Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.Der thörigte Hochmuth. Sieht er aus Hochmuth an, als seine Ehrenfah-nen. Wer viele Thaler zählt, die ihm das Glük be- schert, Wird durch die Einbildung gar öfters auch be- thört, Daß er drum besser sey, als andre dem das fehlet, Was ihm nicht nuzbar ist, womit der Geiz sich quälet. Er brüstet sich damit, und glaubet daß das Geld, Der wahre Adel sey in dieser Unterwelt, Wenn er von andern hört, der reich an Tugend glänzet, So ist sein Werth ihm Nichts, wenn ihm kein Silber kränzet. Es ist ein schlechter Mensch, wenn er auch noch so gros, Warum? er hat kein Geld, ist dürftig, Arm und blos, Das blinzende Metal, die Gold und Silbermi- nen, Die müssen ihm allein, zu einem Ansehn dienen, Dieweil er solche hat, damit stolziret er; So viele Kasten voll, so viel gilt auch die Ehr, Die einer haben kan, und der ist eingebildet, Wer nicht also wie er, mit Schäzen übergüldet. Und jener bildet sich auf seinen Schmuk was ein, Er glaubet daß er könn vor andern herrlich seyn, Wenn er den Taugenicht in schöne Kleider hüllet, Und seinen leeren Kopf mit Hochmuts-Winde fül- let. Ein köstliches Gewand, das nett am Leibe sizt, Mit Golde ausgebrämmt, und das von Perlen blizt, Ver-
Der thoͤrigte Hochmuth. Sieht er aus Hochmuth an, als ſeine Ehrenfah-nen. Wer viele Thaler zaͤhlt, die ihm das Gluͤk be- ſchert, Wird durch die Einbildung gar oͤfters auch be- thoͤrt, Daß er drum beſſer ſey, als andre dem das fehlet, Was ihm nicht nuzbar iſt, womit der Geiz ſich quaͤlet. Er bruͤſtet ſich damit, und glaubet daß das Geld, Der wahre Adel ſey in dieſer Unterwelt, Wenn er von andern hoͤrt, der reich an Tugend glaͤnzet, So iſt ſein Werth ihm Nichts, wenn ihm kein Silber kraͤnzet. Es iſt ein ſchlechter Menſch, wenn er auch noch ſo gros, Warum? er hat kein Geld, iſt duͤrftig, Arm und blos, Das blinzende Metal, die Gold und Silbermi- nen, Die muͤſſen ihm allein, zu einem Anſehn dienen, Dieweil er ſolche hat, damit ſtolziret er; So viele Kaſten voll, ſo viel gilt auch die Ehr, Die einer haben kan, und der iſt eingebildet, Wer nicht alſo wie er, mit Schaͤzen uͤberguͤldet. Und jener bildet ſich auf ſeinen Schmuk was ein, Er glaubet daß er koͤnn vor andern herrlich ſeyn, Wenn er den Taugenicht in ſchoͤne Kleider huͤllet, Und ſeinen leeren Kopf mit Hochmuts-Winde fuͤl- let. Ein koͤſtliches Gewand, das nett am Leibe ſizt, Mit Golde ausgebraͤmmt, und das von Perlen blizt, Ver-
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Der thoͤrigte Hochmuth.
Sieht er aus Hochmuth an, als ſeine Ehrenfah-
nen.
Wer viele Thaler zaͤhlt, die ihm das Gluͤk be-
ſchert,
Wird durch die Einbildung gar oͤfters auch be-
thoͤrt,
Daß er drum beſſer ſey, als andre dem das fehlet,
Was ihm nicht nuzbar iſt, womit der Geiz ſich
quaͤlet.
Er bruͤſtet ſich damit, und glaubet daß das Geld,
Der wahre Adel ſey in dieſer Unterwelt,
Wenn er von andern hoͤrt, der reich an Tugend
glaͤnzet,
So iſt ſein Werth ihm Nichts, wenn ihm kein
Silber kraͤnzet.
Es iſt ein ſchlechter Menſch, wenn er auch noch ſo
gros,
Warum? er hat kein Geld, iſt duͤrftig, Arm und
blos,
Das blinzende Metal, die Gold und Silbermi-
nen,
Die muͤſſen ihm allein, zu einem Anſehn dienen,
Dieweil er ſolche hat, damit ſtolziret er;
So viele Kaſten voll, ſo viel gilt auch die Ehr,
Die einer haben kan, und der iſt eingebildet,
Wer nicht alſo wie er, mit Schaͤzen uͤberguͤldet.
Und jener bildet ſich auf ſeinen Schmuk was ein,
Er glaubet daß er koͤnn vor andern herrlich ſeyn,
Wenn er den Taugenicht in ſchoͤne Kleider huͤllet,
Und ſeinen leeren Kopf mit Hochmuts-Winde fuͤl-
let.
Ein koͤſtliches Gewand, das nett am Leibe ſizt,
Mit Golde ausgebraͤmmt, und das von Perlen
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