Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Vergeltungs Recht GOttes
Der brachte GOttes Sohn vom Himmel auf die
Erden.

Seht das Vergeltungs-Recht: was die Gerechtig-
keit,

Den Schändern des Befehls, den sie gegeben dreut;
Die Todesstraffe wird an JEsu auch verrichtet,
Da ihm ein ewger Rath zum Bürgen-Amt ver-
pflichtet.

Der erste Mensche fiel im Paradies von GOtt,
Er aß vom Baum die Frucht, die ihm sein HErr
verbot;

Als JEsus für die Sünd bezahlt, die wir began-
gen,

Da muste er zuerst im Garten auch anfangen,
Das Leiden für die Schuld. Die Eva fahe
kaum,

Durch Satans Trieb die Frucht auf dem verbot-
nen Baum;

So war die Lust erwekt; sie wünschte ihren Wil-
len,

Der durch die Lust gereizt, mit dieser Frucht zu
stillen.

Sie sehnte sich, sie griff, sie nahm darauf, sie
aß,

Dabei sie unbesorgt, den schweren Fluch ver-
gaß,

Den GOtt vorher gedroht. Um diese Lust zu
büssen,

Hat der Versöhner auch Angst, Schmerz empfin-
den müssen.

Er lag im tieffen Thal vom schweren Fluch ge-
drükt,

Als wie ein armer Wurm gekrümmet und gebükt;
Der
Das Vergeltungs Recht GOttes
Der brachte GOttes Sohn vom Himmel auf die
Erden.

Seht das Vergeltungs-Recht: was die Gerechtig-
keit,

Den Schaͤndern des Befehls, den ſie gegeben dreut;
Die Todesſtraffe wird an JEſu auch verrichtet,
Da ihm ein ewger Rath zum Buͤrgen-Amt ver-
pflichtet.

Der erſte Menſche fiel im Paradies von GOtt,
Er aß vom Baum die Frucht, die ihm ſein HErr
verbot;

Als JEſus fuͤr die Suͤnd bezahlt, die wir began-
gen,

Da muſte er zuerſt im Garten auch anfangen,
Das Leiden fuͤr die Schuld. Die Eva fahe
kaum,

Durch Satans Trieb die Frucht auf dem verbot-
nen Baum;

So war die Luſt erwekt; ſie wuͤnſchte ihren Wil-
len,

Der durch die Luſt gereizt, mit dieſer Frucht zu
ſtillen.

Sie ſehnte ſich, ſie griff, ſie nahm darauf, ſie
aß,

Dabei ſie unbeſorgt, den ſchweren Fluch ver-
gaß,

Den GOtt vorher gedroht. Um dieſe Luſt zu
buͤſſen,

Hat der Verſoͤhner auch Angſt, Schmerz empfin-
den muͤſſen.

Er lag im tieffen Thal vom ſchweren Fluch ge-
druͤkt,

Als wie ein armer Wurm gekruͤmmet und gebuͤkt;
Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0210" n="194"/>
          <fw place="top" type="header">Das Vergeltungs Recht GOttes</fw><lb/>
          <l>Der brachte GOttes Sohn vom Himmel auf die<lb/><hi rendition="#et">Erden.</hi></l><lb/>
          <l>Seht das Vergeltungs-Recht: was die Gerechtig-<lb/><hi rendition="#et">keit,</hi></l><lb/>
          <l>Den Scha&#x0364;ndern des Befehls, den &#x017F;ie gegeben dreut;</l><lb/>
          <l>Die Todes&#x017F;traffe wird an JE&#x017F;u auch verrichtet,</l><lb/>
          <l>Da ihm ein ewger Rath zum Bu&#x0364;rgen-Amt ver-<lb/><hi rendition="#et">pflichtet.</hi></l><lb/>
          <l>Der er&#x017F;te Men&#x017F;che fiel im Paradies von <hi rendition="#fr">GOtt,</hi></l><lb/>
          <l>Er aß vom Baum die Frucht, die ihm &#x017F;ein HErr<lb/><hi rendition="#et">verbot;</hi></l><lb/>
          <l>Als JE&#x017F;us fu&#x0364;r die Su&#x0364;nd bezahlt, die wir began-<lb/><hi rendition="#et">gen,</hi></l><lb/>
          <l>Da mu&#x017F;te er zuer&#x017F;t im Garten auch anfangen,</l><lb/>
          <l>Das Leiden fu&#x0364;r die Schuld. Die Eva fahe<lb/><hi rendition="#et">kaum,</hi></l><lb/>
          <l>Durch Satans Trieb die Frucht auf dem verbot-<lb/><hi rendition="#et">nen Baum;</hi></l><lb/>
          <l>So war die Lu&#x017F;t erwekt; &#x017F;ie wu&#x0364;n&#x017F;chte ihren Wil-<lb/><hi rendition="#et">len,</hi></l><lb/>
          <l>Der durch die Lu&#x017F;t gereizt, mit die&#x017F;er Frucht zu<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;tillen.</hi></l><lb/>
          <l>Sie &#x017F;ehnte &#x017F;ich, &#x017F;ie griff, &#x017F;ie nahm darauf, &#x017F;ie<lb/><hi rendition="#et">aß,</hi></l><lb/>
          <l>Dabei &#x017F;ie unbe&#x017F;orgt, den &#x017F;chweren Fluch ver-<lb/><hi rendition="#et">gaß,</hi></l><lb/>
          <l>Den <hi rendition="#fr">GOtt</hi> vorher gedroht. Um die&#x017F;e Lu&#x017F;t zu<lb/><hi rendition="#et">bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,</hi></l><lb/>
          <l>Hat der Ver&#x017F;o&#x0364;hner auch Ang&#x017F;t, Schmerz empfin-<lb/><hi rendition="#et">den mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</hi></l><lb/>
          <l>Er lag im tieffen Thal vom &#x017F;chweren Fluch ge-<lb/><hi rendition="#et">dru&#x0364;kt,</hi></l><lb/>
          <l>Als wie ein armer Wurm gekru&#x0364;mmet und gebu&#x0364;kt;</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0210] Das Vergeltungs Recht GOttes Der brachte GOttes Sohn vom Himmel auf die Erden. Seht das Vergeltungs-Recht: was die Gerechtig- keit, Den Schaͤndern des Befehls, den ſie gegeben dreut; Die Todesſtraffe wird an JEſu auch verrichtet, Da ihm ein ewger Rath zum Buͤrgen-Amt ver- pflichtet. Der erſte Menſche fiel im Paradies von GOtt, Er aß vom Baum die Frucht, die ihm ſein HErr verbot; Als JEſus fuͤr die Suͤnd bezahlt, die wir began- gen, Da muſte er zuerſt im Garten auch anfangen, Das Leiden fuͤr die Schuld. Die Eva fahe kaum, Durch Satans Trieb die Frucht auf dem verbot- nen Baum; So war die Luſt erwekt; ſie wuͤnſchte ihren Wil- len, Der durch die Luſt gereizt, mit dieſer Frucht zu ſtillen. Sie ſehnte ſich, ſie griff, ſie nahm darauf, ſie aß, Dabei ſie unbeſorgt, den ſchweren Fluch ver- gaß, Den GOtt vorher gedroht. Um dieſe Luſt zu buͤſſen, Hat der Verſoͤhner auch Angſt, Schmerz empfin- den muͤſſen. Er lag im tieffen Thal vom ſchweren Fluch ge- druͤkt, Als wie ein armer Wurm gekruͤmmet und gebuͤkt; Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/210
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/210>, abgerufen am 23.11.2024.