Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Der thörigte Hochmuth.
Der thörigte Hochmuth.
Sprüchw. Sal. XXX. 13.
Es ist eine Art die ihre Augen hoch trägt,
und ihre Augenlieder empor hält.

[Abbildung]
Der Mensch, der arme Mensch der
Staub und Asche ist,

Und seine Nichtigkeit an sich, an
andern ließt,

Der Wurm, der Madensak ist
oft so aufgeblasen,

Daß er nichts als nur Wind haucht
aus den hohlen Nasen.

Der ungestüme Stolz wird billig
ausgelacht,

Der seine Nichtigkeit zu einer Gottheit macht,
Er ist den Vögeln gleich, die in dem Pfüzen leben,
Und mit verwegnen Flug sich in die Höhe heben.
So bald ein solches Thier, aus seinem Schlamme
fleugt,

Wird es doch wiederum in seinem Koth gebeugt,
Jndem es sich erhebt, mit schwingenden Gefieder,
Fällt es nur tieffer drauf in seine Pfüze wieder:
So gehts dem Stolzen auch mit seiner Einbildung,
Sein aufgeblasner Schwung macht keine Aen-
derung

Von seinem Element, er bleibt was er gewesen,
Und läst der klugen Welt, nur seine Thorheit le-
sen.

Die allgemeine Quell, woraus der Hochmut fleust,
Wor-
Der thoͤrigte Hochmuth.
Der thoͤrigte Hochmuth.
Spruͤchw. Sal. XXX. 13.
Es iſt eine Art die ihre Augen hoch traͤgt,
und ihre Augenlieder empor haͤlt.

[Abbildung]
Der Menſch, der arme Menſch der
Staub und Aſche iſt,

Und ſeine Nichtigkeit an ſich, an
andern ließt,

Der Wurm, der Madenſak iſt
oft ſo aufgeblaſen,

Daß er nichts als nur Wind haucht
aus den hohlen Naſen.

Der ungeſtuͤme Stolz wird billig
ausgelacht,

Der ſeine Nichtigkeit zu einer Gottheit macht,
Er iſt den Voͤgeln gleich, die in dem Pfuͤzen leben,
Und mit verwegnen Flug ſich in die Hoͤhe heben.
So bald ein ſolches Thier, aus ſeinem Schlamme
fleugt,

Wird es doch wiederum in ſeinem Koth gebeugt,
Jndem es ſich erhebt, mit ſchwingenden Gefieder,
Faͤllt es nur tieffer drauf in ſeine Pfuͤze wieder:
So gehts dem Stolzen auch mit ſeiner Einbildung,
Sein aufgeblaſner Schwung macht keine Aen-
derung

Von ſeinem Element, er bleibt was er geweſen,
Und laͤſt der klugen Welt, nur ſeine Thorheit le-
ſen.

Die allgemeine Quell, woraus der Hochmut fleuſt,
Wor-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0130" n="118"/>
      <fw place="top" type="header">Der tho&#x0364;rigte Hochmuth.</fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Der tho&#x0364;rigte Hochmuth.</hi> </head><lb/>
        <cit>
          <bibl> <hi rendition="#c">Spru&#x0364;chw. Sal. <hi rendition="#aq">XXX.</hi> 13.</hi> </bibl><lb/>
          <quote>Es i&#x017F;t eine Art die ihre Augen hoch tra&#x0364;gt,<lb/><hi rendition="#et">und ihre Augenlieder empor ha&#x0364;lt.</hi></quote>
        </cit><lb/>
        <lg type="poem">
          <figure/>
          <l><hi rendition="#in">D</hi>er Men&#x017F;ch, der arme Men&#x017F;ch der<lb/><hi rendition="#et">Staub und A&#x017F;che i&#x017F;t,</hi></l><lb/>
          <l>Und &#x017F;eine Nichtigkeit an &#x017F;ich, an<lb/><hi rendition="#et">andern ließt,</hi></l><lb/>
          <l>Der Wurm, der Maden&#x017F;ak i&#x017F;t<lb/><hi rendition="#et">oft &#x017F;o aufgebla&#x017F;en,</hi></l><lb/>
          <l>Daß er nichts als nur Wind haucht<lb/><hi rendition="#et">aus den hohlen Na&#x017F;en.</hi></l><lb/>
          <l>Der unge&#x017F;tu&#x0364;me Stolz wird billig<lb/><hi rendition="#et">ausgelacht,</hi></l><lb/>
          <l>Der &#x017F;eine Nichtigkeit zu einer Gottheit macht,</l><lb/>
          <l>Er i&#x017F;t den Vo&#x0364;geln gleich, die in dem Pfu&#x0364;zen leben,</l><lb/>
          <l>Und mit verwegnen Flug &#x017F;ich in die Ho&#x0364;he heben.</l><lb/>
          <l>So bald ein &#x017F;olches Thier, aus &#x017F;einem Schlamme<lb/><hi rendition="#et">fleugt,</hi></l><lb/>
          <l>Wird es doch wiederum in &#x017F;einem Koth gebeugt,</l><lb/>
          <l>Jndem es &#x017F;ich erhebt, mit &#x017F;chwingenden Gefieder,</l><lb/>
          <l>Fa&#x0364;llt es nur tieffer drauf in &#x017F;eine Pfu&#x0364;ze wieder:</l><lb/>
          <l>So gehts dem Stolzen auch mit &#x017F;einer Einbildung,</l><lb/>
          <l>Sein aufgebla&#x017F;ner Schwung macht keine Aen-<lb/><hi rendition="#et">derung</hi></l><lb/>
          <l>Von &#x017F;einem Element, er bleibt was er gewe&#x017F;en,</l><lb/>
          <l>Und la&#x0364;&#x017F;t der klugen Welt, nur &#x017F;eine Thorheit le-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;en.</hi></l><lb/>
          <l>Die allgemeine Quell, woraus der Hochmut fleu&#x017F;t,</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Wor-</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[118/0130] Der thoͤrigte Hochmuth. Der thoͤrigte Hochmuth. Spruͤchw. Sal. XXX. 13. Es iſt eine Art die ihre Augen hoch traͤgt, und ihre Augenlieder empor haͤlt. [Abbildung] Der Menſch, der arme Menſch der Staub und Aſche iſt, Und ſeine Nichtigkeit an ſich, an andern ließt, Der Wurm, der Madenſak iſt oft ſo aufgeblaſen, Daß er nichts als nur Wind haucht aus den hohlen Naſen. Der ungeſtuͤme Stolz wird billig ausgelacht, Der ſeine Nichtigkeit zu einer Gottheit macht, Er iſt den Voͤgeln gleich, die in dem Pfuͤzen leben, Und mit verwegnen Flug ſich in die Hoͤhe heben. So bald ein ſolches Thier, aus ſeinem Schlamme fleugt, Wird es doch wiederum in ſeinem Koth gebeugt, Jndem es ſich erhebt, mit ſchwingenden Gefieder, Faͤllt es nur tieffer drauf in ſeine Pfuͤze wieder: So gehts dem Stolzen auch mit ſeiner Einbildung, Sein aufgeblaſner Schwung macht keine Aen- derung Von ſeinem Element, er bleibt was er geweſen, Und laͤſt der klugen Welt, nur ſeine Thorheit le- ſen. Die allgemeine Quell, woraus der Hochmut fleuſt, Wor-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/130
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/130>, abgerufen am 18.12.2024.