Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Tieffen der Gottheit.

So fält mir stets wieder ein,
GOtt wil nur bewundert seyn.

Du bist warlich unermeßlich,
Und wirst in den tieffen Grund
Da du dich verbirgst, vortreflich
Und dennoch als herrlich kund.
Muß der Seelen Aug erblinden,
Daß dich suchet zu ergründen:
So faßt Erd und Himmel nicht,
Deiner Gottheit grosses Licht.
Geh ich zu den Sternenbühnen
Jm Gedanken, du bist da,
Jn der Welt der Seraphinen,
Dünkest du mir wieder nah.
Steigt mein Sin in tieffe Grüfte
Der verborgnen Erden-Klüfte,
Dein unsichtbahr Angesicht
Zeigt auch da sein Augenlicht.
Wil ich gleich zu denen Meeren,
Als der Erden äusren Rand
Auf des Geistes Flügeln kehren,
Da bist du mir auch bekandt:
Auf der Berge hohen Hügeln,
Finde ich als wie in Spiegeln
Deiner Grös Unendlichkeit,
Hoheit und Volkommenheit.
Wil ich aber weiter gehen,
Deine Herrligkeit recht schaun:
Bleibt der Wiz auf einmahl stehen,
Und verspürt ein banges Graun.
Weil

Die Tieffen der Gottheit.

So faͤlt mir ſtets wieder ein,
GOtt wil nur bewundert ſeyn.

Du biſt warlich unermeßlich,
Und wirſt in den tieffen Grund
Da du dich verbirgſt, vortreflich
Und dennoch als herrlich kund.
Muß der Seelen Aug erblinden,
Daß dich ſuchet zu ergruͤnden:
So faßt Erd und Himmel nicht,
Deiner Gottheit groſſes Licht.
Geh ich zu den Sternenbuͤhnen
Jm Gedanken, du biſt da,
Jn der Welt der Seraphinen,
Duͤnkeſt du mir wieder nah.
Steigt mein Sin in tieffe Gruͤfte
Der verborgnen Erden-Kluͤfte,
Dein unſichtbahr Angeſicht
Zeigt auch da ſein Augenlicht.
Wil ich gleich zu denen Meeren,
Als der Erden aͤuſren Rand
Auf des Geiſtes Fluͤgeln kehren,
Da biſt du mir auch bekandt:
Auf der Berge hohen Huͤgeln,
Finde ich als wie in Spiegeln
Deiner Groͤs Unendlichkeit,
Hoheit und Volkommenheit.
Wil ich aber weiter gehen,
Deine Herrligkeit recht ſchaun:
Bleibt der Wiz auf einmahl ſtehen,
Und verſpuͤrt ein banges Graun.
Weil
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg>
            <l>
              <pb facs="#f0347" n="335"/>
              <fw place="top" type="header">Die Tieffen der Gottheit.</fw>
            </l><lb/>
            <l>So fa&#x0364;lt mir &#x017F;tets wieder ein,<lb/><hi rendition="#fr">GOtt</hi> wil nur bewundert &#x017F;eyn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg>
            <l><hi rendition="#in">D</hi>u bi&#x017F;t warlich unermeßlich,</l><lb/>
            <l>Und wir&#x017F;t in den tieffen Grund</l><lb/>
            <l>Da du dich verbirg&#x017F;t, vortreflich</l><lb/>
            <l>Und dennoch als herrlich kund.</l><lb/>
            <l>Muß der Seelen Aug erblinden,</l><lb/>
            <l>Daß dich &#x017F;uchet zu ergru&#x0364;nden:</l><lb/>
            <l>So faßt Erd und Himmel nicht,</l><lb/>
            <l>Deiner Gottheit gro&#x017F;&#x017F;es Licht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg>
            <l><hi rendition="#in">G</hi>eh ich zu den Sternenbu&#x0364;hnen</l><lb/>
            <l>Jm Gedanken, du bi&#x017F;t da,</l><lb/>
            <l>Jn der Welt der Seraphinen,</l><lb/>
            <l>Du&#x0364;nke&#x017F;t du mir wieder nah.</l><lb/>
            <l>Steigt mein Sin in tieffe Gru&#x0364;fte</l><lb/>
            <l>Der verborgnen Erden-Klu&#x0364;fte,</l><lb/>
            <l>Dein un&#x017F;ichtbahr Ange&#x017F;icht</l><lb/>
            <l>Zeigt auch da &#x017F;ein Augenlicht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg>
            <l><hi rendition="#in">W</hi>il ich gleich zu denen Meeren,</l><lb/>
            <l>Als der Erden a&#x0364;u&#x017F;ren Rand</l><lb/>
            <l>Auf des Gei&#x017F;tes Flu&#x0364;geln kehren,</l><lb/>
            <l>Da bi&#x017F;t du mir auch bekandt:</l><lb/>
            <l>Auf der Berge hohen Hu&#x0364;geln,</l><lb/>
            <l>Finde ich als wie in Spiegeln</l><lb/>
            <l>Deiner Gro&#x0364;s Unendlichkeit,</l><lb/>
            <l>Hoheit und Volkommenheit.</l>
          </lg><lb/>
          <lg>
            <l><hi rendition="#in">W</hi>il ich aber weiter gehen,</l><lb/>
            <l>Deine Herrligkeit recht &#x017F;chaun:</l><lb/>
            <l>Bleibt der Wiz auf einmahl &#x017F;tehen,</l><lb/>
            <l>Und ver&#x017F;pu&#x0364;rt ein banges Graun.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Weil</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[335/0347] Die Tieffen der Gottheit. So faͤlt mir ſtets wieder ein, GOtt wil nur bewundert ſeyn. Du biſt warlich unermeßlich, Und wirſt in den tieffen Grund Da du dich verbirgſt, vortreflich Und dennoch als herrlich kund. Muß der Seelen Aug erblinden, Daß dich ſuchet zu ergruͤnden: So faßt Erd und Himmel nicht, Deiner Gottheit groſſes Licht. Geh ich zu den Sternenbuͤhnen Jm Gedanken, du biſt da, Jn der Welt der Seraphinen, Duͤnkeſt du mir wieder nah. Steigt mein Sin in tieffe Gruͤfte Der verborgnen Erden-Kluͤfte, Dein unſichtbahr Angeſicht Zeigt auch da ſein Augenlicht. Wil ich gleich zu denen Meeren, Als der Erden aͤuſren Rand Auf des Geiſtes Fluͤgeln kehren, Da biſt du mir auch bekandt: Auf der Berge hohen Huͤgeln, Finde ich als wie in Spiegeln Deiner Groͤs Unendlichkeit, Hoheit und Volkommenheit. Wil ich aber weiter gehen, Deine Herrligkeit recht ſchaun: Bleibt der Wiz auf einmahl ſtehen, Und verſpuͤrt ein banges Graun. Weil

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/347
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/347>, abgerufen am 28.11.2024.