Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.Die Keuschheit. Auch in dem Bund geschlossner Ehen, Jst ihre Reinligkeit zu sehen, Sie sieht den Zwek des Schöpfers an, Warum der Ehebund geschlossen; Wie man nach GOttes Ordnung Sprossen, Der wahren Liebe zeugen kan: Sie folgt dem eingepflanzten Triebe, Und ihre Lust bleibt keusche Liebe. O! Tugend wo bist du zu finden, Wo sind die die sich so verbinden, Auf GOttes Zwek allein zu sehn; Wo sind die keuschen Seltenheiten, Die Fleisch und Blute widerstreiten Jn der umschränkten Ordnung gehn; Die durch ein unermüdet Kämpfen, Die Regung böser Lüste dämpfen? Wie viele die mit reinen Wangen, Wie Lilljen ohne Flekken prangen, Sind auch im Herzen also rein; Die ihr euch keusche Seelen nennet, Und diese Tugend nicht recht kennet, Jhr liebet nur den äusren Schein; Hingegen ist das wahre Wesen, Jn eurer Seele nicht zu lesen. Jhr rühmt euch dieser Himmels Gaben, Und wünscht doch gerne das zu haben, Was GOttes Recht euch hat versagt; Jhr ziehet die entbrandtnen Blikke, Nie von den Vorwurff gern zurükke, Der eure innre Lust behagt; Wie
Die Keuſchheit. Auch in dem Bund geſchloſſner Ehen, Jſt ihre Reinligkeit zu ſehen, Sie ſieht den Zwek des Schoͤpfers an, Warum der Ehebund geſchloſſen; Wie man nach GOttes Ordnung Sproſſen, Der wahren Liebe zeugen kan: Sie folgt dem eingepflanzten Triebe, Und ihre Luſt bleibt keuſche Liebe. O! Tugend wo biſt du zu finden, Wo ſind die die ſich ſo verbinden, Auf GOttes Zwek allein zu ſehn; Wo ſind die keuſchen Seltenheiten, Die Fleiſch und Blute widerſtreiten Jn der umſchraͤnkten Ordnung gehn; Die durch ein unermuͤdet Kaͤmpfen, Die Regung boͤſer Luͤſte daͤmpfen? Wie viele die mit reinen Wangen, Wie Lilljen ohne Flekken prangen, Sind auch im Herzen alſo rein; Die ihr euch keuſche Seelen nennet, Und dieſe Tugend nicht recht kennet, Jhr liebet nur den aͤuſren Schein; Hingegen iſt das wahre Weſen, Jn eurer Seele nicht zu leſen. Jhr ruͤhmt euch dieſer Himmels Gaben, Und wuͤnſcht doch gerne das zu haben, Was GOttes Recht euch hat verſagt; Jhr ziehet die entbrandtnen Blikke, Nie von den Vorwurff gern zuruͤkke, Der eure innre Luſt behagt; Wie
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Die Keuſchheit.
Auch in dem Bund geſchloſſner Ehen,
Jſt ihre Reinligkeit zu ſehen,
Sie ſieht den Zwek des Schoͤpfers an,
Warum der Ehebund geſchloſſen;
Wie man nach GOttes Ordnung Sproſſen,
Der wahren Liebe zeugen kan:
Sie folgt dem eingepflanzten Triebe,
Und ihre Luſt bleibt keuſche Liebe.
O! Tugend wo biſt du zu finden,
Wo ſind die die ſich ſo verbinden,
Auf GOttes Zwek allein zu ſehn;
Wo ſind die keuſchen Seltenheiten,
Die Fleiſch und Blute widerſtreiten
Jn der umſchraͤnkten Ordnung gehn;
Die durch ein unermuͤdet Kaͤmpfen,
Die Regung boͤſer Luͤſte daͤmpfen?
Wie viele die mit reinen Wangen,
Wie Lilljen ohne Flekken prangen,
Sind auch im Herzen alſo rein;
Die ihr euch keuſche Seelen nennet,
Und dieſe Tugend nicht recht kennet,
Jhr liebet nur den aͤuſren Schein;
Hingegen iſt das wahre Weſen,
Jn eurer Seele nicht zu leſen.
Jhr ruͤhmt euch dieſer Himmels Gaben,
Und wuͤnſcht doch gerne das zu haben,
Was GOttes Recht euch hat verſagt;
Jhr ziehet die entbrandtnen Blikke,
Nie von den Vorwurff gern zuruͤkke,
Der eure innre Luſt behagt;
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