Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.Der Unglaube. Das als ein Wurm ihn nagt, wird innerlich ge-bissen, Und der kein Mittel hat, das ihm davon befreit, Wenn ihm das Herze selbst die ewge Straffe dreut? Wie elend ist es nicht, sich auf sich selbst verlas- sen, Und in der Zweiffelung das Gnaden-Mittel has- sen, Das GOtt uns vorgelegt? Der Unglaub kennet nicht, Das gültige Verdienst davon die Bibel spricht, Verachtet alle Huld, die JEsus uns erworben, Da er vom Fluch gedrükt an unsrer stat gestorben. Wie wenn ein Kranker nicht die Heilungs Mittel wählt, Wenn eine bange Noth ihn presset, foltert, quält; So wird der Krankheit Macht der Glieder Bau verderben, Und er muß vor der Zeit an seinem Uebel sterben: So gehts den Menschen auch der krank am Geiste ist, Und seine Krankheit fühlt; jedoch den Arzt vergißt, Er stirbt, ein ewger Todt wird in den Finsternis- sen, Nach der verschwundnen Zeit der Gnade, folgen müs- sen. O! welch ein Ungelük! das die Gerechtigkeit Dem der nicht gläuben wil, in jenen Kerker dräut. Jhr Sichren wachet auf! ihr eilt zu euren Ende, Drum schlinget Glaubensvol noch die gefaltnen Hände Um des Erlösers Kreuz. Seht euren Mittler an, Der einzig nur allein eur Schuldbuch tilgen kan, Jezt
Der Unglaube. Das als ein Wurm ihn nagt, wird innerlich ge-biſſen, Und der kein Mittel hat, das ihm davon befreit, Wenn ihm das Herze ſelbſt die ewge Straffe dreut? Wie elend iſt es nicht, ſich auf ſich ſelbſt verlaſ- ſen, Und in der Zweiffelung das Gnaden-Mittel haſ- ſen, Das GOtt uns vorgelegt? Der Unglaub kennet nicht, Das guͤltige Verdienſt davon die Bibel ſpricht, Verachtet alle Huld, die JEſus uns erworben, Da er vom Fluch gedruͤkt an unſrer ſtat geſtorben. Wie wenn ein Kranker nicht die Heilungs Mittel waͤhlt, Wenn eine bange Noth ihn preſſet, foltert, quaͤlt; So wird der Krankheit Macht der Glieder Bau verderben, Und er muß vor der Zeit an ſeinem Uebel ſterben: So gehts den Menſchen auch der krank am Geiſte iſt, Und ſeine Krankheit fuͤhlt; jedoch den Arzt vergißt, Er ſtirbt, ein ewger Todt wird in den Finſterniſ- ſen, Nach der verſchwundnen Zeit der Gnade, folgen muͤſ- ſen. O! welch ein Ungeluͤk! das die Gerechtigkeit Dem der nicht glaͤuben wil, in jenen Kerker draͤut. Jhr Sichren wachet auf! ihr eilt zu euren Ende, Drum ſchlinget Glaubensvol noch die gefaltnen Haͤnde Um des Erloͤſers Kreuz. Seht euren Mittler an, Der einzig nur allein eur Schuldbuch tilgen kan, Jezt
