Der ſchmekket ihm auf ewig Wohl.
O! woll dem der auf Erden lernet,
Wie man ſich von der Welt entfernet,
Wie man zum Himmel wandeln ſol.
Auf Seele! ſpanne deine Kraͤffte,
Jn dieſem Land der Pruͤffung an,
Ermuntre dich zu dem Geſchaͤffte,
Das dich zum Himmel bringen kan;
Die Ewigkeit ſteht dir zum Ziele,
Verlaß das irdiſche Gewuͤhle,
Das dich auf dieſer Welt beſchwert!
Auf ſchwinge deiner Sehnſucht Fluͤgel,
Nach dem beſtirnten Salems Huͤgel
Wo man ſtets GOtt in Schauen ehrt.
O!
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