Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
in dem Leiden JEsu.
Der Angstschweis brach ihm aus, indem er lag
darnieder,

Es trieb das Herz beklemmt das Blut durch alle
Glieder,

Zum Zeichen daß der Zorn des Zebaoths ent-
flammt,

Der aus der Sünden Lust der bösen Menschen
stammt.

Der Heiland rang allhie, mit innren Kampf und
Beten,

Der Schlangen giftgen Kopf, als Sieger zu zer-
treten;

Weil sich der Mensch verführt, durch seine List und
Macht,

Jn eine Sclaverei, der Höllen selbst gebracht.
Dieweil der erste Mensch der Herrschaft Recht ver-
lezzet,

Der Frechheit wilden Trieb, wie Freiheit hoch ge-
schäzzet;

So forderte das Recht das alles Böse schilt,
Und die verübte That nach dem Verdienst ver-
gilt,

Von unsern Bürgen auch: daß er sich liesse bin-
den

Als ein höchstfreier HErr, für diese Freiheits-Sün-
den.

Und dieses ist geschehn. Die Unschuld ward ge-
schnürt,

Und vor die Schuld verstrikt zum Richter hinge-
führt.

Der Mensch, das Sündenkind verlezt des Höchsten
Liebe,

Die das Gesez befiehlt, mit Werken, Wort und
Triebe,

Die
N 2
in dem Leiden JEſu.
Der Angſtſchweis brach ihm aus, indem er lag
darnieder,

Es trieb das Herz beklemmt das Blut durch alle
Glieder,

Zum Zeichen daß der Zorn des Zebaoths ent-
flammt,

Der aus der Suͤnden Luſt der boͤſen Menſchen
ſtammt.

Der Heiland rang allhie, mit innren Kampf und
Beten,

Der Schlangen giftgen Kopf, als Sieger zu zer-
treten;

Weil ſich der Menſch verfuͤhrt, durch ſeine Liſt und
Macht,

Jn eine Sclaverei, der Hoͤllen ſelbſt gebracht.
Dieweil der erſte Menſch der Herrſchaft Recht ver-
lezzet,

Der Frechheit wilden Trieb, wie Freiheit hoch ge-
ſchaͤzzet;

So forderte das Recht das alles Boͤſe ſchilt,
Und die veruͤbte That nach dem Verdienſt ver-
gilt,

Von unſern Buͤrgen auch: daß er ſich lieſſe bin-
den

Als ein hoͤchſtfreier HErr, fuͤr dieſe Freiheits-Suͤn-
den.

Und dieſes iſt geſchehn. Die Unſchuld ward ge-
ſchnuͤrt,

Und vor die Schuld verſtrikt zum Richter hinge-
fuͤhrt.

Der Menſch, das Suͤndenkind verlezt des Hoͤchſten
Liebe,

Die das Geſez befiehlt, mit Werken, Wort und
Triebe,

Die
N 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0211" n="195"/>
          <fw place="top" type="header">in dem Leiden JE&#x017F;u.</fw><lb/>
          <l>Der Ang&#x017F;t&#x017F;chweis brach ihm aus, indem er lag<lb/><hi rendition="#et">darnieder,</hi></l><lb/>
          <l>Es trieb das Herz beklemmt das Blut durch alle<lb/><hi rendition="#et">Glieder,</hi></l><lb/>
          <l>Zum Zeichen daß der Zorn des Zebaoths ent-<lb/><hi rendition="#et">flammt,</hi></l><lb/>
          <l>Der aus der Su&#x0364;nden Lu&#x017F;t der bo&#x0364;&#x017F;en Men&#x017F;chen<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;tammt.</hi></l><lb/>
          <l>Der Heiland rang allhie, mit innren Kampf und<lb/><hi rendition="#et">Beten,</hi></l><lb/>
          <l>Der Schlangen giftgen Kopf, als Sieger zu zer-<lb/><hi rendition="#et">treten;</hi></l><lb/>
          <l>Weil &#x017F;ich der Men&#x017F;ch verfu&#x0364;hrt, durch &#x017F;eine Li&#x017F;t und<lb/><hi rendition="#et">Macht,</hi></l><lb/>
          <l>Jn eine Sclaverei, der Ho&#x0364;llen &#x017F;elb&#x017F;t gebracht.</l><lb/>
          <l>Dieweil der er&#x017F;te Men&#x017F;ch der Herr&#x017F;chaft Recht ver-<lb/><hi rendition="#et">lezzet,</hi></l><lb/>
          <l>Der Frechheit wilden Trieb, wie Freiheit hoch ge-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;cha&#x0364;zzet;</hi></l><lb/>
          <l>So forderte das Recht das alles Bo&#x0364;&#x017F;e &#x017F;chilt,</l><lb/>
          <l>Und die veru&#x0364;bte That nach dem Verdien&#x017F;t ver-<lb/><hi rendition="#et">gilt,</hi></l><lb/>
          <l>Von un&#x017F;ern Bu&#x0364;rgen auch: daß er &#x017F;ich lie&#x017F;&#x017F;e bin-<lb/><hi rendition="#et">den</hi></l><lb/>
          <l>Als ein ho&#x0364;ch&#x017F;tfreier HErr, fu&#x0364;r die&#x017F;e Freiheits-Su&#x0364;n-<lb/><hi rendition="#et">den.</hi></l><lb/>
          <l>Und die&#x017F;es i&#x017F;t ge&#x017F;chehn. Die Un&#x017F;chuld ward ge-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chnu&#x0364;rt,</hi></l><lb/>
          <l>Und vor die Schuld ver&#x017F;trikt zum Richter hinge-<lb/><hi rendition="#et">fu&#x0364;hrt.</hi></l><lb/>
          <l>Der Men&#x017F;ch, das Su&#x0364;ndenkind verlezt des Ho&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/><hi rendition="#et">Liebe,</hi></l><lb/>
          <l>Die das Ge&#x017F;ez befiehlt, mit Werken, Wort und<lb/><hi rendition="#et">Triebe,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">N 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[195/0211] in dem Leiden JEſu. Der Angſtſchweis brach ihm aus, indem er lag darnieder, Es trieb das Herz beklemmt das Blut durch alle Glieder, Zum Zeichen daß der Zorn des Zebaoths ent- flammt, Der aus der Suͤnden Luſt der boͤſen Menſchen ſtammt. Der Heiland rang allhie, mit innren Kampf und Beten, Der Schlangen giftgen Kopf, als Sieger zu zer- treten; Weil ſich der Menſch verfuͤhrt, durch ſeine Liſt und Macht, Jn eine Sclaverei, der Hoͤllen ſelbſt gebracht. Dieweil der erſte Menſch der Herrſchaft Recht ver- lezzet, Der Frechheit wilden Trieb, wie Freiheit hoch ge- ſchaͤzzet; So forderte das Recht das alles Boͤſe ſchilt, Und die veruͤbte That nach dem Verdienſt ver- gilt, Von unſern Buͤrgen auch: daß er ſich lieſſe bin- den Als ein hoͤchſtfreier HErr, fuͤr dieſe Freiheits-Suͤn- den. Und dieſes iſt geſchehn. Die Unſchuld ward ge- ſchnuͤrt, Und vor die Schuld verſtrikt zum Richter hinge- fuͤhrt. Der Menſch, das Suͤndenkind verlezt des Hoͤchſten Liebe, Die das Geſez befiehlt, mit Werken, Wort und Triebe, Die N 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/211
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/211>, abgerufen am 27.11.2024.