Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Die Tieffen der GOttheit. Keine Zeiten, keine Stunden, Messen dein stets ewges Sein, Keine Jahre die verschwunden Fassen dich in Zirkeln ein. Morgen ist bei dir wie heute, Keine Länge keine Breite Die umschränket deinen Geist, Der unendlich, ewig heist. Denk ich den Vollkommenheiten Jn der Stille weiter nach, Und den Strahl der Herrlichkeiten: So umgiebt mich allgemach, Wiederum ein neuer Schatten, Wo sich Licht und Dunkel gatten; Und dein Licht wirft allemahl Mich ins tieffe Abgrunds-Thal. Sehe ich auf deine Hände, Die das Bild der Allmacht sind, So sind ich auch da kein Ende, Und mein Geist wird wieder blind: Will ich mir die hellen Strahlen Der Allwissenheit abmahlen: O! mein blödes Angesicht, Wird geblendet durch dein Licht. So wie unser Aug die Strahlen An der Sonne nie erträgt; So gehts mir auch allemahlen, Wenn mein Geist dich recht erwegt. Er Zweyter Theil. Y
Die Tieffen der GOttheit. Keine Zeiten, keine Stunden, Meſſen dein ſtets ewges Sein, Keine Jahre die verſchwunden Faſſen dich in Zirkeln ein. Morgen iſt bei dir wie heute, Keine Laͤnge keine Breite Die umſchraͤnket deinen Geiſt, Der unendlich, ewig heiſt. Denk ich den Vollkommenheiten Jn der Stille weiter nach, Und den Strahl der Herrlichkeiten: So umgiebt mich allgemach, Wiederum ein neuer Schatten, Wo ſich Licht und Dunkel gatten; Und dein Licht wirft allemahl Mich ins tieffe Abgrunds-Thal. Sehe ich auf deine Haͤnde, Die das Bild der Allmacht ſind, So ſind ich auch da kein Ende, Und mein Geiſt wird wieder blind: Will ich mir die hellen Strahlen Der Allwiſſenheit abmahlen: O! mein bloͤdes Angeſicht, Wird geblendet durch dein Licht. So wie unſer Aug die Strahlen An der Sonne nie ertraͤgt; So gehts mir auch allemahlen, Wenn mein Geiſt dich recht erwegt. Er Zweyter Theil. Y
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Die Tieffen der GOttheit.
Keine Zeiten, keine Stunden,
Meſſen dein ſtets ewges Sein,
Keine Jahre die verſchwunden
Faſſen dich in Zirkeln ein.
Morgen iſt bei dir wie heute,
Keine Laͤnge keine Breite
Die umſchraͤnket deinen Geiſt,
Der unendlich, ewig heiſt.
Denk ich den Vollkommenheiten
Jn der Stille weiter nach,
Und den Strahl der Herrlichkeiten:
So umgiebt mich allgemach,
Wiederum ein neuer Schatten,
Wo ſich Licht und Dunkel gatten;
Und dein Licht wirft allemahl
Mich ins tieffe Abgrunds-Thal.
Sehe ich auf deine Haͤnde,
Die das Bild der Allmacht ſind,
So ſind ich auch da kein Ende,
Und mein Geiſt wird wieder blind:
Will ich mir die hellen Strahlen
Der Allwiſſenheit abmahlen:
O! mein bloͤdes Angeſicht,
Wird geblendet durch dein Licht.
So wie unſer Aug die Strahlen
An der Sonne nie ertraͤgt;
So gehts mir auch allemahlen,
Wenn mein Geiſt dich recht erwegt.
Er
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