Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Die angenehme Morgenröthe.
Dies deucht mir kann uns dieses lehren,
Es bringe jede Kreatur
Ein lieblich Opfer dem zu Ehren,
Der HErr, im Reiche der Natur.
Wir fühlen ihr erfrischtes Hauchen,
Wir sehn sie als Altäre rauchen,
Ach möchten wir uns auch bemühn;
Der Andacht heilge Räucherkerzen,
Jn unsern GOtt geweihten Herzen,
Zum Dienst des Schöpfers anzuglühn.
Wir sehen die Natur in Flammen,
Wenns Morgenlicht den Tag anfacht:
Ach! würde auch von uns zusammen,
Die Sommerszeit so hingebracht,
Daß wir von Himmelsstrahl gerühret,
Stets dächten: Mensch auch dir gebühret
Jn heisser Andacht den zu ehrn,
Von dessen unsichtbahren Wesen
Wir allenthalben Wunder lesen,
Empfinden, merken, schmekken, hörn.
Hört, wie der Vögel muntres Singen,
Durch ihren hellen Wunderklang.
Euch treibt ein Danklied dem zu bringen,
Den man in frohen Lobgesang,
Mit Herz und Munde muß verehren.
Jhr freudig zwitschern kan uns lehren,
Wie GOtt die Kreatur erfreut
Der durch den güldnen Strahl von Morgen,
Die Schrekgespenster schwarzer Sorgen,
Mit ihrer trüben Nacht zerstreut.
Auf!
Die angenehme Morgenroͤthe.
Dies deucht mir kann uns dieſes lehren,
Es bringe jede Kreatur
Ein lieblich Opfer dem zu Ehren,
Der HErr, im Reiche der Natur.
Wir fuͤhlen ihr erfriſchtes Hauchen,
Wir ſehn ſie als Altaͤre rauchen,
Ach moͤchten wir uns auch bemuͤhn;
Der Andacht heilge Raͤucherkerzen,
Jn unſern GOtt geweihten Herzen,
Zum Dienſt des Schoͤpfers anzugluͤhn.
Wir ſehen die Natur in Flammen,
Wenns Morgenlicht den Tag anfacht:
Ach! wuͤrde auch von uns zuſammen,
Die Sommerszeit ſo hingebracht,
Daß wir von Himmelsſtrahl geruͤhret,
Stets daͤchten: Menſch auch dir gebuͤhret
Jn heiſſer Andacht den zu ehrn,
Von deſſen unſichtbahren Weſen
Wir allenthalben Wunder leſen,
Empfinden, merken, ſchmekken, hoͤrn.
Hoͤrt, wie der Voͤgel muntres Singen,
Durch ihren hellen Wunderklang.
Euch treibt ein Danklied dem zu bringen,
Den man in frohen Lobgeſang,
Mit Herz und Munde muß verehren.
Jhr freudig zwitſchern kan uns lehren,
Wie GOtt die Kreatur erfreut
Der durch den guͤldnen Strahl von Morgen,
Die Schrekgeſpenſter ſchwarzer Sorgen,
Mit ihrer truͤben Nacht zerſtreut.
