Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.Gedanken über einem Weinstok. Gedanken über einem Weinstok mit gereifften Trauben zur Herbstszeit. Was seh ich da an Garten Wänden Vor strahlende Tapecerei? Mir deucht, daß sie von denen Hän- den, Des Schöpfers, auch gewebet sey. Ein dürrer Stock voll schlanker Reben, Kan solche Augenweide geben, Wie ist das nicht erquiklich schön? Ach! laß mich HErr zu deinem Ruhme, Auch in der Gärten Heiligthume, Des Weinstocks Lust und Schmuck besehn. Der Anblik zeuget die Gedanken: Ein dürrer Stamm bringt solche Pracht, Wenn er mit den geschlungnen Ranken, Die Gärtenwände grünend macht. Die Kunst muß sie in Ordnung binden, Wie sie sich in die Höhe winden, So sinds Tapeten der Natur Die mit den durchgeflochtnen Zweigen, Jn Blätterreicher Anmuth zeigen, Manch Herzerfreuliche Figur. Jhr
Gedanken uͤber einem Weinſtok. Gedanken uͤber einem Weinſtok mit gereifften Trauben zur Herbſtszeit. Was ſeh ich da an Garten Waͤnden Vor ſtrahlende Tapecerei? Mir deucht, daß ſie von denen Haͤn- den, Des Schoͤpfers, auch gewebet ſey. Ein duͤrrer Stock voll ſchlanker Reben, Kan ſolche Augenweide geben, Wie iſt das nicht erquiklich ſchoͤn? Ach! laß mich HErr zu deinem Ruhme, Auch in der Gaͤrten Heiligthume, Des Weinſtocks Luſt und Schmuck beſehn. Der Anblik zeuget die Gedanken: Ein duͤrrer Stamm bringt ſolche Pracht, Wenn er mit den geſchlungnen Ranken, Die Gaͤrtenwaͤnde gruͤnend macht. Die Kunſt muß ſie in Ordnung binden, Wie ſie ſich in die Hoͤhe winden, So ſinds Tapeten der Natur Die mit den durchgeflochtnen Zweigen, Jn Blaͤtterreicher Anmuth zeigen, Manch Herzerfreuliche Figur. Jhr
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Gedanken uͤber einem Weinſtok.
Gedanken uͤber einem Weinſtok
mit gereifften Trauben zur
Herbſtszeit.
Was ſeh ich da an Garten Waͤnden
Vor ſtrahlende Tapecerei?
Mir deucht, daß ſie von denen Haͤn-
den,
Des Schoͤpfers, auch gewebet ſey.
Ein duͤrrer Stock voll ſchlanker Reben,
Kan ſolche Augenweide geben,
Wie iſt das nicht erquiklich ſchoͤn?
Ach! laß mich HErr zu deinem Ruhme,
Auch in der Gaͤrten Heiligthume,
Des Weinſtocks Luſt und Schmuck beſehn.
Der Anblik zeuget die Gedanken:
Ein duͤrrer Stamm bringt ſolche Pracht,
Wenn er mit den geſchlungnen Ranken,
Die Gaͤrtenwaͤnde gruͤnend macht.
Die Kunſt muß ſie in Ordnung binden,
Wie ſie ſich in die Hoͤhe winden,
So ſinds Tapeten der Natur
Die mit den durchgeflochtnen Zweigen,
Jn Blaͤtterreicher Anmuth zeigen,
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Jhr
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