Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.der lehrenden Blumen. Wir sehen in den warmen Lenzen, Und in der schwülen Somerzeit, So viele bunte Tokken glänzen, Jn angebohrner Herrlichkeit; So bald sie nur in grünen Wiegen, Die auf der Mutter Schooße stehn, Als neugebohrne Kinder liegen, Kan man sie schon in Schmukke sehn, Jn solchen Schmuk der schön zu nennen, Von den die Kunst und Farben kennen. Jhr prangt mit unschäzbaren Schäzzen, Als keine Fürsten Tochter kan, Und wer sich will in Lust ergözzen, Der seh nur euren Hofstat an, Jhr Blumen! die kein Sammt noch Seide, Nein, ein viel schöners Kunstwerk ziert, Weil jedes Stük an euren Kleide, Zugleich das Aug und Herze rührt, Und immer, wenn wir es betrachten, Zugleich bewegt euch hoch zu achten. Jhr Weber rühmet eure Künste, Rühmt den der sie mit Wiz erdacht; Beseht der Blumen Kunstgespinste, Das hat die Weisheit selbst gemacht. Jhr Schildrer! die ihr recht verstehet, Wie man die Farben mischen muß, Den Schatten mahlt, das Licht erhöhet, Die Farben trennt in ihren Fluß Und wiederum vereint, verbindet, Seht, was ihr hier vor Farben findet. Hier
der lehrenden Blumen. Wir ſehen in den warmen Lenzen, Und in der ſchwuͤlen Somerzeit, So viele bunte Tokken glaͤnzen, Jn angebohrner Herrlichkeit; So bald ſie nur in gruͤnen Wiegen, Die auf der Mutter Schooße ſtehn, Als neugebohrne Kinder liegen, Kan man ſie ſchon in Schmukke ſehn, Jn ſolchen Schmuk der ſchoͤn zu nennen, Von den die Kunſt und Farben kennen. Jhr prangt mit unſchaͤzbaren Schaͤzzen, Als keine Fuͤrſten Tochter kan, Und wer ſich will in Luſt ergoͤzzen, Der ſeh nur euren Hofſtat an, Jhr Blumen! die kein Sammt noch Seide, Nein, ein viel ſchoͤners Kunſtwerk ziert, Weil jedes Stuͤk an euren Kleide, Zugleich das Aug und Herze ruͤhrt, Und immer, wenn wir es betrachten, Zugleich bewegt euch hoch zu achten. Jhr Weber ruͤhmet eure Kuͤnſte, Ruͤhmt den der ſie mit Wiz erdacht; Beſeht der Blumen Kunſtgeſpinſte, Das hat die Weisheit ſelbſt gemacht. Jhr Schildrer! die ihr recht verſtehet, Wie man die Farben miſchen muß, Den Schatten mahlt, das Licht erhoͤhet, Die Farben trennt in ihren Fluß Und wiederum vereint, verbindet, Seht, was ihr hier vor Farben findet. Hier
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der lehrenden Blumen.
Wir ſehen in den warmen Lenzen,
Und in der ſchwuͤlen Somerzeit,
So viele bunte Tokken glaͤnzen,
Jn angebohrner Herrlichkeit;
So bald ſie nur in gruͤnen Wiegen,
Die auf der Mutter Schooße ſtehn,
Als neugebohrne Kinder liegen,
Kan man ſie ſchon in Schmukke ſehn,
Jn ſolchen Schmuk der ſchoͤn zu nennen,
Von den die Kunſt und Farben kennen.
Jhr prangt mit unſchaͤzbaren Schaͤzzen,
Als keine Fuͤrſten Tochter kan,
Und wer ſich will in Luſt ergoͤzzen,
Der ſeh nur euren Hofſtat an,
Jhr Blumen! die kein Sammt noch Seide,
Nein, ein viel ſchoͤners Kunſtwerk ziert,
Weil jedes Stuͤk an euren Kleide,
Zugleich das Aug und Herze ruͤhrt,
Und immer, wenn wir es betrachten,
Zugleich bewegt euch hoch zu achten.
Jhr Weber ruͤhmet eure Kuͤnſte,
Ruͤhmt den der ſie mit Wiz erdacht;
Beſeht der Blumen Kunſtgeſpinſte,
Das hat die Weisheit ſelbſt gemacht.
Jhr Schildrer! die ihr recht verſtehet,
Wie man die Farben miſchen muß,
Den Schatten mahlt, das Licht erhoͤhet,
Die Farben trennt in ihren Fluß
Und wiederum vereint, verbindet,
Seht, was ihr hier vor Farben findet.
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