Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Der Mißbrauch der Güte GOttes. Der Busch der kan doch nicht die Rosen vor sichnüzzen Und dennoch pflegt er sie so stachlicht zu beschüzzen. Wer ein Blumiste ist, und hat das in Gebrauch, Daß er was schön versagt, der ist ein Dornenstrauch Der ungern Rosen giebt: Der Strauch läst sie ver- wehen, Und ein Blumiste läst sie lieber untergehen. Wer als ein Mensche liebt, der gönnt dem andern auch, Der Blumen schönen Schmuk derselben süssen Hauch: Und wer so neidisch ist, der hätte wol verdienet, Daß seine Lust vergeh, die ihm alleine grünet. Ge- T 5
Der Mißbrauch der Guͤte GOttes. Der Buſch der kan doch nicht die Roſen vor ſichnuͤzzen Und dennoch pflegt er ſie ſo ſtachlicht zu beſchuͤzzen. Wer ein Blumiſte iſt, und hat das in Gebrauch, Daß er was ſchoͤn verſagt, der iſt ein Dornenſtrauch Der ungern Roſen giebt: Der Strauch laͤſt ſie ver- wehen, Und ein Blumiſte laͤſt ſie lieber untergehen. Wer als ein Menſche liebt, der goͤnnt dem andern auch, Der Blumen ſchoͤnen Schmuk derſelben ſuͤſſen Hauch: Und wer ſo neidiſch iſt, der haͤtte wol verdienet, Daß ſeine Luſt vergeh, die ihm alleine gruͤnet. Ge- T 5
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Der Mißbrauch der Guͤte GOttes.
Der Buſch der kan doch nicht die Roſen vor ſich
nuͤzzen
Und dennoch pflegt er ſie ſo ſtachlicht zu beſchuͤzzen.
Wer ein Blumiſte iſt, und hat das in Gebrauch,
Daß er was ſchoͤn verſagt, der iſt ein Dornenſtrauch
Der ungern Roſen giebt: Der Strauch laͤſt ſie ver-
wehen,
Und ein Blumiſte laͤſt ſie lieber untergehen.
Wer als ein Menſche liebt, der goͤnnt dem andern
auch,
Der Blumen ſchoͤnen Schmuk derſelben ſuͤſſen
Hauch:
Und wer ſo neidiſch iſt, der haͤtte wol verdienet,
Daß ſeine Luſt vergeh, die ihm alleine gruͤnet.
Ge-
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