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0174" n="158"/> <fw place="top" type="header">Der Unglaube.</fw><lb/> <l>Das als ein Wurm ihn nagt, wird innerlich ge-<lb/><hi rendition="#et">biſſen,</hi></l><lb/> <l>Und der kein Mittel hat, das ihm davon befreit,</l><lb/> <l>Wenn ihm das Herze ſelbſt die ewge Straffe dreut?</l><lb/> <l>Wie elend iſt es nicht, ſich auf ſich ſelbſt verlaſ-<lb/><hi rendition="#et">ſen,</hi></l><lb/> <l>Und in der Zweiffelung das Gnaden-Mittel haſ-<lb/><hi rendition="#et">ſen,</hi></l><lb/> <l>Das <hi rendition="#fr">GOtt</hi> uns vorgelegt? Der Unglaub kennet<lb/><hi rendition="#et">nicht,</hi></l><lb/> <l>Das guͤltige Verdienſt davon die Bibel ſpricht,</l><lb/> <l>Verachtet alle Huld, die JEſus uns erworben,</l><lb/> <l>Da er vom Fluch gedruͤkt an unſrer ſtat geſtorben.</l><lb/> <l>Wie wenn ein Kranker nicht die Heilungs Mittel<lb/><hi rendition="#et">waͤhlt,</hi></l><lb/> <l>Wenn eine bange Noth ihn preſſet, foltert, quaͤlt;</l><lb/> <l>So wird der Krankheit Macht der Glieder Bau<lb/><hi rendition="#et">verderben,</hi></l><lb/> <l>Und er muß vor der Zeit an ſeinem Uebel ſterben:</l><lb/> <l>So gehts den Menſchen auch der krank am Geiſte<lb/><hi rendition="#et">iſt,</hi></l><lb/> <l>Und ſeine Krankheit fuͤhlt; jedoch den Arzt vergißt,</l><lb/> <l>Er ſtirbt, ein ewger Todt wird in den Finſterniſ-<lb/><hi rendition="#et">ſen,</hi></l><lb/> <l>Nach der verſchwundnen Zeit der Gnade, folgen muͤſ-<lb/><hi rendition="#et">ſen.</hi></l><lb/> <l>O! welch ein Ungeluͤk! das die Gerechtigkeit</l><lb/> <l>Dem der nicht glaͤuben wil, in jenen Kerker draͤut.</l><lb/> <l>Jhr Sichren wachet auf! ihr eilt zu euren Ende,</l><lb/> <l>Drum ſchlinget Glaubensvol noch die gefaltnen<lb/><hi rendition="#et">Haͤnde</hi></l><lb/> <l>Um des Erloͤſers Kreuz. Seht euren Mittler an,</l><lb/> <l>Der einzig nur allein eur Schuldbuch tilgen kan,</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Jezt</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [158/0174]
Der Unglaube.
Das als ein Wurm ihn nagt, wird innerlich ge-
biſſen,
Und der kein Mittel hat, das ihm davon befreit,
Wenn ihm das Herze ſelbſt die ewge Straffe dreut?
Wie elend iſt es nicht, ſich auf ſich ſelbſt verlaſ-
ſen,
Und in der Zweiffelung das Gnaden-Mittel haſ-
ſen,
Das GOtt uns vorgelegt? Der Unglaub kennet
nicht,
Das guͤltige Verdienſt davon die Bibel ſpricht,
Verachtet alle Huld, die JEſus uns erworben,
Da er vom Fluch gedruͤkt an unſrer ſtat geſtorben.
Wie wenn ein Kranker nicht die Heilungs Mittel
waͤhlt,
Wenn eine bange Noth ihn preſſet, foltert, quaͤlt;
So wird der Krankheit Macht der Glieder Bau
verderben,
Und er muß vor der Zeit an ſeinem Uebel ſterben:
So gehts den Menſchen auch der krank am Geiſte
iſt,
Und ſeine Krankheit fuͤhlt; jedoch den Arzt vergißt,
Er ſtirbt, ein ewger Todt wird in den Finſterniſ-
ſen,
Nach der verſchwundnen Zeit der Gnade, folgen muͤſ-
ſen.
O! welch ein Ungeluͤk! das die Gerechtigkeit
Dem der nicht glaͤuben wil, in jenen Kerker draͤut.
Jhr Sichren wachet auf! ihr eilt zu euren Ende,
Drum ſchlinget Glaubensvol noch die gefaltnen
Haͤnde
Um des Erloͤſers Kreuz. Seht euren Mittler an,
Der einzig nur allein eur Schuldbuch tilgen kan,
Jezt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |