Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
dichtet, mit Unmuth die Feder ergriffen,
und mit Verdruß niedergeleget. Es ist mir
daher leider so, wie denen alten Meister-
sängern gegangen, deren Tagewerk in Reimen
bestanden. Diese Eilfertigkeit hat auch ver-
ursachet, daß ich die Bogen nicht recht nach-
sehen können, welche zur Verbesserung einge-
lieffert. Daher sind so viele Drukfehler übrig
blieben, davon ich kein Register machen
kan. Jch schreibe dieses darum so offen-
herzig: damit du mir nicht so sehr zur
Last legen möchtest, daß ich solche dem
Druk übergeben, und dadurch die Anzahl der
Gedichte vermehret, welche ihren besten Plaz
in den Winkeln haben, wo die verworffnen
Papiere ihre Verwesung unter den Zähnen
der nagenden Thiere finden. Jch bin völ-
lig zufrieden, wenn du so billig bist, und
dieser Ursachen wegen, die ich angeführet,
mich von dem Laster der Schreibsucht frei

machest

Vorrede.
dichtet, mit Unmuth die Feder ergriffen,
und mit Verdruß niedergeleget. Es iſt mir
daher leider ſo, wie denen alten Meiſter-
ſaͤngern gegangen, deren Tagewerk in Reimen
beſtanden. Dieſe Eilfertigkeit hat auch ver-
urſachet, daß ich die Bogen nicht recht nach-
ſehen koͤnnen, welche zur Verbeſſerung einge-
lieffert. Daher ſind ſo viele Drukfehler uͤbrig
blieben, davon ich kein Regiſter machen
kan. Jch ſchreibe dieſes darum ſo offen-
herzig: damit du mir nicht ſo ſehr zur
Laſt legen moͤchteſt, daß ich ſolche dem
Druk uͤbergeben, und dadurch die Anzahl der
Gedichte vermehret, welche ihren beſten Plaz
in den Winkeln haben, wo die verworffnen
Papiere ihre Verweſung unter den Zaͤhnen
der nagenden Thiere finden. Jch bin voͤl-
lig zufrieden, wenn du ſo billig biſt, und
dieſer Urſachen wegen, die ich angefuͤhret,
mich von dem Laſter der Schreibſucht frei

macheſt
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0014"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
dichtet, mit Unmuth die Feder ergriffen,<lb/>
und mit Verdruß niedergeleget. Es i&#x017F;t mir<lb/>
daher leider &#x017F;o, wie denen alten Mei&#x017F;ter-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;ngern gegangen, deren Tagewerk in Reimen<lb/>
be&#x017F;tanden. Die&#x017F;e Eilfertigkeit hat auch ver-<lb/>
ur&#x017F;achet, daß ich die Bogen nicht recht nach-<lb/>
&#x017F;ehen ko&#x0364;nnen, welche zur Verbe&#x017F;&#x017F;erung einge-<lb/>
lieffert. Daher &#x017F;ind &#x017F;o viele Drukfehler u&#x0364;brig<lb/>
blieben, davon ich kein Regi&#x017F;ter machen<lb/>
kan. Jch &#x017F;chreibe die&#x017F;es darum &#x017F;o offen-<lb/>
herzig: damit du mir nicht &#x017F;o &#x017F;ehr zur<lb/>
La&#x017F;t legen mo&#x0364;chte&#x017F;t, daß ich &#x017F;olche dem<lb/>
Druk u&#x0364;bergeben, und dadurch die Anzahl der<lb/>
Gedichte vermehret, welche ihren be&#x017F;ten Plaz<lb/>
in den Winkeln haben, wo die verworffnen<lb/>
Papiere ihre Verwe&#x017F;ung unter den Za&#x0364;hnen<lb/>
der nagenden Thiere finden. Jch bin vo&#x0364;l-<lb/>
lig zufrieden, wenn du &#x017F;o billig bi&#x017F;t, und<lb/>
die&#x017F;er Ur&#x017F;achen wegen, die ich angefu&#x0364;hret,<lb/>
mich von dem La&#x017F;ter der Schreib&#x017F;ucht frei<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mache&#x017F;t</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0014] Vorrede. dichtet, mit Unmuth die Feder ergriffen, und mit Verdruß niedergeleget. Es iſt mir daher leider ſo, wie denen alten Meiſter- ſaͤngern gegangen, deren Tagewerk in Reimen beſtanden. Dieſe Eilfertigkeit hat auch ver- urſachet, daß ich die Bogen nicht recht nach- ſehen koͤnnen, welche zur Verbeſſerung einge- lieffert. Daher ſind ſo viele Drukfehler uͤbrig blieben, davon ich kein Regiſter machen kan. Jch ſchreibe dieſes darum ſo offen- herzig: damit du mir nicht ſo ſehr zur Laſt legen moͤchteſt, daß ich ſolche dem Druk uͤbergeben, und dadurch die Anzahl der Gedichte vermehret, welche ihren beſten Plaz in den Winkeln haben, wo die verworffnen Papiere ihre Verweſung unter den Zaͤhnen der nagenden Thiere finden. Jch bin voͤl- lig zufrieden, wenn du ſo billig biſt, und dieſer Urſachen wegen, die ich angefuͤhret, mich von dem Laſter der Schreibſucht frei macheſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/14
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/14>, abgerufen am 11.12.2024.