Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.Die Arglistigkeit. Die Arglistigkeit. Sirach c. XIX. 19.Arglistigkeit ist keine Weisheit, und der
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Die Laster hüllen sich oft in den Tu- gend-Schein, Als wie ein gierger Wolf in Scha- fes Kleider ein. Der Mensche pflegt den Glanz der Tugenden zu lieben, Allein er will nicht gern sich in derselben üben, Drum nimmt er ihren Schmuk und zieht denselben an, Auf das er ungescheut die Welt berükken kan, Will das nicht mehr angehn, so spannt er ihren Nahmen, Als einen schimmernden mit Gold besezten Nah- men Um seine Thaten her; so ist des Lasters Bild, Jns schöne Aussenwerk der Tugend eingehüllt. Die Mode ist jezt so, man will von aussen gleissen, Was Böse ist soll gut, das Laster Tugend heissen. Ein Beispiel giebet uns der Menschen arge List, Die in der jezgen Welt die weise Klugheit ist. Wer
Die Argliſtigkeit. Die Argliſtigkeit. Sirach c. XIX. 19.Argliſtigkeit iſt keine Weisheit, und der
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Die Laſter huͤllen ſich oft in den Tu- gend-Schein, Als wie ein gierger Wolf in Scha- fes Kleider ein. Der Menſche pflegt den Glanz der Tugenden zu lieben, Allein er will nicht gern ſich in derſelben uͤben, Drum nimmt er ihren Schmuk und zieht denſelben an, Auf das er ungeſcheut die Welt beruͤkken kan, Will das nicht mehr angehn, ſo ſpannt er ihren Nahmen, Als einen ſchimmernden mit Gold beſezten Nah- men Um ſeine Thaten her; ſo iſt des Laſters Bild, Jns ſchoͤne Auſſenwerk der Tugend eingehuͤllt. Die Mode iſt jezt ſo, man will von auſſen gleiſſen, Was Boͤſe iſt ſoll gut, das Laſter Tugend heiſſen. Ein Beiſpiel giebet uns der Menſchen arge Liſt, Die in der jezgen Welt die weiſe Klugheit iſt. Wer
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Die Argliſtigkeit.
Die Argliſtigkeit.
Sirach c. XIX. 19.
Argliſtigkeit iſt keine Weisheit, und der
Gottloſen Tuͤkke ſind keine Klugheit.
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Die Laſter huͤllen ſich oft in den Tu-
gend-Schein,
Als wie ein gierger Wolf in Scha-
fes Kleider ein.
Der Menſche pflegt den Glanz der
Tugenden zu lieben,
Allein er will nicht gern ſich in derſelben uͤben,
Drum nimmt er ihren Schmuk und zieht denſelben
an,
Auf das er ungeſcheut die Welt beruͤkken kan,
Will das nicht mehr angehn, ſo ſpannt er ihren
Nahmen,
Als einen ſchimmernden mit Gold beſezten Nah-
men
Um ſeine Thaten her; ſo iſt des Laſters Bild,
Jns ſchoͤne Auſſenwerk der Tugend eingehuͤllt.
Die Mode iſt jezt ſo, man will von auſſen gleiſſen,
Was Boͤſe iſt ſoll gut, das Laſter Tugend heiſſen.
Ein Beiſpiel giebet uns der Menſchen arge Liſt,
Die in der jezgen Welt die weiſe Klugheit iſt.
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