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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

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an den fünff Sinnen.
Und unsre Zung und Gaum so wunderbahr for-
miret,

Daß man durch dem Geschmak die Aenderung ver-
spüret,

Die in Geschöpfen stekt: Und beides ist geschehn,
Daß wir des Höchsten Güt daran im Geiste sehn.
Er hat uns den Geruch zu dem vergnügten Le-
ben,

Als eine andre Art der Sinnligkeit gegeben:
Damit wir uns nach dem was lieblich ist bemühn,
Und was uns schädlich ist, behutsam gleich ent-
fliehn.

Das lehrt uns seine Güt und seine Weisheit ken-
nen,

Der Nasen Sieb dient uns was Böß und Gut zu
trennen.

Es scheidet Waizen, Spreu; was wol, was ü-
bel riecht,

Wenn nur die Ausdünstung durch dessen Löcher
kriecht.

Wir können dadurch noch der Güte Zeugnis häuf-
fen,

Und GOttes weise Macht darinnen fühlen, greif-
fen,

Daß er Kopf, Hals und Leib, Arm, Bein und
Fuß und Hand,

Mit Sehnen durchgewirkt, mit Nerven überspannt,
Die recht empfindlich seyn. Was unsern Leib be-
rühret,

Es sey Wohl oder Weh wird dadurch gleich ver-
spüret;

Jndem der ganze Leib mit Nerven überstreut:
So merket man so gleich, was nuzt, was Scha-
den dreut:

Die
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an den fuͤnff Sinnen.
Und unſre Zung und Gaum ſo wunderbahr for-
miret,

Daß man durch dem Geſchmak die Aenderung ver-
ſpuͤret,

Die in Geſchoͤpfen ſtekt: Und beides iſt geſchehn,
Daß wir des Hoͤchſten Guͤt daran im Geiſte ſehn.
Er hat uns den Geruch zu dem vergnuͤgten Le-
ben,

Als eine andre Art der Sinnligkeit gegeben:
Damit wir uns nach dem was lieblich iſt bemuͤhn,
Und was uns ſchaͤdlich iſt, behutſam gleich ent-
fliehn.

Das lehrt uns ſeine Guͤt und ſeine Weisheit ken-
nen,

Der Naſen Sieb dient uns was Boͤß und Gut zu
trennen.

Es ſcheidet Waizen, Spreu; was wol, was uͤ-
bel riecht,

Wenn nur die Ausduͤnſtung durch deſſen Loͤcher
kriecht.

Wir koͤnnen dadurch noch der Guͤte Zeugnis haͤuf-
fen,

Und GOttes weiſe Macht darinnen fuͤhlen, greif-
fen,

Daß er Kopf, Hals und Leib, Arm, Bein und
Fuß und Hand,

Mit Sehnen durchgewirkt, mit Nerven uͤberſpannt,
Die recht empfindlich ſeyn. Was unſern Leib be-
ruͤhret,

Es ſey Wohl oder Weh wird dadurch gleich ver-
ſpuͤret;

Jndem der ganze Leib mit Nerven uͤberſtreut:
So merket man ſo gleich, was nuzt, was Scha-
den dreut:

Die
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[115/0131] an den fuͤnff Sinnen. Und unſre Zung und Gaum ſo wunderbahr for- miret, Daß man durch dem Geſchmak die Aenderung ver- ſpuͤret, Die in Geſchoͤpfen ſtekt: Und beides iſt geſchehn, Daß wir des Hoͤchſten Guͤt daran im Geiſte ſehn. Er hat uns den Geruch zu dem vergnuͤgten Le- ben, Als eine andre Art der Sinnligkeit gegeben: Damit wir uns nach dem was lieblich iſt bemuͤhn, Und was uns ſchaͤdlich iſt, behutſam gleich ent- fliehn. Das lehrt uns ſeine Guͤt und ſeine Weisheit ken- nen, Der Naſen Sieb dient uns was Boͤß und Gut zu trennen. Es ſcheidet Waizen, Spreu; was wol, was uͤ- bel riecht, Wenn nur die Ausduͤnſtung durch deſſen Loͤcher kriecht. Wir koͤnnen dadurch noch der Guͤte Zeugnis haͤuf- fen, Und GOttes weiſe Macht darinnen fuͤhlen, greif- fen, Daß er Kopf, Hals und Leib, Arm, Bein und Fuß und Hand, Mit Sehnen durchgewirkt, mit Nerven uͤberſpannt, Die recht empfindlich ſeyn. Was unſern Leib be- ruͤhret, Es ſey Wohl oder Weh wird dadurch gleich ver- ſpuͤret; Jndem der ganze Leib mit Nerven uͤberſtreut: So merket man ſo gleich, was nuzt, was Scha- den dreut: Die H 2

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/131>, abgerufen am 09.11.2024.