Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.Die Keuschheit. Die Keuschheit. Wer ist die, die im weisen Kleide Von ungefärbter heller Seide Und in dem reinen Silberglanz Mit einem frohen Angesichte Und das umstrahlt von Himmelslichte Geschmükt im unverwelkten Kranz, Und die mit einem Ehren-Bogen Jst über ihren Haupt bezogen? Jch lese es an deiner Stirne, Du bist es Keuschheit, holde Dirne Die so in ungeschminkter Pracht, Als eine Braut sich herrlich kränzet; Du bist es, die so lieblich glänzet Und mit bescheidner Demut lacht: O! möchte sich du Schmuk der Seelen, Die Jugend doch mit dir vermählen! O! Keuschheit auserwählte Tugend, Du Kron der Alten, Schmuk der Jugend! Wie reinlich bist du anzusehn! Es ist an dir kein Schmuz, noch Flekken Mit scharffen Augen zu entdekken, Du bist in allen herrlich schön; Man kann dein ungeschminktes Wesen, An Mienen, Kleidern deutlich lesen. Wer
Die Keuſchheit. Die Keuſchheit. Wer iſt die, die im weiſen Kleide Von ungefaͤrbter heller Seide Und in dem reinen Silberglanz Mit einem frohen Angeſichte Und das umſtrahlt von Himmelslichte Geſchmuͤkt im unverwelkten Kranz, Und die mit einem Ehren-Bogen Jſt uͤber ihren Haupt bezogen? Jch leſe es an deiner Stirne, Du biſt es Keuſchheit, holde Dirne Die ſo in ungeſchminkter Pracht, Als eine Braut ſich herrlich kraͤnzet; Du biſt es, die ſo lieblich glaͤnzet Und mit beſcheidner Demut lacht: O! moͤchte ſich du Schmuk der Seelen, Die Jugend doch mit dir vermaͤhlen! O! Keuſchheit auserwaͤhlte Tugend, Du Kron der Alten, Schmuk der Jugend! Wie reinlich biſt du anzuſehn! Es iſt an dir kein Schmuz, noch Flekken Mit ſcharffen Augen zu entdekken, Du biſt in allen herrlich ſchoͤn; Man kann dein ungeſchminktes Weſen, An Mienen, Kleidern deutlich leſen. Wer
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0256" n="144[244]"/> <fw place="top" type="header">Die Keuſchheit.</fw><lb/> <div n="1"> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Die Keuſchheit.</hi> </hi> </head><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">W</hi>er iſt die, die im weiſen Kleide</l><lb/> <l>Von ungefaͤrbter heller Seide</l><lb/> <l>Und in dem reinen Silberglanz</l><lb/> <l>Mit einem frohen Angeſichte</l><lb/> <l>Und das umſtrahlt von Himmelslichte</l><lb/> <l>Geſchmuͤkt im unverwelkten Kranz,</l><lb/> <l>Und die mit einem Ehren-Bogen</l><lb/> <l>Jſt uͤber ihren Haupt bezogen?</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l><hi rendition="#in">J</hi>ch leſe es an deiner Stirne,</l><lb/> <l>Du biſt es Keuſchheit, holde Dirne</l><lb/> <l>Die ſo in ungeſchminkter Pracht,</l><lb/> <l>Als eine Braut ſich herrlich kraͤnzet;</l><lb/> <l>Du biſt es, die ſo lieblich glaͤnzet</l><lb/> <l>Und mit beſcheidner Demut lacht:</l><lb/> <l>O! moͤchte ſich du Schmuk der Seelen,</l><lb/> <l>Die Jugend doch mit dir vermaͤhlen!</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l><hi rendition="#in">O!</hi> Keuſchheit auserwaͤhlte Tugend,</l><lb/> <l>Du Kron der Alten, Schmuk der Jugend!</l><lb/> <l>Wie reinlich biſt du anzuſehn!</l><lb/> <l>Es iſt an dir kein Schmuz, noch Flekken</l><lb/> <l>Mit ſcharffen Augen zu entdekken,</l><lb/> <l>Du biſt in allen herrlich ſchoͤn;</l><lb/> <l>Man kann dein ungeſchminktes Weſen,</l><lb/> <l>An Mienen, Kleidern deutlich leſen.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wer</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [144[244]/0256]
Die Keuſchheit.
Die Keuſchheit.
Wer iſt die, die im weiſen Kleide
Von ungefaͤrbter heller Seide
Und in dem reinen Silberglanz
Mit einem frohen Angeſichte
Und das umſtrahlt von Himmelslichte
Geſchmuͤkt im unverwelkten Kranz,
Und die mit einem Ehren-Bogen
Jſt uͤber ihren Haupt bezogen?
Jch leſe es an deiner Stirne,
Du biſt es Keuſchheit, holde Dirne
Die ſo in ungeſchminkter Pracht,
Als eine Braut ſich herrlich kraͤnzet;
Du biſt es, die ſo lieblich glaͤnzet
Und mit beſcheidner Demut lacht:
O! moͤchte ſich du Schmuk der Seelen,
Die Jugend doch mit dir vermaͤhlen!
O! Keuſchheit auserwaͤhlte Tugend,
Du Kron der Alten, Schmuk der Jugend!
Wie reinlich biſt du anzuſehn!
Es iſt an dir kein Schmuz, noch Flekken
Mit ſcharffen Augen zu entdekken,
Du biſt in allen herrlich ſchoͤn;
Man kann dein ungeſchminktes Weſen,
An Mienen, Kleidern deutlich leſen.
Wer
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |