Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.Der Lehrreiche Kirchhoff. Und rührt mich manches Schrekkenbild Auf diesen fürchterlichen Auen; So laß mich was vor Vortheil quillt; Aus der Betrachtung, wieder schauen; So wird das Schrekken der Natur, Auf dieser Saamenreichen Flur, Bei der Betrachtung stiller Leichen, Durch die Bekandschaft endlich weichen. Laß mich kein todt Gerippe scheun, Es sind verdorrte Menschen Knochen, Die durch den fürchterlichen Schein, Woll manchen Vorsaz unterbrochen Der auf das Böse abgezielt: Und wird der Schauder gleich gefühlt; So wird hernach des Grabes Höhle, Die Ruhekammer meiner Seele. (*) Laß mich bedenken daß der Todt, Der Fürst des Schrekkens, einen Christen, Nicht wie die blinden Heiden droht, Mit seinen schwarzen Schaugerüsten: Jch weis daß mein Erlöser lebt, Der das was schrekhafft ihm anklebt, Jn (*) Die ersten Christen pflegten die Kirchhöffe
Ruhekammern oder Schlafzellen zu nennen, und waren gewohnt dieselben fleißig zu besuchen, und daselbst bei so vielen sichtbahren Zeugen der men- schlichen Nichtigkeit sich ihrer Sterbligkeit zuer- innern, wie der seel. D. Hildebrand in seinen Tractat: De arte bene moriendi, welcher auch teutsch übersezzet, sonderlich in II. Capitel ge- zeiget. Der Lehrreiche Kirchhoff. Und ruͤhrt mich manches Schrekkenbild Auf dieſen fuͤrchterlichen Auen; So laß mich was vor Vortheil quillt; Aus der Betrachtung, wieder ſchauen; So wird das Schrekken der Natur, Auf dieſer Saamenreichen Flur, Bei der Betrachtung ſtiller Leichen, Durch die Bekandſchaft endlich weichen. Laß mich kein todt Gerippe ſcheun, Es ſind verdorrte Menſchen Knochen, Die durch den fuͤrchterlichen Schein, Woll manchen Vorſaz unterbrochen Der auf das Boͤſe abgezielt: Und wird der Schauder gleich gefuͤhlt; So wird hernach des Grabes Hoͤhle, Die Ruhekammer meiner Seele. (*) Laß mich bedenken daß der Todt, Der Fuͤrſt des Schrekkens, einen Chriſten, Nicht wie die blinden Heiden droht, Mit ſeinen ſchwarzen Schaugeruͤſten: Jch weis daß mein Erloͤſer lebt, Der das was ſchrekhafft ihm anklebt, Jn (*) Die erſten Chriſten pflegten die Kirchhoͤffe
Ruhekammern oder Schlafzellen zu nennen, und waren gewohnt dieſelben fleißig zu beſuchen, und daſelbſt bei ſo vielen ſichtbahren Zeugen der men- ſchlichen Nichtigkeit ſich ihrer Sterbligkeit zuer- innern, wie der ſeel. D. Hildebrand in ſeinen Tractat: De arte bene moriendi, welcher auch teutſch uͤberſezzet, ſonderlich in II. Capitel ge- zeiget. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0331" n="319"/> <fw place="top" type="header">Der Lehrreiche Kirchhoff.</fw><lb/> <lg n="37"> <l><hi rendition="#in">U</hi>nd ruͤhrt mich manches Schrekkenbild</l><lb/> <l>Auf dieſen fuͤrchterlichen Auen;</l><lb/> <l>So laß mich was vor Vortheil quillt;</l><lb/> <l>Aus der Betrachtung, wieder ſchauen;</l><lb/> <l>So wird das Schrekken der Natur,</l><lb/> <l>Auf dieſer Saamenreichen Flur,</l><lb/> <l>Bei der Betrachtung ſtiller Leichen,</l><lb/> <l>Durch die Bekandſchaft endlich weichen.</l> </lg><lb/> <lg n="38"> <l><hi rendition="#in">L</hi>aß mich kein todt Gerippe ſcheun,</l><lb/> <l>Es ſind verdorrte Menſchen Knochen,</l><lb/> <l>Die durch den fuͤrchterlichen Schein,</l><lb/> <l>Woll manchen Vorſaz unterbrochen</l><lb/> <l>Der auf das Boͤſe abgezielt:</l><lb/> <l>Und wird der Schauder gleich gefuͤhlt;</l><lb/> <l>So wird hernach des <hi rendition="#fr">Grabes</hi> Hoͤhle,</l><lb/> <l>Die Ruhekammer meiner Seele. <note place="foot" n="(*)">Die erſten Chriſten pflegten die Kirchhoͤffe<lb/> Ruhekammern oder Schlafzellen zu nennen, und<lb/> waren gewohnt dieſelben fleißig zu beſuchen, und<lb/> daſelbſt bei ſo vielen ſichtbahren Zeugen der men-<lb/> ſchlichen Nichtigkeit ſich ihrer Sterbligkeit zuer-<lb/> innern, wie der ſeel. <hi rendition="#aq">D.</hi> Hildebrand in ſeinen<lb/> Tractat: <hi rendition="#aq">De arte bene moriendi,</hi> welcher auch<lb/> teutſch uͤberſezzet, ſonderlich in <hi rendition="#aq">II.</hi> Capitel ge-<lb/> zeiget.</note></l> </lg><lb/> <lg n="39"> <l><hi rendition="#in">L</hi>aß mich bedenken daß der Todt,</l><lb/> <l>Der Fuͤrſt des Schrekkens, einen Chriſten,</l><lb/> <l>Nicht wie die blinden Heiden droht,</l><lb/> <l>Mit ſeinen ſchwarzen Schaugeruͤſten:</l><lb/> <l>Jch weis daß mein Erloͤſer lebt,</l><lb/> <l>Der das was ſchrekhafft ihm anklebt,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Jn</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [319/0331]
Der Lehrreiche Kirchhoff.
Und ruͤhrt mich manches Schrekkenbild
Auf dieſen fuͤrchterlichen Auen;
So laß mich was vor Vortheil quillt;
Aus der Betrachtung, wieder ſchauen;
So wird das Schrekken der Natur,
Auf dieſer Saamenreichen Flur,
Bei der Betrachtung ſtiller Leichen,
Durch die Bekandſchaft endlich weichen.
Laß mich kein todt Gerippe ſcheun,
Es ſind verdorrte Menſchen Knochen,
Die durch den fuͤrchterlichen Schein,
Woll manchen Vorſaz unterbrochen
Der auf das Boͤſe abgezielt:
Und wird der Schauder gleich gefuͤhlt;
So wird hernach des Grabes Hoͤhle,
Die Ruhekammer meiner Seele. (*)
Laß mich bedenken daß der Todt,
Der Fuͤrſt des Schrekkens, einen Chriſten,
Nicht wie die blinden Heiden droht,
Mit ſeinen ſchwarzen Schaugeruͤſten:
Jch weis daß mein Erloͤſer lebt,
Der das was ſchrekhafft ihm anklebt,
Jn
(*) Die erſten Chriſten pflegten die Kirchhoͤffe
Ruhekammern oder Schlafzellen zu nennen, und
waren gewohnt dieſelben fleißig zu beſuchen, und
daſelbſt bei ſo vielen ſichtbahren Zeugen der men-
ſchlichen Nichtigkeit ſich ihrer Sterbligkeit zuer-
innern, wie der ſeel. D. Hildebrand in ſeinen
Tractat: De arte bene moriendi, welcher auch
teutſch uͤberſezzet, ſonderlich in II. Capitel ge-
zeiget.
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