Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Die heilige Garten-Schule
Die Gärten die ihr jezt erblikket,
Sind eine Schule der Natur,
Darin in Bildern abgedrükket,
Der Gottheit unsichtbare Spur.
Hier könnt ihr von dem höchsten Wesen,
Von seiner Vollenkommenheit,
Die Ehrfurchts-volle Warheit lesen:
Es ist ein HErr der Herrlichkeit,

Dies lehrt euch zu des Schöpfers Ruhme,
Der Anblik einer jeden Blume.
Fragt nur: woher sie sind entsprossen,
Da sie zusammen Wunderschön
Woher der Farben Schmuk geflossen,
Der auf der Blätter Sammt zu sehn:
Wer hat in den so kleinen Saamen,
So viele Blätter eingefaßt,
Und sie als wie in glatte Rahmen,
Jn zarte Zwiebeln eingepaßt:
So werden sie euch sämmtlich weisen,
Den GOtt den sie als Schöpfer preisen.
Fragt: wer sie in gepreßten Falten
Der Häutgens, ordentlich gelegt;
Wer sie zur Winters-Zeit erhalten
Wenn sie die kalte Erde hegt:
Wer sie, wenn Schnee und Eis verlohren,
Der Frühling alles fruchtbar macht:
Und sie der Erden Schoos gebohren,
Geschmükt mit solcher bunten Pracht:
Sie werden euch in Glanz und Strahlen,
Den Schöpfer für die Augen mahlen.
Jhr
Die heilige Garten-Schule
Die Gaͤrten die ihr jezt erblikket,
Sind eine Schule der Natur,
Darin in Bildern abgedruͤkket,
Der Gottheit unſichtbare Spur.
Hier koͤnnt ihr von dem hoͤchſten Weſen,
Von ſeiner Vollenkommenheit,
Die Ehrfurchts-volle Warheit leſen:
Es iſt ein HErr der Herrlichkeit,

Dies lehrt euch zu des Schoͤpfers Ruhme,
Der Anblik einer jeden Blume.
Fragt nur: woher ſie ſind entſproſſen,
Da ſie zuſammen Wunderſchoͤn
Woher der Farben Schmuk gefloſſen,
Der auf der Blaͤtter Sammt zu ſehn:
Wer hat in den ſo kleinen Saamen,
So viele Blaͤtter eingefaßt,
Und ſie als wie in glatte Rahmen,
Jn zarte Zwiebeln eingepaßt:
So werden ſie euch ſaͤmmtlich weiſen,
Den GOtt den ſie als Schoͤpfer preiſen.
Fragt: wer ſie in gepreßten Falten
Der Haͤutgens, ordentlich gelegt;
Wer ſie zur Winters-Zeit erhalten
Wenn ſie die kalte Erde hegt:
Wer ſie, wenn Schnee und Eis verlohren,
Der Fruͤhling alles fruchtbar macht:
Und ſie der Erden Schoos gebohren,
Geſchmuͤkt mit ſolcher bunten Pracht:
Sie werden euch in Glanz und Strahlen,
Den Schoͤpfer fuͤr die Augen mahlen.
Jhr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0064" n="52"/>
          <fw place="top" type="header">Die heilige Garten-Schule</fw><lb/>
          <lg n="2">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Ga&#x0364;rten die ihr jezt erblikket,</l><lb/>
            <l>Sind eine Schule der Natur,</l><lb/>
            <l>Darin in Bildern abgedru&#x0364;kket,</l><lb/>
            <l>Der Gottheit un&#x017F;ichtbare Spur.</l><lb/>
            <l>Hier ko&#x0364;nnt ihr von dem ho&#x0364;ch&#x017F;ten We&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Von &#x017F;einer Vollenkommenheit,</l><lb/>
            <l>Die Ehrfurchts-volle Warheit le&#x017F;en:<lb/><hi rendition="#fr">Es i&#x017F;t ein HErr der Herrlichkeit,</hi></l><lb/>
            <l>Dies lehrt euch zu des Scho&#x0364;pfers Ruhme,</l><lb/>
            <l>Der Anblik einer jeden Blume.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l><hi rendition="#in">F</hi>ragt nur: woher &#x017F;ie &#x017F;ind ent&#x017F;pro&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Da &#x017F;ie zu&#x017F;ammen Wunder&#x017F;cho&#x0364;n</l><lb/>
            <l>Woher der Farben Schmuk geflo&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Der auf der Bla&#x0364;tter Sammt zu &#x017F;ehn:</l><lb/>
            <l>Wer hat in den &#x017F;o kleinen Saamen,</l><lb/>
            <l>So viele Bla&#x0364;tter eingefaßt,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ie als wie in glatte Rahmen,</l><lb/>
            <l>Jn zarte Zwiebeln eingepaßt:</l><lb/>
            <l>So werden &#x017F;ie euch &#x017F;a&#x0364;mmtlich wei&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Den <hi rendition="#fr">GOtt</hi> den &#x017F;ie als Scho&#x0364;pfer prei&#x017F;en.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <l><hi rendition="#in">F</hi>ragt: wer &#x017F;ie in gepreßten Falten</l><lb/>
            <l>Der Ha&#x0364;utgens, ordentlich gelegt;</l><lb/>
            <l>Wer &#x017F;ie zur Winters-Zeit erhalten</l><lb/>
            <l>Wenn &#x017F;ie die kalte Erde hegt:</l><lb/>
            <l>Wer &#x017F;ie, wenn Schnee und Eis verlohren,</l><lb/>
            <l>Der Fru&#x0364;hling alles fruchtbar macht:</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ie der Erden Schoos gebohren,</l><lb/>
            <l>Ge&#x017F;chmu&#x0364;kt mit &#x017F;olcher bunten Pracht:</l><lb/>
            <l>Sie werden euch in Glanz und Strahlen,</l><lb/>
            <l>Den Scho&#x0364;pfer fu&#x0364;r die Augen mahlen.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Jhr</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[52/0064] Die heilige Garten-Schule Die Gaͤrten die ihr jezt erblikket, Sind eine Schule der Natur, Darin in Bildern abgedruͤkket, Der Gottheit unſichtbare Spur. Hier koͤnnt ihr von dem hoͤchſten Weſen, Von ſeiner Vollenkommenheit, Die Ehrfurchts-volle Warheit leſen: Es iſt ein HErr der Herrlichkeit, Dies lehrt euch zu des Schoͤpfers Ruhme, Der Anblik einer jeden Blume. Fragt nur: woher ſie ſind entſproſſen, Da ſie zuſammen Wunderſchoͤn Woher der Farben Schmuk gefloſſen, Der auf der Blaͤtter Sammt zu ſehn: Wer hat in den ſo kleinen Saamen, So viele Blaͤtter eingefaßt, Und ſie als wie in glatte Rahmen, Jn zarte Zwiebeln eingepaßt: So werden ſie euch ſaͤmmtlich weiſen, Den GOtt den ſie als Schoͤpfer preiſen. Fragt: wer ſie in gepreßten Falten Der Haͤutgens, ordentlich gelegt; Wer ſie zur Winters-Zeit erhalten Wenn ſie die kalte Erde hegt: Wer ſie, wenn Schnee und Eis verlohren, Der Fruͤhling alles fruchtbar macht: Und ſie der Erden Schoos gebohren, Geſchmuͤkt mit ſolcher bunten Pracht: Sie werden euch in Glanz und Strahlen, Den Schoͤpfer fuͤr die Augen mahlen. Jhr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/64
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/64>, abgerufen am 24.11.2024.