Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.Der Herbst. Er streut der Körner trocknen Regen mit einer flei-ßig milden Hand, Jn Hofnung reichlich einzuerndten, in das vorher umwühlte Land: Er gehet immer Schritt vor Schritt; und in den abgemeßnen Wandern, Folgt aus der angefüllten Hand, ein ausgedehnter Wurf dem andern, Bis daß der Akker voll gesäet. Dann kommen wieder andre her, Die treiben die gespannten Pferde mit einem zakkig- ten Gewehr Mit Eggen durch das weiche Land: damit im of- nen Schoos der Erde Der Saame der darauf gestreut, recht tief hinein gesenket werde. Wer kan dies Akkerwerk ansehen, ohn das man den regen Blik Werffe auf den weisen Schöpfer, von dem dies entsteht, zurük. Wir sehn hier die weise Güt, die wenn sie uns die Frucht bescheret, Schon wiederum aufs andre Jahr, mit einer neu- en Hofnung nähret. Wir müssen hier mit Lust bekennen, daß alles an- einander hängt, Und daß die Vorsicht auch die Zeiten nach einer wei- sen Ordnung lenkt, Daß alles in des Jahres Kreis den Menschen zu erkennen gebe, Wie er durch seines Schöpfers Huld in fetten Ue- berflusse lebe. Des Sommers warme Sonnen-Tage vergnügen uns mit ihrer Kost, Die
Der Herbſt. Er ſtreut der Koͤrner trocknen Regen mit einer flei-ßig milden Hand, Jn Hofnung reichlich einzuerndten, in das vorher umwuͤhlte Land: Er gehet immer Schritt vor Schritt; und in den abgemeßnen Wandern, Folgt aus der angefuͤllten Hand, ein ausgedehnter Wurf dem andern, Bis daß der Akker voll geſaͤet. Dann kommen wieder andre her, Die treiben die geſpannten Pferde mit einem zakkig- ten Gewehr Mit Eggen durch das weiche Land: damit im of- nen Schoos der Erde Der Saame der darauf geſtreut, recht tief hinein geſenket werde. Wer kan dies Akkerwerk anſehen, ohn das man den regen Blik Werffe auf den weiſen Schoͤpfer, von dem dies entſteht, zuruͤk. Wir ſehn hier die weiſe Guͤt, die wenn ſie uns die Frucht beſcheret, Schon wiederum aufs andre Jahr, mit einer neu- en Hofnung naͤhret. Wir muͤſſen hier mit Luſt bekennen, daß alles an- einander haͤngt, Und daß die Vorſicht auch die Zeiten nach einer wei- ſen Ordnung lenkt, Daß alles in des Jahres Kreis den Menſchen zu erkennen gebe, Wie er durch ſeines Schoͤpfers Huld in fetten Ue- berfluſſe lebe. Des Sommers warme Sonnen-Tage vergnuͤgen uns mit ihrer Koſt, Die
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Der Herbſt.
Er ſtreut der Koͤrner trocknen Regen mit einer flei-
ßig milden Hand,
Jn Hofnung reichlich einzuerndten, in das vorher
umwuͤhlte Land:
Er gehet immer Schritt vor Schritt; und in den
abgemeßnen Wandern,
Folgt aus der angefuͤllten Hand, ein ausgedehnter
Wurf dem andern,
Bis daß der Akker voll geſaͤet. Dann kommen
wieder andre her,
Die treiben die geſpannten Pferde mit einem zakkig-
ten Gewehr
Mit Eggen durch das weiche Land: damit im of-
nen Schoos der Erde
Der Saame der darauf geſtreut, recht tief hinein
geſenket werde.
Wer kan dies Akkerwerk anſehen, ohn das man
den regen Blik
Werffe auf den weiſen Schoͤpfer, von dem dies
entſteht, zuruͤk.
Wir ſehn hier die weiſe Guͤt, die wenn ſie uns
die Frucht beſcheret,
Schon wiederum aufs andre Jahr, mit einer neu-
en Hofnung naͤhret.
Wir muͤſſen hier mit Luſt bekennen, daß alles an-
einander haͤngt,
Und daß die Vorſicht auch die Zeiten nach einer wei-
ſen Ordnung lenkt,
Daß alles in des Jahres Kreis den Menſchen zu
erkennen gebe,
Wie er durch ſeines Schoͤpfers Huld in fetten Ue-
berfluſſe lebe.
Des Sommers warme Sonnen-Tage vergnuͤgen uns
mit ihrer Koſt,
Die
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