Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Der Mißbrauch der Güte GOttes. Pflegt man der Dinge Preis und ihren Werth zuschäzzen. Die Eigenliebe will die Blume sol allein, Die kostbar wird geschäzt, in ihren Garten seyn: Darum zerreisset man des gütgen Schöpfers Ga- ben, Die seltne Art vor sich zur Augenlust zu haben. Die ewge Gütigkeit, die uns die Blumen giebt, Zeigt uns im Beispiel an, daß sie ja alle liebt, Und wenn sie uns mehr schenkt, als wir davon ver- langen, So ist es nicht erlaubt, damit allein zu prangen. Man lasse andern auch der Blumen seltnes Schön Zu ihres Schöpfers Ruhm, mit uns zugleich be- sehn, Das schadet keinen nicht, und wären gleiche Arten, Die uns so angenehm, in jeden Blumen-Gar- ten. Es nimmt der deinen nicht der Farben Mannifalt, Noch seine Lieblichkeit, Geruch, Form und Ge- stalt: Und sage was du wilt, es wird dir dein Gewissen Des Neides Bitterkeit auch hierin zeigen müssen. Wer andern das nicht gönnt, was GOttes Güte schenkt Der ist des Guts nicht werth, das GOtt ihm zu- gelenkt. Wer so die Blumen liebt, der ist den Dornen- sträuchen Die schöne Rosen nähren, hierinnen zu vergleichen. Wer von ihm Rosen nimmt, sich zum Vergnügen pflükt Dem wird gar oft der Dorn, in seine Hand ge- drükt, Der
Der Mißbrauch der Guͤte GOttes. Pflegt man der Dinge Preis und ihren Werth zuſchaͤzzen. Die Eigenliebe will die Blume ſol allein, Die koſtbar wird geſchaͤzt, in ihren Garten ſeyn: Darum zerreiſſet man des guͤtgen Schoͤpfers Ga- ben, Die ſeltne Art vor ſich zur Augenluſt zu haben. Die ewge Guͤtigkeit, die uns die Blumen giebt, Zeigt uns im Beiſpiel an, daß ſie ja alle liebt, Und wenn ſie uns mehr ſchenkt, als wir davon ver- langen, So iſt es nicht erlaubt, damit allein zu prangen. Man laſſe andern auch der Blumen ſeltnes Schoͤn Zu ihres Schoͤpfers Ruhm, mit uns zugleich be- ſehn, Das ſchadet keinen nicht, und waͤren gleiche Arten, Die uns ſo angenehm, in jeden Blumen-Gar- ten. Es nimmt der deinen nicht der Farben Mannifalt, Noch ſeine Lieblichkeit, Geruch, Form und Ge- ſtalt: Und ſage was du wilt, es wird dir dein Gewiſſen Des Neides Bitterkeit auch hierin zeigen muͤſſen. Wer andern das nicht goͤnnt, was GOttes Guͤte ſchenkt Der iſt des Guts nicht werth, das GOtt ihm zu- gelenkt. Wer ſo die Blumen liebt, der iſt den Dornen- ſtraͤuchen Die ſchoͤne Roſen naͤhren, hierinnen zu vergleichen. Wer von ihm Roſen nimmt, ſich zum Vergnuͤgen pfluͤkt Dem wird gar oft der Dorn, in ſeine Hand ge- druͤkt, Der
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Der Mißbrauch der Guͤte GOttes.
Pflegt man der Dinge Preis und ihren Werth zu
ſchaͤzzen.
Die Eigenliebe will die Blume ſol allein,
Die koſtbar wird geſchaͤzt, in ihren Garten ſeyn:
Darum zerreiſſet man des guͤtgen Schoͤpfers Ga-
ben,
Die ſeltne Art vor ſich zur Augenluſt zu haben.
Die ewge Guͤtigkeit, die uns die Blumen giebt,
Zeigt uns im Beiſpiel an, daß ſie ja alle liebt,
Und wenn ſie uns mehr ſchenkt, als wir davon ver-
langen,
So iſt es nicht erlaubt, damit allein zu prangen.
Man laſſe andern auch der Blumen ſeltnes Schoͤn
Zu ihres Schoͤpfers Ruhm, mit uns zugleich be-
ſehn,
Das ſchadet keinen nicht, und waͤren gleiche Arten,
Die uns ſo angenehm, in jeden Blumen-Gar-
ten.
Es nimmt der deinen nicht der Farben Mannifalt,
Noch ſeine Lieblichkeit, Geruch, Form und Ge-
ſtalt:
Und ſage was du wilt, es wird dir dein Gewiſſen
Des Neides Bitterkeit auch hierin zeigen muͤſſen.
Wer andern das nicht goͤnnt, was GOttes Guͤte
ſchenkt
Der iſt des Guts nicht werth, das GOtt ihm zu-
gelenkt.
Wer ſo die Blumen liebt, der iſt den Dornen-
ſtraͤuchen
Die ſchoͤne Roſen naͤhren, hierinnen zu vergleichen.
Wer von ihm Roſen nimmt, ſich zum Vergnuͤgen
pfluͤkt
Dem wird gar oft der Dorn, in ſeine Hand ge-
druͤkt,
Der
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