Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Seidenwürmer künstliche
Welches man Zweifalter nennt; und wenn es im
Sommer fliegt,

Uns durch seine bunten Flügel, bei dem Sonnenschein
vergnügt.

Dieses Thierchen suchet nun aus dem Nezze auszu-
dringen,

Und durch Leitung der Natur, muß ihm auch der
Zwek gelingen.

Es stekt in der festen Dütte, in dem dichten Aufent-
halt,

Die gleich denen Tauben Eyern ist geformet und ge-
stalt

An dem einen End gespizt, an dem andern rund ge-
bogen;

An dem Ende das gespizt, sind die Faden nicht gezo-
gen,

Daß sie Kreuzweis übergingen, noch mit Harze
überschmiert,

Wie das andre End dagegen wol verwahrt und fest
geschnürt.

Merkt die Vorsicht der Natur; oder vielmehr GOtt
zum Preise

An dem kleinen Seidenwurm, diese wunderbahre
Weise

Da es scheint als wenn er wüste, als er sich be-
spannt gesehn,

Was nachhero aus ihm würde, vor ein ander Thier
entstehn.

Jn der Dütte liegt er so, daß der Kopf stets dahin
gehet,

Wo das ungeleimte End, sich in eine Spizze dre-
het.

Und er sorgt auch daß die Spizze nicht an andre
Körper kömmt,

Da-
Der Seidenwuͤrmer kuͤnſtliche
Welches man Zweifalter nennt; und wenn es im
Sommer fliegt,

Uns durch ſeine bunten Fluͤgel, bei dem Sonnenſchein
vergnuͤgt.

Dieſes Thierchen ſuchet nun aus dem Nezze auszu-
dringen,

Und durch Leitung der Natur, muß ihm auch der
Zwek gelingen.

Es ſtekt in der feſten Duͤtte, in dem dichten Aufent-
halt,

Die gleich denen Tauben Eyern iſt geformet und ge-
ſtalt

An dem einen End geſpizt, an dem andern rund ge-
bogen;

An dem Ende das geſpizt, ſind die Faden nicht gezo-
gen,

Daß ſie Kreuzweis uͤbergingen, noch mit Harze
uͤberſchmiert,

Wie das andre End dagegen wol verwahrt und feſt
geſchnuͤrt.

Merkt die Vorſicht der Natur; oder vielmehr GOtt
zum Preiſe

An dem kleinen Seidenwurm, dieſe wunderbahre
Weiſe

Da es ſcheint als wenn er wuͤſte, als er ſich be-
ſpannt geſehn,

Was nachhero aus ihm wuͤrde, vor ein ander Thier
entſtehn.

Jn der Duͤtte liegt er ſo, daß der Kopf ſtets dahin
gehet,

Wo das ungeleimte End, ſich in eine Spizze dre-
het.

Und er ſorgt auch daß die Spizze nicht an andre
Koͤrper koͤmmt,

Da-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0250" n="234"/>
          <fw place="top" type="header">Der Seidenwu&#x0364;rmer ku&#x0364;n&#x017F;tliche</fw><lb/>
          <l>Welches man Zweifalter nennt; und wenn es im<lb/><hi rendition="#et">Sommer fliegt,</hi></l><lb/>
          <l>Uns durch &#x017F;eine bunten Flu&#x0364;gel, bei dem Sonnen&#x017F;chein<lb/><hi rendition="#et">vergnu&#x0364;gt.</hi></l><lb/>
          <l>Die&#x017F;es Thierchen &#x017F;uchet nun aus dem Nezze auszu-<lb/><hi rendition="#et">dringen,</hi></l><lb/>
          <l>Und durch Leitung der Natur, muß ihm auch der<lb/><hi rendition="#et">Zwek gelingen.</hi></l><lb/>
          <l>Es &#x017F;tekt in der fe&#x017F;ten Du&#x0364;tte, in dem dichten Aufent-<lb/><hi rendition="#et">halt,</hi></l><lb/>
          <l>Die gleich denen Tauben Eyern i&#x017F;t geformet und ge-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;talt</hi></l><lb/>
          <l>An dem einen End ge&#x017F;pizt, an dem andern rund ge-<lb/><hi rendition="#et">bogen;</hi></l><lb/>
          <l>An dem Ende das ge&#x017F;pizt, &#x017F;ind die Faden nicht gezo-<lb/><hi rendition="#et">gen,</hi></l><lb/>
          <l>Daß &#x017F;ie Kreuzweis u&#x0364;bergingen, noch mit Harze<lb/><hi rendition="#et">u&#x0364;ber&#x017F;chmiert,</hi></l><lb/>
          <l>Wie das andre End dagegen wol verwahrt und fe&#x017F;t<lb/><hi rendition="#et">ge&#x017F;chnu&#x0364;rt.</hi></l><lb/>
          <l>Merkt die Vor&#x017F;icht der Natur; oder vielmehr <hi rendition="#fr">GOtt</hi><lb/><hi rendition="#et">zum Prei&#x017F;e</hi></l><lb/>
          <l>An dem kleinen Seidenwurm, die&#x017F;e wunderbahre<lb/><hi rendition="#et">Wei&#x017F;e</hi></l><lb/>
          <l>Da es &#x017F;cheint als wenn er wu&#x0364;&#x017F;te, als er &#x017F;ich be-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;pannt ge&#x017F;ehn,</hi></l><lb/>
          <l>Was nachhero aus ihm wu&#x0364;rde, vor ein ander Thier<lb/><hi rendition="#et">ent&#x017F;tehn.</hi></l><lb/>
          <l>Jn der Du&#x0364;tte liegt er &#x017F;o, daß der Kopf &#x017F;tets dahin<lb/><hi rendition="#et">gehet,</hi></l><lb/>
          <l>Wo das ungeleimte End, &#x017F;ich in eine Spizze dre-<lb/><hi rendition="#et">het.</hi></l><lb/>
          <l>Und er &#x017F;orgt auch daß die Spizze nicht an andre<lb/><hi rendition="#et">Ko&#x0364;rper ko&#x0364;mmt,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Da-</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[234/0250] Der Seidenwuͤrmer kuͤnſtliche Welches man Zweifalter nennt; und wenn es im Sommer fliegt, Uns durch ſeine bunten Fluͤgel, bei dem Sonnenſchein vergnuͤgt. Dieſes Thierchen ſuchet nun aus dem Nezze auszu- dringen, Und durch Leitung der Natur, muß ihm auch der Zwek gelingen. Es ſtekt in der feſten Duͤtte, in dem dichten Aufent- halt, Die gleich denen Tauben Eyern iſt geformet und ge- ſtalt An dem einen End geſpizt, an dem andern rund ge- bogen; An dem Ende das geſpizt, ſind die Faden nicht gezo- gen, Daß ſie Kreuzweis uͤbergingen, noch mit Harze uͤberſchmiert, Wie das andre End dagegen wol verwahrt und feſt geſchnuͤrt. Merkt die Vorſicht der Natur; oder vielmehr GOtt zum Preiſe An dem kleinen Seidenwurm, dieſe wunderbahre Weiſe Da es ſcheint als wenn er wuͤſte, als er ſich be- ſpannt geſehn, Was nachhero aus ihm wuͤrde, vor ein ander Thier entſtehn. Jn der Duͤtte liegt er ſo, daß der Kopf ſtets dahin gehet, Wo das ungeleimte End, ſich in eine Spizze dre- het. Und er ſorgt auch daß die Spizze nicht an andre Koͤrper koͤmmt, Da-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/250
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/250>, abgerufen am 09.11.2024.