Auf!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0057" n="45"/>
          <fw place="top" type="header">Die angenehme Morgenro&#x0364;the.</fw><lb/>
          <lg n="12">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>ies deucht mir kann uns die&#x017F;es lehren,</l><lb/>
            <l>Es bringe jede Kreatur</l><lb/>
            <l>Ein lieblich Opfer dem zu Ehren,</l><lb/>
            <l>Der HErr, im Reiche der Natur.</l><lb/>
            <l>Wir fu&#x0364;hlen ihr erfri&#x017F;chtes Hauchen,</l><lb/>
            <l>Wir &#x017F;ehn &#x017F;ie als Alta&#x0364;re rauchen,</l><lb/>
            <l>Ach mo&#x0364;chten wir uns auch bemu&#x0364;hn;</l><lb/>
            <l>Der Andacht heilge Ra&#x0364;ucherkerzen,</l><lb/>
            <l>Jn un&#x017F;ern <hi rendition="#fr">GOtt</hi> geweihten Herzen,</l><lb/>
            <l>Zum Dien&#x017F;t des Scho&#x0364;pfers anzuglu&#x0364;hn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="13">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>ir &#x017F;ehen die Natur in Flammen,</l><lb/>
            <l>Wenns Morgenlicht den Tag anfacht:</l><lb/>
            <l>Ach! wu&#x0364;rde auch von uns zu&#x017F;ammen,</l><lb/>
            <l>Die Sommerszeit &#x017F;o hingebracht,</l><lb/>
            <l>Daß wir von Himmels&#x017F;trahl geru&#x0364;hret,</l><lb/>
            <l>Stets da&#x0364;chten: Men&#x017F;ch auch dir gebu&#x0364;hret</l><lb/>
            <l>Jn hei&#x017F;&#x017F;er Andacht den zu ehrn,</l><lb/>
            <l>Von de&#x017F;&#x017F;en un&#x017F;ichtbahren We&#x017F;en</l><lb/>
            <l>Wir allenthalben Wunder le&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Empfinden, merken, &#x017F;chmekken, ho&#x0364;rn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="14">
            <l><hi rendition="#in">H</hi>o&#x0364;rt, wie der Vo&#x0364;gel muntres Singen,</l><lb/>
            <l>Durch ihren hellen Wunderklang.</l><lb/>
            <l>Euch treibt ein Danklied dem zu bringen,</l><lb/>
            <l>Den man in frohen Lobge&#x017F;ang,</l><lb/>
            <l>Mit Herz und Munde muß verehren.</l><lb/>
            <l>Jhr freudig zwit&#x017F;chern kan uns lehren,</l><lb/>
            <l>Wie GOtt die Kreatur erfreut</l><lb/>
            <l>Der durch den gu&#x0364;ldnen Strahl von Morgen,</l><lb/>
            <l>Die Schrekge&#x017F;pen&#x017F;ter &#x017F;chwarzer Sorgen,</l><lb/>
            <l>Mit ihrer tru&#x0364;ben Nacht zer&#x017F;treut.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Auf!</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0057] Die angenehme Morgenroͤthe. Dies deucht mir kann uns dieſes lehren, Es bringe jede Kreatur Ein lieblich Opfer dem zu Ehren, Der HErr, im Reiche der Natur. Wir fuͤhlen ihr erfriſchtes Hauchen, Wir ſehn ſie als Altaͤre rauchen, Ach moͤchten wir uns auch bemuͤhn; Der Andacht heilge Raͤucherkerzen, Jn unſern GOtt geweihten Herzen, Zum Dienſt des Schoͤpfers anzugluͤhn. Wir ſehen die Natur in Flammen, Wenns Morgenlicht den Tag anfacht: Ach! wuͤrde auch von uns zuſammen, Die Sommerszeit ſo hingebracht, Daß wir von Himmelsſtrahl geruͤhret, Stets daͤchten: Menſch auch dir gebuͤhret Jn heiſſer Andacht den zu ehrn, Von deſſen unſichtbahren Weſen Wir allenthalben Wunder leſen, Empfinden, merken, ſchmekken, hoͤrn. Hoͤrt, wie der Voͤgel muntres Singen, Durch ihren hellen Wunderklang. Euch treibt ein Danklied dem zu bringen, Den man in frohen Lobgeſang, Mit Herz und Munde muß verehren. Jhr freudig zwitſchern kan uns lehren, Wie GOtt die Kreatur erfreut Der durch den guͤldnen Strahl von Morgen, Die Schrekgeſpenſter ſchwarzer Sorgen, Mit ihrer truͤben Nacht zerſtreut. Auf!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/57
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/57>, abgerufen am 22.11.2024.