Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.Der Leherreiche Kirchhoff. Jch seh in Glauben noch einmahl Nach diesen dunkeln Todes-Grüfften; Der Anblik kan die Furcht und Qual, Die man beim Tode spüret, lüfften; Jch sehe eine grüne Zier, Die stellet mir ein Sinbild für, Wie dreinst aus diesem Schoos der Erden, Die welken Leiber grünen werden. Der Kirchhoff blüht in Frühling schön, Der Gräber Hügel stehn in Grünen; Jch kan daran die Hofnung sehn, Die mir stets muß zum Troste dienen: Mir deucht, es sagt uns Blum und Kraut, Die man auf GOttesäkkern schaut: Der Lenz komt an da auferstehet, Was hier verweslich ausgesäet. O Kirchhoff! stilles Leichenfeld, Jch will dich ohne Furcht und Grauen, Nicht als ein Angstgebürg der Welt Nein! als ein Paradies beschauen Jhr Gräber, Zellen stiller Ruh! Jhr schliest uns vor den Kummer zu, Bis das aus euren düstren Bogen, Die lange Dunkelheit verflogen. Da schliesset ihr euch wieder auf, Wenn die Posaunen dreinst erschallen, Wenn Sonn und Mond aus ihren Lauf, Die Sterne aus den Kreisen fallen: Da wenn der Heiland aller Welt, Das grösseste Gerichte hält; Da
Der Leherreiche Kirchhoff. Jch ſeh in Glauben noch einmahl Nach dieſen dunkeln Todes-Gruͤfften; Der Anblik kan die Furcht und Qual, Die man beim Tode ſpuͤret, luͤfften; Jch ſehe eine gruͤne Zier, Die ſtellet mir ein Sinbild fuͤr, Wie dreinſt aus dieſem Schoos der Erden, Die welken Leiber gruͤnen werden. Der Kirchhoff bluͤht in Fruͤhling ſchoͤn, Der Graͤber Huͤgel ſtehn in Gruͤnen; Jch kan daran die Hofnung ſehn, Die mir ſtets muß zum Troſte dienen: Mir deucht, es ſagt uns Blum und Kraut, Die man auf GOttesaͤkkern ſchaut: Der Lenz komt an da auferſtehet, Was hier verweslich ausgeſaͤet. O Kirchhoff! ſtilles Leichenfeld, Jch will dich ohne Furcht und Grauen, Nicht als ein Angſtgebuͤrg der Welt Nein! als ein Paradies beſchauen Jhr Graͤber, Zellen ſtiller Ruh! Jhr ſchlieſt uns vor den Kummer zu, Bis das aus euren duͤſtren Bogen, Die lange Dunkelheit verflogen. Da ſchlieſſet ihr euch wieder auf, Wenn die Poſaunen dreinſt erſchallen, Wenn Sonn und Mond aus ihren Lauf, Die Sterne aus den Kreiſen fallen: Da wenn der Heiland aller Welt, Das groͤſſeſte Gerichte haͤlt; Da
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0334" n="322"/> <fw place="top" type="header">Der Leherreiche Kirchhoff.</fw><lb/> <lg n="47"> <l><hi rendition="#in">J</hi>ch ſeh in Glauben noch einmahl</l><lb/> <l>Nach dieſen dunkeln Todes-Gruͤfften;</l><lb/> <l>Der Anblik kan die Furcht und Qual,</l><lb/> <l>Die man beim Tode ſpuͤret, luͤfften;</l><lb/> <l>Jch ſehe eine gruͤne Zier,</l><lb/> <l>Die ſtellet mir ein Sinbild fuͤr,</l><lb/> <l>Wie dreinſt aus dieſem Schoos der Erden,</l><lb/> <l>Die welken Leiber gruͤnen werden.</l> </lg><lb/> <lg n="48"> <l><hi rendition="#in">D</hi>er Kirchhoff bluͤht in Fruͤhling ſchoͤn,</l><lb/> <l>Der Graͤber Huͤgel ſtehn in Gruͤnen;</l><lb/> <l>Jch kan daran die Hofnung ſehn,</l><lb/> <l>Die mir ſtets muß zum Troſte dienen:</l><lb/> <l>Mir deucht, es ſagt uns Blum und Kraut,</l><lb/> <l>Die man auf GOttesaͤkkern ſchaut:</l><lb/> <l>Der Lenz komt an da auferſtehet,</l><lb/> <l>Was hier verweslich ausgeſaͤet.</l> </lg><lb/> <lg n="49"> <l><hi rendition="#in">O</hi> Kirchhoff! ſtilles Leichenfeld,</l><lb/> <l>Jch will dich ohne Furcht und Grauen,</l><lb/> <l>Nicht als ein Angſtgebuͤrg der Welt</l><lb/> <l>Nein! als ein Paradies beſchauen</l><lb/> <l>Jhr Graͤber, Zellen ſtiller Ruh!</l><lb/> <l>Jhr ſchlieſt uns vor den Kummer zu,</l><lb/> <l>Bis das aus euren duͤſtren Bogen,</l><lb/> <l>Die lange Dunkelheit verflogen.</l> </lg><lb/> <lg n="50"> <l><hi rendition="#in">D</hi>a ſchlieſſet ihr euch wieder auf,</l><lb/> <l>Wenn die Poſaunen dreinſt erſchallen,</l><lb/> <l>Wenn Sonn und Mond aus ihren Lauf,</l><lb/> <l>Die Sterne aus den Kreiſen fallen:</l><lb/> <l>Da wenn der Heiland aller Welt,</l><lb/> <l>Das groͤſſeſte Gerichte haͤlt;<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Da</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [322/0334]
Der Leherreiche Kirchhoff.
Jch ſeh in Glauben noch einmahl
Nach dieſen dunkeln Todes-Gruͤfften;
Der Anblik kan die Furcht und Qual,
Die man beim Tode ſpuͤret, luͤfften;
Jch ſehe eine gruͤne Zier,
Die ſtellet mir ein Sinbild fuͤr,
Wie dreinſt aus dieſem Schoos der Erden,
Die welken Leiber gruͤnen werden.
Der Kirchhoff bluͤht in Fruͤhling ſchoͤn,
Der Graͤber Huͤgel ſtehn in Gruͤnen;
Jch kan daran die Hofnung ſehn,
Die mir ſtets muß zum Troſte dienen:
Mir deucht, es ſagt uns Blum und Kraut,
Die man auf GOttesaͤkkern ſchaut:
Der Lenz komt an da auferſtehet,
Was hier verweslich ausgeſaͤet.
O Kirchhoff! ſtilles Leichenfeld,
Jch will dich ohne Furcht und Grauen,
Nicht als ein Angſtgebuͤrg der Welt
Nein! als ein Paradies beſchauen
Jhr Graͤber, Zellen ſtiller Ruh!
Jhr ſchlieſt uns vor den Kummer zu,
Bis das aus euren duͤſtren Bogen,
Die lange Dunkelheit verflogen.
Da ſchlieſſet ihr euch wieder auf,
Wenn die Poſaunen dreinſt erſchallen,
Wenn Sonn und Mond aus ihren Lauf,
Die Sterne aus den Kreiſen fallen:
Da wenn der Heiland aller Welt,
Das groͤſſeſte Gerichte haͤlt;
Da
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |