Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.Die Völlerei. Bis er des Körpers Bau zulezt noch ganz zerstöhrt:Da wird die Lust in Weh, wenn man so thörigt handelt, Bei einem Trunkenbold der gierig schlingt, verwan- delt. Vernunft, Verstand und Wiz, der Seelen beste Zier Verschwindet auch dabei, er wird ein albern Thier: Man seh nur solche an die ihren Wiz versoffen, Was kan man kluges noch von solchen Viehe hoffen? Sie taumeln hin und her, als wie ein Jrrelicht, Wie albern klingt es nicht, wenn ein Besoffner spricht? Es ist der Klugheit Salz von seiner Red entfernet, Er stamlet wie ein Kind, das erst das Sprechen ler- net; Wenn er noch reden kan; so ists doch ungereimt, Als wenn ein Kranker was bei albern Wahnwiz träumt, Das Herz das in der Brust vom Schöpfer einge- schlossen, Das ist bei dem Gesöff in seinen Mund geflossen, Er plaudert alles aus, was insgeheim geschehn Und läst bei vollen Leib geheime Schande sehn; Was ihm ein Freund vertraut, das wird ganz laut besungen, Wenn seine Völlerei ihn ganz und gar bezwungen; Ein Schlemmer ist daher, auch gegen seinen Freund, Wenn sein Gehirn berauscht, der allergröste Feind, Er ist sein eigner Feind, sein trunkenes Geschwäze, Zieht ihn oft eh ers meint, in viele Unglüks-Neze. Die Uebermaß zerbricht der Keuschheit festen Dam, Der Mund wirft immer aus den bösen Laster- Schlam Da-
Die Voͤllerei. Bis er des Koͤrpers Bau zulezt noch ganz zerſtoͤhrt:Da wird die Luſt in Weh, wenn man ſo thoͤrigt handelt, Bei einem Trunkenbold der gierig ſchlingt, verwan- delt. Vernunft, Verſtand und Wiz, der Seelen beſte Zier Verſchwindet auch dabei, er wird ein albern Thier: Man ſeh nur ſolche an die ihren Wiz verſoffen, Was kan man kluges noch von ſolchen Viehe hoffen? Sie taumeln hin und her, als wie ein Jrrelicht, Wie albern klingt es nicht, wenn ein Beſoffner ſpricht? Es iſt der Klugheit Salz von ſeiner Red entfernet, Er ſtamlet wie ein Kind, das erſt das Sprechen ler- net; Wenn er noch reden kan; ſo iſts doch ungereimt, Als wenn ein Kranker was bei albern Wahnwiz traͤumt, Das Herz das in der Bruſt vom Schoͤpfer einge- ſchloſſen, Das iſt bei dem Geſoͤff in ſeinen Mund gefloſſen, Er plaudert alles aus, was insgeheim geſchehn Und laͤſt bei vollen Leib geheime Schande ſehn; Was ihm ein Freund vertraut, das wird ganz laut beſungen, Wenn ſeine Voͤllerei ihn ganz und gar bezwungen; Ein Schlemmer iſt daher, auch gegen ſeinen Freund, Wenn ſein Gehirn berauſcht, der allergroͤſte Feind, Er iſt ſein eigner Feind, ſein trunkenes Geſchwaͤze, Zieht ihn oft eh ers meint, in viele Ungluͤks-Neze. Die Uebermaß zerbricht der Keuſchheit feſten Dam, Der Mund wirft immer aus den boͤſen Laſter- Schlam Da-
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Die Voͤllerei.
Bis er des Koͤrpers Bau zulezt noch ganz zerſtoͤhrt:
Da wird die Luſt in Weh, wenn man ſo thoͤrigt
handelt,
Bei einem Trunkenbold der gierig ſchlingt, verwan-
delt.
Vernunft, Verſtand und Wiz, der Seelen beſte
Zier
Verſchwindet auch dabei, er wird ein albern Thier:
Man ſeh nur ſolche an die ihren Wiz verſoffen,
Was kan man kluges noch von ſolchen Viehe hoffen?
Sie taumeln hin und her, als wie ein Jrrelicht,
Wie albern klingt es nicht, wenn ein Beſoffner
ſpricht?
Es iſt der Klugheit Salz von ſeiner Red entfernet,
Er ſtamlet wie ein Kind, das erſt das Sprechen ler-
net;
Wenn er noch reden kan; ſo iſts doch ungereimt,
Als wenn ein Kranker was bei albern Wahnwiz
traͤumt,
Das Herz das in der Bruſt vom Schoͤpfer einge-
ſchloſſen,
Das iſt bei dem Geſoͤff in ſeinen Mund gefloſſen,
Er plaudert alles aus, was insgeheim geſchehn
Und laͤſt bei vollen Leib geheime Schande ſehn;
Was ihm ein Freund vertraut, das wird ganz laut
beſungen,
Wenn ſeine Voͤllerei ihn ganz und gar bezwungen;
Ein Schlemmer iſt daher, auch gegen ſeinen Freund,
Wenn ſein Gehirn berauſcht, der allergroͤſte Feind,
Er iſt ſein eigner Feind, ſein trunkenes Geſchwaͤze,
Zieht ihn oft eh ers meint, in viele Ungluͤks-Neze.
Die Uebermaß zerbricht der Keuſchheit feſten Dam,
Der Mund wirft immer aus den boͤſen Laſter-
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